116 - Dämonenfalle Amazonas
violettes Leuchten gehüllt.
Violett!
Das war Atax’ Farbe; so zeigte sich seine Magie, wenn sie sichtbar war! Atax in Brasilien! War er meinetwegen hier?
Ich war sein Todfeind - und einen solchen schien er selbst vernichten zu wollen. Es paßte ihm nicht in den Kram, daß andere ihm diese Arbeit abnehmen wollten. Deshalb griff er ein.
Der Häuptling brach tödlich getroffen zusammen. Das violette Licht floß über seinen Körper und fraß ihn auf. Als das Licht erlosch, war der Mann nicht mehr vorhanden.
Atax, die Seele des Teufels, hatte mir das Leben gerettet, aber ich brauchte ihm dafür nicht dankbar zu sein, denn der Geschlechtslose hatte das nur getan, damit er mich selbst erledigen konnte.
Jetzt sah ich ihn zwischen zwei Hütten, und eine grauenerregende Gestalt stand neben ihm.
Das war Phorkys, der Vater der Ungeheuer!
Was hatten die beiden hier im brasilianischen Urwald vor?
Ich fürchte, ich werde es bald wissen, dachte ich.
Die Iaviros benötigten einige Sekunden, um das Geschehene zu verdauen. Ihr Häuptling war von einem violett leuchtenden Speer getötet worden, und nun lag nicht einmal mehr seine Leiche auf dem Boden. Das Licht hatte ihn aufgelöst. Ihre Wut ließ sie über sich hinauswachsen. Obwohl Atax und Phorkys zwei schreckenerregende Figuren waren, griffen die Kopfjäger sie an.
Der ganze Stamm warf sich ihnen entgegen. Niemand dachte im Moment an uns, und ich war entschlossen, diese zweite Chance augenblicklich zu nützen.
Eines war klar: Eine dritte Chance würde es nicht geben. Wir hatten jetzt schon mehr Glück, als uns eigentlich zustand.
»Nichts wie weg, Dondo!« zischte ich dem Capo zu.
»Was sind das für widerliche Ungeheuer? Wieso haben die uns das Leben gerettet?«
»Später«, drängte ich, packte den Capo und riß ihn mit.
Nach wenigen Schritten ließ ich ihn los, und er lief allein weiter. Atax und Phorkys… Das war selbst für mich schwer zu fassen, aber sie hatten es getan: Sie hatten mir aus dieser ausweglosen Klemme geholfen. Ihre Motive waren von nebensächlicher Bedeutung.
Sie führten irgend etwas im Schilde, und wenn es mir möglich war, würde ich ihre Pläne durchkreuzen. Das wußten sie. Sie mußten sich ziemlich sicher fühlen, wenn sie mir trotzdem das Leben retteten.
Vielleicht waren sie wegen Goddard hier. Hatten sie erfahren, daß ich Jubilees Vater suchte, und wollten mir nun ein Bein stellen?
Im Moment freute ich mich über mein geschenktes Leben…
Dondo Narrine übernahm die Führung, obwohl er sich im Gebiet der Kopfjäger genausowenig auskannte wie ich. Aber er fand sich an und für sich im Urwald besser zurecht als ich, deshalb war es gut, daß er sich als Scout betätigte.
Wir ließen die Hütten der Kopfjäger weit hinter uns, nicht aber die Indios, wie ich zu meinem Ärger feststellen mußte. Wie ihr Kampf gegen Atax und Phorkys ausgegangen war, wußte ich nicht. Mir fiel aber auf, daß zumindest ein Teil des Stammes die Verfolgung aufgenommen hatte.
Die Iaviros wollten uns immer noch kriegen!
Und sie waren schneller als wir. Sie holten auf.
Ich merkte, wie sie näherkamen. Bald würden sie auf Schußnähe herangekommen sein. Dann würden uns die Curare-Pfeile um die Ohren fliegen -und wenn uns auch nur ein einziger streifte, war unsere Flucht zu Ende und der Einsatz der Dämonen vergebens gewesen.
Die Iaviros sprangen, krochen und schlüpften wieselflink durch das Unterholz. Sie waren im Urwald zu Hause. Sie wußten, wie man sich hier bewegte und seine Vorteile geschickt nützte.
Solange wir rannten, wußten sie, wo wir waren.
Wir konnten nicht so leise sein wie sie. Und sie hatten verdammt gute Ohren. Das hieß für uns: nicht mehr bewegen!
Also: verstecken!
Ich machte es Dondo Narrine klar, und er hechtete sich sofort in eine Höhle, die von Erde und Luftwurzeln gebildet wurde. Der Capo war von einer Sekunde zur anderen nicht mehr zu sehen. Er schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Selbst den Iaviros würde es schwerfallen, ihn zu entdecken.
Da in der Höhle nur für einen Mann Platz war, kletterte ich an dem Baum, unter dem Dondo Narrine lag, hoch. Der Urwaldriese machte es mir leicht. Seine Äste waren wie die Sprossen einer Leiter angeordnet.
Wenig später lag ich auf einem Ast, der sogar breiter war als ich. Man konnte mich von unten nicht sehen. In großer Eile füllte ich die Hälfte der Patronenkammern des Diamondback, aber ich wollte nur schießen, wenn es sich überhaupt nicht vermeiden ließ, denn das
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