116 - Geheimexperiment Todessporen
er
überrascht. „Ich denke, es sollte noch jemand mitkommen.“
„Ja, Mister
Kunaritschew. Leider musste er plötzlich absagen. Mit großer Wahrscheinlichkeit
wird er aber morgen oder übermorgen nachkommen.“ Mit dieser Erklärung gab
Williamson sich zufrieden. Der strohblonde Mann mit der hellen,
sommersprossigen Haut und der ein wenig spitzen Nase ging X-RAY-3 ins Gebäude
voran. Ein langer, mit einem roten Teppich ausgelegter Korridor lag vor ihnen.
Auf den Gang mündeten die Türen. Am Ende des Korridors führte eine Treppe in
die erste Etage. Boarings Unterkunft lag am äußersten Flurende. Der Name des
Forschers stand auf einem kleinen Messingschild, das an der Tür befestigt war.
Williamson klopfte an. „Mister Brent ist da, Professor“, sagte er und drückte
im gleichen Augenblick die Klinke herab. Das Zimmer hinter der Tür glich einem
Büro. An den Wänden waren Regale befestigt, in denen reihenweise Ordner
standen. Genau der Tür gegenüber thronte ein wuchtiger Schreibtisch, belagert
mit Papieren und einem Stoß Zeitschriften, dazwischen ein Telefon. Hinter dem
Tisch saß in einem Anzug Professor Amos Boaring. Er blickte den Eintretenden
voll ins Gesicht, war jedoch sehr ernst und schweigsam und erwiderte nicht mal
den Gruß seines von weither angereisten Besuchers .
„Professor?“,
sagte Lex Williamson da irritiert. Auch jetzt war noch keine Regung in Boarings
Gesicht zu erkennen. Wie eine Statue saß er da, und seine Augen waren matt und
glanzlos, die Iris ... bis ins Unendliche erweitert.
„Er ist tot“,
sagte Larry rau, und die drei Worte wirkten in der Stille wie Hammerschläge.
●
Sie stand wie
vom Donner gerührt. Jane Drawders Herz raste, und ihr wurde abwechselnd heiß
und kalt. „Wer spricht da?“, brachte sie mühsam hervor. Sie reagierte ganz
mechanisch.
Ich, das
hörst du doch“, lautete die Antwort. Die Frau schnappte nach Luft und konnte
den Blick nicht von dem abgetrennten und beschädigten Kopf des Teddys wenden,
der mitten im Raum lag. Aus der Stirn, in die die Kugel gedrungen war, quollen
Holzwolle und Sägespäne.
„Aber-ein
Stofftier kann nicht sprechen. Ich träume ... oder ich habe den Verstand
verloren.“
„Unsinn! Du
hörst mich doch ganz deutlich, nicht wahr?“
Sie nickte,
konnte aber nicht mehr reden. Ihre Kehle war mit einem Mal wie zugeschnürt.
„Also. Warum
beschwerst du dich ... Komm her!“, forderte die kalte, unpersönliche und
herzlos klingende Stimme. Jane Drawder hätte am liebsten auf dem Absatz kehrt
gemacht und wäre hinausgelaufen. Aber sie sah sich dazu außerstande. Der Kopf
zog sie magisch an, und sie ging auf ihn zu ...
„Du bist
schön“, kicherte die Stimme aus dem mit Holzwolle gefüllten Kopf des Teddys.
Jane Drawder ertappte sich dabei, wie sie auf den dünnen, aus schwarzen Fäden
genähten Mund starrte, der sich jedoch nicht bewegte. „Schön - aber etwas
grobschlächtig. Komm, tanz für mich ... Dreh dich im Kreis ...“
Wieder
erfolgte dieses Kichern. Irgendwie kam es Jane Drawder bekannt vor. Sie hatte
es schon mal gehört. Am Abend ... Aus dem Mund von - Jennifer! Sie sah ihr
lachendes Kind vor sich, hörte die fremde Stimme und war plötzlich von solchem
Grauen erfüllt, dass sie es nicht mehr länger im Kassenraum aushielt. Wie ein
elektrischer Schlag ging es durch ihren Körper. Ruckartig warf sie sich herum.
Dann schrie sie gellend auf, und es schien, als würde sich ihr ganzes Grauen, ihre Angst und das Angespanntsein in diesem Kreischen
lösen. Jane Drawder flog der offenen Tür entgegen, stürzte ins Freie und lief
noch immer kreischend auf die zweihundert Meter entfernte Gaststätte zu. Dort
hielten sich noch Iwan Kunaritschew und Geoffrey Drawder auf. Drawder saß
wieder am Tisch. Die beiden Männer hörten den langgezogenen, markerschütternden
Schrei durch die Nacht hallen. Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7 war sofort auf
den Beinen. Er riss die Tür auf und stürmte nach draußen. Jane Drawder taumelte
ihm entgegen. Nur Wortfetzen kamen über ihre zitternden, bleichen Lippen. Kunaritschew
verstand nicht alles, aber was er hörte, reichte, um ihm einen Einblick in die
Begegnung zu verschaffen, die Jane Drawder behauptete, gehabt zu haben. Der
russische Spezialagent stürmte los. Während sich Geoffrey Drawder, der hinter
ihm aus dem Haus kam und einen erstaunlich nüchternen Eindruck machte, um seine
Frau kümmerte, betrat Iwan Kunaritschew den Kassenraum. Er fand alles
unverändert. Auf dem Boden
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