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1160 - Das Gespenst von Dartmoor

1160 - Das Gespenst von Dartmoor

Titel: 1160 - Das Gespenst von Dartmoor
Autoren: Jason Dark
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steckt dahinter noch immer ein anderer Sinn.«
    »Richtig. Alles klar, Mr. Burton. Aber was ist hier schon normal? Wäre alles normal, würde ich meine Zeit in London verbringen und nicht hier. Es hat immerhin Tote gegeben. Drei hier und einen in London. Er konnte seinem Mörder nicht entwischen, von dem wir noch immer keine Spur haben. Nicht einmal einen Verdacht.«
    »Doch, Inspektor.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Das Gespenst von Dartmoor, wie auch der stellvertretende Direktor meinte.«
    Suko stimmte weder zu noch lehnte er ab. »So genau bin ich darüber nicht informiert, und ich möchte auch keine vorschnellen Schlüsse ziehen. Wir werden alles auf uns zukommen lassen müssen und später dann unsere Schlüsse ziehen.«
    »Falls es nicht zu spät ist«, flüsterte Don Burton. »Wir sind alle verdammt nervös, und auch die Gefangenen. Da liegt ein Druck auf uns, dem wir kaum entgehen können.«
    »Wann geschahen die Morde?«, fragte Suko.
    »Immer in der Nacht.« Burton zündete sich eine Zigarette an. »Seitdem haben alle Angst vor der Dunkelheit. Die Killer oder wenn es nur ein Killer ist, dem gelang es sogar, in die geschlossenen Zellen einzudringen. Können Sie sich das vorstellen? Eigentlich nicht«, sprach der Mann weiter und rauchte dabei hektisch. »Aber einem Gespenst ist doch nichts unmöglich - oder?«
    Suko gestattete sich ein Lächeln. »Was fragen Sie mich danach, Mr. Burton?«
    »Sie sind der Fachmann. Sie und Ihr Kollege, von dem ich nicht weiß, wo er sich befindet.«
    »Er ist hier im Komplex unterwegs.«
    »Haben Sie einen Treffpunkt vereinbart?«
    »Nein, aber John Sinclair befindet sich in guter Gesellschaft. Fiona Randall ist bei ihm.«
    Burton schüttelte den Kopf. Er hatte den Glimmstängel halb geraucht und drückte ihn aus. »Ich halte es nicht für gut, die Tochter des stellvertretenden Direktors hier zu haben, wenn Sie mich fragen. Das ist sehr schlimm.«
    »Meinen Sie, dass sie Unruhe bringt?«
    »Die bringt eine Frau immer, wenn sie in die reine Männergesellschaft eindringt«, erklärte er so bestimmt, als würde er sich bestens auskennen. »Eine Frau unter Männern gibt stets Ärger. Das macht die Häftlinge hier nervös, um es mal harmlos auszudrücken. Sie ist auch nie allein unterwegs. Normalerweise wird sie immer von zweien meiner Kollegen begleitet, aber jetzt hat sie ja einen anderen Beschützer.« Er grinste Suko an. »Haben wir noch etwas zu erledigen?«
    »Ja. Sie wollten mir doch den Strafflügel zeigen. Die normalen Zellen und deren Umgebung habe ich ja gesehen. Mich interessiert auch noch der Rest.«
    »Angenehm ist der nicht!«
    »Das habe ich auch nicht erwartet«, sagte Suko. »Aber glauben Sie mir, ich habe in meinem Leben schon viel Unangenehmes gesehen. Da kann mich so leicht nichts schocken.«
    »Klar. Sollen wir?«
    »Ja.« Das sagte Suko, obwohl er seinen Becher nicht einmal zu einem Drittel geleert hatte.
    Beide standen auf, aber Suko ließ seinem Begleiter den Vortritt; er kannte sich hier besser aus.
    Der Inspektor hatte eine Welt gesehen, die man mit den Worten traurig, wild und fremd beschreiben konnte. Wenn jeder Gesetzesbrecher vor seiner Tat dieses Zuchthaus besichtigt hätte, dann hätte er sich seine Tat wohl überlegt. Denn es war bestimmt kein Privileg, in einer der Zellen zu hausen, die sehr alt waren und schon viel Leid und Verzweiflung gesehen hatten.
    Gefangene Franzosen und Amerikaner hatten das Zuchthaus gebaut und waren hier gestorben. Ihre Leichen lagen irgendwo im Hochmoor verborgen, denn Suko glaubte nicht, dass die beiden Zuchthaus-Friedhöfe alle Toten gefasst hatten.
    Er hatte auch sie gesehen. Ein schmuckloses Gelände, auf dem hin und wieder ein wie verloren wirkendes Kreuz stand.
    Sie blieben zusammen. Auf dem Hof war es leer. Die Maisonne knallte vom Himmel herab. In ganz Europa hatte sie die Länder mit einer Hitzewelle überflutet und auch diesen Teil Englands nicht ausgelassen. Myriaden von Mücken waren aus den Sümpfen gestiegen. Noch hielten sie sich zurück. Sobald die Dämmerung hereinbrach, würden sie ihre Verstecke verlassen und sich auf die Menschen stürzen.
    Das Innere des Zuchthauses war eine kahle Welt für sich. Ein Areal ohne Freude. Hier gab es kein Lächeln, auch keine Hoffnung. Jeder, der hier in der Zelle hockte, zählte seine Tage bis zur Entlassung und dämmerte ansonsten vor sich hin.
    Das hier war das Ende der Welt. Und die nahe Stadt Princetown lebte auch mehr von der Erinnerung als von der Gegenwart.
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