1160 - Das Gespenst von Dartmoor
Sumpfgestank entgegenschickte.
Es hatte sich auch ein Umhang gebildet. Für mich sah er aus wie aus glänzenden Blättern bestehend, und mir schoss auch ein Gedanke durch den Kopf.
Mandragoro!
Wieder einmal der Umwelt-Dämon? Es wäre nicht falsch gewesen, denn er lauerte überall, hatte dort seine Fühler ausgestreckt, besaß Helfer und wollte sich dafür rächen, was ihm Menschen angetan hatten. Das ging bis zur Erschaffung neuer Monstren. Zu dieser Kategorie konnte man auch dieses Wesen zählen.
Es war nicht allein.
Stimmen wisperten durch die Dunkelheit wie zu allen Seiten hinwegfliehende Geistwesen. Die Stimmen kannte ich aus der kleinen Kirche. Jetzt hörte ich sie wieder und auch lauter.
Schatten irrten über den Boden. Es war schwer festzustellen, ob es wirklich Schatten waren oder irgendwelche Wesen, die sich in der Begleitung des Gespenstes befunden hatten.
Auch Suko hatte seine Lampe eingeschaltet, schwenkte sie und versuchte, die Schatten im Licht festzuhalten.
Sie huschten hin und her. Sie schrieen. Sie waren existent. Kobolde, die das Monstrum mitgebracht hatte. Pixies. Ein Name, der täuschte, denn so harmlos wie dieser Name klang, waren sie nicht.
Kleine Gesellen mit dicken Köpfen und schiefen, grässlichen und manchmal auch uralten Gesichtern. Die Herrscher aus den Sümpfen, die sich heimlich herangestohlen hatten und nun einen Kreis um uns bildeten.
Es war klar, dass sie für ihren Herrn und Meister alles tun würden, der zwar nichts weiteres als eine unförmige Gestalt war, aber trotzdem irgendwie sprechen konnte, denn plötzlich wehte eine Stimme an unsere Ohren.
Sie stammte von keinem Menschen, und der leichte Wind schien sie auf seinen unsichtbaren Flügeln mitgetragen zu haben. Es war eine menschliche Stimme, doch sie gehörte keinem Menschen, sondern demjenigen, den ich seit einiger Zeit in Verdacht hatte, dank seiner magischen Fähigkeiten alles zu lenken.
Mandragoro eben!
Ja, wir beide kannten uns, und er sprach mich auch diesmal mit meinem Namen an. »Schon wieder du, John Sinclair. In der letzten Zeit häufen sich unsere Begegnungen.«
»Allerdings.« Beim Sprechen schaute ich das Schlammwesen an, denn aus dessen Mund war die Stimme gedrungen. So hatte sich Mandragoros Geist in den anderen hineingedrängt. »Ich weiß nicht, an wem es liegt, aber eher an dir. Du hast deine Aktivitäten ausgebreitet. Du gehst immer rücksichtsloser vor. Du hast wieder einmal ein Wesen geschaffen, das ich einfach bekämpfen muss. Du weißt, dass ich Verständnis für dich habe, aber irgendwo gibt es eine Grenze, verdammt noch mal. Du kannst nicht tun und lassen, was du willst.«
»Doch, ich kann, und ich muss es auch tun. Zuviel ist geschehen. In der ganzen Welt haben die Menschen gesündigt. Auch hier. Schon in der frühen Zeit. Sie haben die Natur vergewaltigt, und das konnte ich nicht mit ansehen. Deshalb habe ich das Monster aus dem Sumpf geschaffen. Ich habe mich dabei auf die alten Legenden verlassen, vor denen die Menschen noch immer Furcht haben. Ich habe ihnen das gegeben, was sie brauchten. Sie alle hier gehören indirekt mir. Ich bestimme, wer hier entlassen wird oder nicht. Wer sich nicht an die von mir aufgestellten Regeln hält, ist verloren. Einer hat es geschafft, doch ich verfolgte ihn bis in deine Stadt. Nicht die Menschen haben hier das Sagen, sondern ich oder die Natur, die so schändlich von ihnen behandelt worden ist. Jetzt schlägt sie zurück.«
»Was willst du denn alles in die Wege leiten? Willst du jeden töten, der hier entlassen wird?«
»Bis das Unrecht gerächt ist!«
»Nein, nein. Du weißt, dass ich es nicht zulassen kann. Ich will nicht, dass du immer wieder neue Kreaturen erschaffst, die nur in deinem Sinne handeln. Das ist mir zuwider. Es geht auch gegen die Menschlichkeit und gegen die Personen, die anders sind. Du hast deine Rache gehabt. Es war schlimm genug, doch jetzt ist die Zeit gekommen, in der du dich wieder zurückziehen solltest.«
»Willst du wieder schießen, John Sinclair?«
»Nein, das bringt nichts. Aber ich werde mich deinem Monstrum stellen. Es darf nicht mehr leben oder es muss für immer in den Sümpfen verschwinden.«
»Es ist ein Teil von mir.«
»Ach ja? Ich dachte immer, es wäre nur eine ferngelenkte Kreatur.«
»Nein, das nicht!«
Er hatte so überzeugend geantwortet, dass ich ihm glaubte und auch sehr bald den Beweis bekam.
Die Schlammgestalt veränderte sich vor meinen Augen. Sie löste sich leider nicht auf, was mir am
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