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1161 - Der Keim des Bösen

1161 - Der Keim des Bösen

Titel: 1161 - Der Keim des Bösen
Autoren: Jason Dark
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John.«
    »Klar, ich glaube dir auch. Aber ich frage mich nur, wie jemand so etwas ausatmen kann. Normalerweise ist der Atem eines Menschen nicht zu sehen. Wird er doch sichtbar, kann es kein normaler Atem sein, dann steckt etwas anderes in ihm.«
    »Und was?«
    »Die Pest«, sagte ich.
    Jane runzelte die Stirn. »Ich würde eher sagen, das ist der Pesthauch des Bösen gewesen.«
    »Auch möglich. Aber ich sah den Hass in seinen Augen. Himmel, das war die blanke Menschenverachtung. Es war ein Ausdruck, wie man ihn kaum beschreiben kann, und ich glaube, dass er auch nicht aus ihm selbst gekommen ist.«
    »Sondern?«
    »Er wird geführt, gelenkt. Man hat ihn unter fremde Kontrolle gebracht.«
    »Ja, ja«, sagte Jane leise. »So kann man es auch sehen. Aber wer könnte das getan haben?«
    Ich zuckte zwar mit den Achseln, doch mir fiel trotzdem jemand ein. »Die Silberblonde?«
    »Komisch, an die habe ich auch gedacht.«
    »Und wo siehst du die Verbindung?«
    Ich wusste nicht, ob Jane mir eine Antwort geben wollte. Es kam nicht dazu, denn eine Tür mit einem undurchsichtigen Glaseinsatz schwappte auf und der Arzt, der auch im OP bei Sarah Goldwyn gewesen war, erschien.
    Jane und mich hielt nichts mehr auf der Bank. Wir sprangen beide auf und versuchten schon aus der Mimik des Arztes zu lesen, wie die Operation verlaufen war.
    Der Mann hatte nur seinen Mundschutz abgenommen, um sprechen zu können. Als sich seine Lippen zu einem dünnen Lächeln verzogen, ging es uns schon etwas besser.
    »Und?« fragten wir wie aus einem Mund.
    »Ja, ja«, sagte der Arzt. »Als junger Mensch habe ich nie glauben wollen, was mir mein alter Professor sagte, dass es Menschen gibt, die sieben Leben haben. Dazu gehört nun mal ihre Freundin Sarah Goldwyn. Sie wird es überstehen. In zwei, drei Wochen kann sie entlassen werden. Vorausgesetzt, sie hat gutes Heilfleisch.«
    Wieder sagten wir kein Wort. Dafür lagen wir uns plötzlich in den Armen, und der gute Doktor stand etwas verlegen lächelnd neben uns.
    Jane wischte sich die Tränen aus den Augen, und auch in meiner Kehle schien ein Kloß zu sein. Wir wollten wissen, wann wir sie sehen oder mit ihr sprechen konnten.
    »Sie liegt noch auf der Intensivstation, aber sie ist wach. Für einen Moment können Sie zu ihr.«
    »Danke.«
    Vor dem Raum mussten wir die Kittel überstreifen. Erst dann konnten wir die Station betreten.
    Es standen zwei Betten darin. Dazwischen war eine Glaswand aufgebaut. Wir traten an das linke Bett heran, in dem Sarah Goldwyn lag und dabei so blass und klein wirkte.
    Ein Schlauch war durch ihre Nase geführt worden. Auch ansonsten hing sie an den Geräten, aber sie war wach und bewegte sogar ihre Augen. Sarah erkannte uns, bevor wir noch sehr nahe an ihr Bett herangetreten waren.
    Sie wollte etwas sagen, doch wir beide legten die Finger auf die Lippen.
    Jane küsste die Horror-Oma auf die Stirn. Ich streichelte ihre Wangen.
    »Der Himmel hat mich noch nicht gewollt«, sagte sie mit flüsternder Stimme. »Und die Hölle erst recht nicht. Ich bleibe euch wohl noch erhalten.«
    Wir stimmten ihr zu. »Aber zunächst bleibst du hier im Krankenhaus, Sarah«, sagte Jane.
    »Ach, ich…«
    »Keine Widerrede. Es wird getan, was die Ärzte sagen. Du bist schließlich keine Zwanzig mehr.«
    »Ihr auch nicht.« Es waren ihre letzten Worte vor der großen Welle der Müdigkeit, die sie überschwemmte.
    Jane und ich waren glücklich, dass es unserer Freundin Sarah besser ging. So verließen wir auf Zehenspitzen die Station und trafen wieder mit dem Arzt zusammen.
    »Zufrieden?«
    »Ja, sehr«, sagte Jane, während sie den Kittel weghängte. »Eines möchte ich Ihnen noch sagen, Doktor. Wir kennen unsere Freundin. Wir wissen auch, dass sie ihren eigenen Kopf hat. Das werden Sie auch merken. Lassen Sie sich auf nichts ein. Keine Kompromisse, Doktor, wenn sie drängt, das Krankenhaus zu verlassen. Das kann schon in den nächsten Tagen passieren. Behalten Sie Jane hier, bis sie wieder völlig gesund geworden ist. Versprechen Sie uns das?«
    »Ja, versprochen!«
    Wir glaubten dem Arzt. Viel zufriedener verließen wir die Klinik, wohl wissend, dass die großen Probleme noch vor uns lagen. Deren Lösung würden wir so schnell wie möglich in Angriff nehmen…
    ***
    Jane Collins wollte auf keinen Fall nach Hause fahren. So führte uns der nächste Weg ins Büro, und wir sahen das Gebäude von Scotland Yard wie einen mit Lichtern gesprenkelten Turm in die Höhe ragen. Die Tagschicht hatte
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