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1161 - Der Keim des Bösen

1161 - Der Keim des Bösen

Titel: 1161 - Der Keim des Bösen
Autoren: Jason Dark
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denken, die sich ebenfalls so auffällig benommen hatte. Sie schob ich zunächst aus meinen Gedanken weg. Ich wollte warten, was mit Lady Sarah passierte, wenn die Ärzte ihr die Kugel entfernt hatten. Deshalb waren Jane und ich in die Klinik gefahren und hockten in einem Gang auf der Bank. Dort kamen wir uns vor wie arme Sünder, und ich dachte daran, welche Schicksale Menschen, die hier auf der Bank gesessen hatten, schon erleben mussten.
    Wir redeten nicht viel, denn jeder hing seinen Gedanken nach. Unser Blicke waren ins Leere gerichtet, als wäre das Muster des Bodens sehr interessant.
    »Hoffentlich kommt sie durch!«, sagte Jane mit leiser Stimme.
    »Bestimmt.«
    Jane lachte nur bitter auf.
    »Sarah ist zäh wie altes Leder«, sagte ich. »So schnell tritt sie nicht ab, wenn du bedenkst, was sie schon alles hinter sich und auch überstanden hat. Das hier packt sie auch.«
    »Trotzdem, sie ist angeschossen worden.« Jane drückte sich aus der gebückten Haltung hoch und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Und die junge Frau ist tot. Einfach abgeknallt, Jane. Von einer Sekunde zur anderen aus dem Leben gerissen. Ich kann es nicht begreifen. Was sind das nur für Menschen, John?«
    »Ich weiß es nicht. Ich will auch nicht weiter darüber philosophieren und dich daran erinnern, wie viel Gewalt und Grauen es in der Welt gibt, über das wir nur den Kopf schütteln können, weil wir es nicht begreifen, aber ich verfolge schon seit einiger Zeit einen bestimmten Gedanken, Jane.«
    »Sag ihn mir. Kann sein, dass ich über das gleiche Problem nachdenke.«
    »Es sah mir nach einem gezielten Anschlag aus.«
    »Ja. Ein Anschlag, der uns gegolten hatte. Dabei kam es der Person nicht darauf an, wie viele andere Menschen noch starben. In erster Linie wollte er uns.«
    »Sehr gut. Stellt sich die Frage nach dem Motiv.«
    Jane schloss die Augen und holte durch die Nase Luft. »Ich habe den Mann noch nie zuvor gesehen, und auch dir ist er noch nicht aufgefallen, das steht fest. Das hast du selbst gesagt. Warum erscheint dann jemand und feuert auf uns?«
    »Ich sah den Hass in seinen Augen.«
    »Ist das der Grund?«
    »Nein oder ja. Aber wenn ich darüber nachdenke, dann drehe ich die Zeit auch um einige Minuten zurück. Du kannst dir denken, um was es da geht?«
    Jane Collins nickte. »Um die Frau mit den silberblonden Haaren.«
    »Genau um sie. Und ich habe dir erzählt, dass ich plötzlich den Wärmestoß auf meiner Brust spürte. Ich will nicht einmal sagen, dass die Person mich oder uns gezielt gesucht hat. Sie ist da gewesen, sie hat etwas bemerkt und zog sich dann zurück. Aus Vorsicht, aus Angst, ich weiß es nicht genau. Jedenfalls ist sie verschwunden, und wenig später kam der Schütze.«
    »Stimmt alles.« Jane Collins streckte die Beine aus. »Kennst du eigentlich seinen Namen?«
    »Ja. Bevor sie ihn abtransportierten, habe ich ihn erfahren. Er heißt Phil Harper.«
    »Sorry. Sagt mir nichts.«
    »Mir auch nicht.«
    »Weißt du mehr über ihn? Ob er allein gelebt oder Familie hat?«
    »Noch nicht.«
    Jane lachte und schüttelte den Kopf. »Dabei hat er so unscheinbar ausgesehen.« Sie ballte die Hände. »Das ist einer, der im Leben nicht auffällt. Der mit der Masse schwimmt. Den niemand so richtig ernst nimmt. Und plötzlich rastet dieser Mensch aus. Warum? Was steckt dahinter?«
    »Soll ich von der anderen Seite oder von der anderen Macht sprechen?«
    »Dämonen?«
    »Sicher. Oder wie auch immer.«
    Jane legte den nach oben gestreckten Zeigefinger gegen ihre Lippen. Sie dachte einen Moment nach und fing erst an zu sprechen, als sie den Finger wieder weggenommen hatte. »Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, und auch ich kann mich geirrt haben, was ich allerdings nicht glaube.«
    »Was meinst du denn?«
    Sie blies die Wangen auf. »Pass auf, John. Als er kam und als er schoss, da habe ich ihn leider nur kurz gesehen, und ich konnte auch nicht eingreifen. Aber eines ist mir aufgefallen. Ich habe sein Gesicht erkennen können, und ich sah den dunklen Rauch, Nebel oder auch Atem vor seinen Lippen.«
    Ich sagte nichts und schaute sie nur ungläubig an. »Bitte, was hast du gesehen?«
    Sie wiederholte das Gesagte.
    Erst jetzt wurde ich aufmerksam. Jane Collins war eine Frau mit wachem Verstand. Jemand wie sie behielt auch im allergrößten Stress die Nerven. Wenn sie behauptete, dunklen Atem vor den Lippen dieses Killers gesehen zu haben, dann war das keine Lüge.
    »Sorry, das war eben so,
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