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1161 - Totentanz in M 82

Titel: 1161 - Totentanz in M 82 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schwefelwasserstoff, versuchte der Verstand zu analysieren. Über die Atemgeräusche der Gefährten hinweg hörte ich ein leises Knistern. Ein Schauder lief mir über den Rücken. Ich spürte eine fremde Anwesenheit. Etwas befand sich in diesem finsteren Raum, das mir Angst einflößte.
    Vor mir entstand ein schwaches Licht. In seinem Schein erblickte ich einen Wust grauer Fäden, die kreuz und quer durcheinander liefen und sich in der Dunkelheit jenseits des Lichtkreises verloren. Das Licht wurde intensiver. Es besaß eine eigenartige, gelblichrote Färbung. Je heller es wurde, desto mehr Einzelheiten der Umgebung rückten aus der Dunkelheit. Die grauen Fäden erfüllten den ganzen Raum. Sie bildeten ein dichtes Gespinst, dessen Enden an den Wänden und der Decke befestigt zu sein schienen. Ich fragte mich, welchem Zweck es diente.
    Ich zuckte zusammen, als über uns eine schrille, kreischende Stimme ertönte.
    „Seht die Mächtige!"
    Das Licht flammte auf. Der ganze, mächtige Raum war plötzlich in düsteres, orangefarbenes Licht getaucht. Die Lampe war strategisch platziert. Dort, wo die Helligkeit am intensivsten war, stand eine Bahre, und darauf lag...
    Ich hörte Waylon Javier stöhnen. Ein tierischer Laut entrang sich seiner Brust, während der Verstand sich mit aller Kraft gegen den Eindruck Stemmte, den die Augen ihm vermittelten. Ich selbst begann zu zittern. So grausig war das Bild, das ich vor mir sah, daß ich mich umgewandt hätte und Hals über Kopf davongelaufen wäre, wenn die Beine mich noch getragen hätten. Aber die Kraft war aus den Muskeln gewichen.
    Ich unterdrückte mit Gewalt das Gefühl des Abscheus und zwang mich, die Einzelheiten des monströsen Anblicks in mich aufzunehmen.
    Das war Seth-Apophis?
     
    *
     
    „Hähä", gellte ein höhnisches Gelächter von der Decke. „Erschreckt euch, was ihr seht?"
    Ich ballte die Hände zu Fäusten und grub die Nägel in die Handballen. Der Schmerz überzeugte mich, daß ich mich in der Wirklichkeit befand. Ich hatte den schmalen Mund mit den dünnen, weißgrauen Lippen sich bewegen sehen, aber die schrille Stimme war wie zuvor aus der Höhe gekommen.
    „Tretet näher, meine Diener!" keifte es von oben. „Labt euch am Anblick der Schöpferin der Ordnung."
    Ich wußte jetzt, woher das Knistern kam. Die pergamentene Haut des uralten Körpers verursachte es. Es war der Körper einer Frau; die Brüste, jetzt nur noch fleischlose Hautfalten, bewiesen es. Das Gesicht war eingesunken. Die Mundpartie trat wie die eines Totenschädels weit nach vorne. Vom Mund gingen strahlenförmig tief eingegrabene Furchen aus, die einen grotesken Tanz vollführten, wenn" die Mumie die Lippen bewegte.
    Die Augen saßen in tiefen Höhlen. Die Nase bildete eine breite, flachgedrückte Erhöhung.
    Der Schädel war haarlos.
    Am schlimmsten aber waren die Fäden. Sie hingen von der Decke und den Wänden herab und endeten auf der Oberfläche des mumienhaften Körpers. Sie schienen aus derselben Substanz zu bestehen wie die Haut und gingen nahtlos in diese über. Es sah aus, als seien die Fäden aus dem sterbenden Körper hervorgesprossen - so wie Keime aus der zerfallenden Frucht wachsen. Einer der Fäden kam aus der Ecke des Mundes.
    Das Gewicht, das an ihm zog, hatte die Lippen zu einer Grimasse teuflischen Grinsens verzerrt.
    Die Haut war faltig und grau, von nahezu durchsichtiger Blässe. Dort, wo die Fäden mündeten, wölbte sie sich grotesk auf. Andernorts lag sie schlaff und eng um die Knochen, ließ die Rippen zutage treten und die Arme wie die Gliedmaßen eines Skeletts erscheinen. Ein Tuch unbestimmbarer Farbe bedeckte den Unterleib und die Beine. Seth-Apophis sprach zu uns. Ich hörte die kreischenden Laute ihrer Stimme von der Decke herabschallen, aber ich verstand kein Wort. Mein Blick war auf den Mund gerichtet, der sich in Bewegung befand, ohne auch nur einen einzigen Laut hervorzubringen. Zum ersten Mal kam mir der Verdacht, daß die Fäden in Wirklichkeit eine Art Kabel seien, durch die die Mumie mit technischen Gerätschaften jenseits der Decke und der Wände in Verbindung stand. Die keifende Stimme unter der Decke sprach Armadaslang. Ich war sicher, daß der Mund der Mumie sich einer anderen Sprache bediente. Die Bewegung der Lippen entsprach nicht den Lauten, die ich hörte. Irgendwo war ein Übersetzer dazwischengeschaltet.
    Jemand gab mir einen Stoß zwischen die Rippen. Ich schrak auf.
    „... her zu mir", kreischte die Stimme. „Tritt näher,

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