1163 - Der Blut-Galan
für einen Moment unbeweglich und fragte mich, wieso ich nicht früher auf die Idee gekommen war.
Vampire, Rumänien - diese beiden Begriffe gehörten zusammen, auch wenn es sich noch so abgedroschen anhörte. In Rumänien lebte der Vampir-Kenner und Vampir-Hasser überhaupt.
Marek, der Pfähler!
Marek war der Mann, der den Blutsaugern den Kampf angesagt hatte. Er bekriegte sie bis aufs Messer. Er war derjenige, der sie mit seinem Hass verfolgte und schon viele von ihnen erledigt hatte.
Marek kannte sich in der Vampir-Historie aus. Im Laufe der Jahre waren wir zu Freunden geworden. Oft genug hatten wir Seite an Seite gegen die Brut der Blutsauger gekämpft.
Frantisek Marek konnte man immer stören. Ob Tag oder Nacht, das war egal. Ich wählte seine Nummer in Rumänien. Dort war es jetzt zwei Stunden früher. Ich glaubte nicht, dass ich den alten Kämpen aus dem Schlaf reißen würde.
Sehr schnell meldete er sich.
»Na, du alter Vampirfresser, lebst du auch noch?«
»John! John Sinclair - hahaha! Das ist mal wieder eine Überraschung.«
»Unverhofft kommt oft. Wie geht es dir?«
»Na ja…«
»He, was heißt das? Bist du krank?«
»Nein, nicht direkt. Vielleicht bin ich krank, weil ich in der letzten Zeit so wenig zu tun hatte. Mir scheint, dass sich die verdammten Blutsauger zurückgezogen haben, um nur nicht von mir erwischt zu werden. Tote Hose, sagt man doch.«
»Bei mir nicht.«
»Das kann ich mir denken, Geisterjäger. Wie wär's denn? Habt ihr keinen Job für mich?«
»In deinem Alter bist du schwer zu vermitteln«, erwiderte ich lachend.
»Ja, leider. Daran habe ich auch schon gedacht. Sonst hätte ich mich längst bei euch beworben.«
»Aber du kannst mir trotzdem helfen, hoffe ich.«
»Wobei?«
»Mit einer Auskunft.«
»Das ist wenig.«
»Sie könnte mich aber einen Schritt nach vorn bringen.«
»Gut, lass hören.«
»Es gibt eine Gestalt, die sich Beau Leroi nennt. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
Frantisek Marek ließ sich für die Antwort ein wenig Zeit. Dann fragte er: »Ich muss schon davon ausgehen, dass es sich dabei um einen Vampir handelt?«
»Das musst du.«
»Schön. Immerhin etwas.«
»Kannst du mit dem Namen etwas anfangen?«
»Das weiß ich noch nicht. Aber wenn du mich in zehn Minuten noch mal anrufst, könnte ich mehr wissen. Ich habe das Gefühl, dass es irgendwo in meinem Hinterkopf anfängt zu ticken. Das ist so etwas Ähnliches wie ein Weckruf.«
»Okay, bis gleich dann.«
Zehn Minuten Wartezeit können lang werden. Ich verkürzte sie, indem ich bei Suko anrief. Der Besuch im Krankenhaus war beendet. Sarah schlief fest, wie mir Suko erklärte und dann wissen wollte, was sich bei mir getan hatte.
»Leider nicht viel. Aber ich habe Hoffnung.« Ich berichtete ihm von meinem Pech in der Fahndung und wartete jetzt darauf, dass sich Freund Marek meldete. Dann versprach ich Suko, ihn nach dem zweiten Anruf zu informieren.
»Aber nicht per Telefon, sondern persönlich.«
»Gut, wir bleiben noch wach.«
Es waren neun Minuten verstrichen, als ich wieder bei Frantisek Marek anrief.
»Ah, ja, da bist du ja.«
Schon am Klang der Stimme entnahm ich, dass er Glück gehabt hatte. Wenig später bekam ich diese Annahme auch bestätigt.
»Es gibt einen Leroi, John.«
»Super.«
»Nicht so voreilig. Ich sage mal lieber, es gab einen Beau Leroi. Aber weder bei euch auf der Insel, noch hier in Rumänien. Beau Leroi stammt aus Frankreich. Er war ein Galan oder ein Held der Belle Epoque. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts hat er sich in den Salons herumgetrieben und dort seine Spuren hinterlassen.«
»Inwiefern?«
»Er machte die Weiber an, um es mal auf den Punkt zu bringen. Und die Weiber sanken ihm reihenweise zu Füßen. Der kriegte sie alle rum. Er wurde auch der Don Juan von Paris genannt. Oder ein Don Giovanni im richtigen Leben.«
»Da war er kein Einzelfall.«
»Stimmt. Er fiel deshalb auch auf, weil manche seiner Eroberungen nicht mehr auftauchten. Sie blieben verschwunden. Das fiel auf, man startete eine Suchaktion. Einige wurden auch gefunden. Blutleer und zerstückelt.«
Mir stockte der Atem. »Was sagst du da? Zerstückelt?«
»Ja. Er hat die Leichen später so zurückgelassen. Man muss davon ausgehen, dass er ihr Blut getrunken hat, den Keim legte, dann aber einen Rückzieher machte und seine eigenen Geschöpfe auf diese schreckliche Art und Weise tötete. Er wollte sich keine Bräute schaffen und auch keine Vampir-Armee aufbauen.«
»Was passierte mit
Weitere Kostenlose Bücher