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1163 - Der Blut-Galan

1163 - Der Blut-Galan

Titel: 1163 - Der Blut-Galan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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möglich. Meine eigene Schwester hat mich aus dem Haus geworfen. Sie schrie mich an. Sie hätte mich sogar über die Schwelle geprügelt, und sie verbat sich alle weiteren Besuche. Sie wollte allein bleiben.«
    Bill war sehr nachdenklich geworden. »Wann ist das denn gewesen?« fragte er.
    »Im letzten Monat.«
    »Und jetzt haben wir wieder Vollmond.«
    »So ist es.«
    »Was passierte denn noch?«
    »Nun ja, ich bin gegangen. Ich habe mich nicht gegen meine Schwester gewehrt. Es hätte auch nichts gebracht. Aber ich fuhr nicht richtig weg. Als die Dunkelheit angebrochen war, kehrte ich heimlich zurück und habe mich in der Nähe des Hauses versteckt.« Ihre Stimme wurde immer leiser, bis sie schließlich flüsterte: »Es war einfach schrecklich. Ich bekomme jetzt noch Angst und eine Gänsehaut, wenn ich daran denke.« Judy Carver setzte sich so hin, dass sie Sheila und Bill anschauen konnte. »Aus dem Haus, in dessen Nähe ich mich versteckt hatte, hörte ich das schaurige Geräusch. Ich dachte zuerst an ein Radio oder an Geräusche aus einem Fernseher. Das stimmte aber nicht. Meine eigene Schwester hatte diese tierischen Laute ausgestoßen, und nicht nur das. Sie hatte sich selbst in ein Tier verwandelt, das so heulte.«
    »Und das haben Sie genau gesehen?«, fragte Bill.
    »Nein, nicht hundertprozentig.« Judy hatte sich die Antwort abgequält. »Sie müssen sich meine Angst vorstellen. Zuerst hatte ich vor, noch einmal zurück in das Haus zu gehen. Dann aber habe ich mich nicht mehr getraut. Es war zu schlimm. Ich habe sie nicht richtig gesehen. Nur als Schatten hinter dem Fenster. Im Haus gab es etwas Licht, und das hat mir gereicht.«
    »Wie sah der Schatten aus?«, fragte Bill.
    »Alice war ein Tier.«
    »Damit kommen wir nicht weiter.«
    »Ein großer Hund oder ein Wolf…«
    »Sie denken an einen Werwolf?«
    Judy Carver schloss sekundenlang die Augen. »Genau das habe ich mich nicht getraut, Ihnen zu sagen. Dieses schreckliche Heulen, das muss einfach zu einem Werwolf gehört haben. Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Deshalb bin ich auch zu Ihnen gekommen, Mr. und Mrs. Conolly. Ich weiß noch von meiner kurzen Zeit bei der Zeitung, dass Sie ein Mensch sind, der vielen Dingen offen gegenübersteht. Sie haben mir auch berichtet, dass früher mal eine Wölfin bei Ihnen wohnte und dabei auf Ihren Sohn Acht gab.«
    Bill lächelte. »Kann sein, dass ich es erwähnt habe.«
    »Wirklich. Sonst hätte ich mich nicht daran erinnert. Ich bin ehrlich, ich weiß nicht, an wen ich mich noch wenden soll. Ich fürchte nicht so sehr um mein Leben. Mir geht es um die Existenz meiner Schwester. Wenn ich mir vorstelle, dass sie bei Vollmond als Werwolf durch die Nacht läuft, dann stehe ich kurz vor dem Durchdrehen. Das… das… darf doch alles nicht wahr sein.«
    »Bitte, Judy«, sagte Sheila mit leiser Stimme. »Sie sollten sich zunächst beruhigen. Noch ist nicht sicher, dass Alice sich in der Nacht und bei Vollmond in eine Werwölfin verwandelt. Sie haben sie auch nur aus einer gewissen Entfernung gesehen und dann noch als Schatten. Bei allem, was Recht ist, da muss man schon vorsichtig sein, denke ich mir.«
    »Ich bin davon überzeugt. Wenn nicht, dann hätte ich Sie nicht besucht.«
    »So kann man es auch sehen«, sagte Bill. »Trotzdem sollten wir nicht gerade das Schlimmste annehmen.«
    Judy Carver blieb bei ihrer Meinung. »Für mich ist dieser Fall schon eingetreten«, erklärte sie.
    »Aber ich kann auch verstehen, das Sie die Dinge mit anderen Augen sehen, weil Sie persönlich nicht so sehr betroffen sind.«
    »Das mag sein«, gab ihr Bill Recht. »Darf ich denn fragen, was Sie vorhaben?«
    »Gern, Bill. Ich lasse meine Schwester nicht im Stich.«
    »Was bedeutet das?«
    »Ich werde wieder zu ihr fahren und sie zur Rede stellen. Und zwar so bald wie möglich.«
    »Wann?«
    »Ja, ich sagte ja - ähm… in der nächsten Nacht werde ich in der Nähe ihres Hauses sein.«
    Bill war nicht begeistert davon. Er wiegte den Kopf, ebenso wie seine Frau Sheila. »Haben Sie sich das auch gut überlegt, Judy?«
    »Ja, habe ich. Was soll ich denn machen? Ich muss versuchen, Klarheit zu bekommen. Das klappt nicht von London aus. Da muss ich direkt an das Objekt heran.«
    »Und über die Gefahren sind Sie sich im Klaren?«, erkundigte sich Sheila besorgt.
    »Ja, ich werde aufpassen. Und ich werde noch etwas tun. Ich nehme meine Kamera mit. Sie hat einen Restlichtverstärker. Damit bin ich in der Lage, auch in der Dunkelheit

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