117 - Der Zauberspiegel
Barockspiegel, der über einem mit Perlmutt eingelegten Tisch hing.
„Dieser Barockspiegel reizt mich", sagte Kim und blieb vor ihm stehen.
„Er ist schon verkauft", sagte Altshuler rasch.
„Das ist aber schade", sagte Kirn enttäuscht. „Er hätte so gut in eines meiner Gästezimmer gepaßt.
Ist da wirklich nichts zu machen, Mr. Altshuler?"
„Nein, ich bedauere es", sagte der Händler abweisend. „Sehen Sie sich diese Kerzenständer aus Goldbronze an, Mrs. Langford!"
Altshuler beugte sich vor und griff nach den Kerzenständern, die Kim nur flüchtig anblickte. Ihr Blick wanderte wieder zum Spiegel. Sie trat einen Schritt näher, und ihre Augen wurden groß. Deutlich war der kleine Tisch im Spiegel zu sehen, über den sich ein abstoßend häßlicher Schädel beugte. Eine wahre Teufelsfratze. Aus der breiten Stirn wuchsen Hörner, die sich gabelten. Der Kopf war mit einem schwarzroten Pelz bedeckt, die großen Augen schimmerten dunkelrot, der Mund war zu einem grausamen Lächeln verzerrt.
„Im Spiegel…", sagte Kim mit erstickter Stimme.
Altshuler sah sie ungehalten an. „Was ist mit dem Spiegel?"
„Ein Teufelskopf war zu sehen."
Der Händler lachte gezwungen. „Das ist doch nicht möglich! Sie müssen sich getäuscht haben."
Kim blickte nochmals in den Spiegel. Jetzt war das aufgedunsene Gesicht des Händlers zu sehen.
Sie wandte den Blick ab und schrie erschrocken auf.
Der Leibhaftige stand vor ihr. Er trug Altshulers Kleider, aber das war auch alles, was an den Antiquitätenhändler erinnerte. Die Hörner, die aus der Stirn wuchsen, bewegten sich wie die Fühler eines Insekts. Gnadenlos blickte sie der Teufel an. Die spitzen, ziegelroten Ohren vibrierten leicht. „Nicht!" schrie Kim Langford, als der Teufel seine krallenbewehrten Hände nach ihr ausstreckte.
Er packte sie und drückte sie auf den Tisch. Einer der Kerzenleuchter fiel zu Boden. Kim ergriff den zweiten und holte zum Schlag aus. Doch der Teufel reagierte rascher. Die Krallen umspannten ihr Handgelenk und packten so fest zu, daß es brach. Der Kerzenleuchter fiel auf den Tisch und kullerte zur Wand.
„Hilfe!" brüllte Kim.
Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, und sie glaubte, jeden Augenblick in Ohnmacht zu fallen.
Eine kräftige Hand legte sich über ihren Mund. Sie verbiß sich darin. Der Teufel ergriff den Kerzenständer und holte damit aus. Kim bekam einen Schlag auf die Stirn und wurde' bewußtlos. Der Satan schlug nochmals zu.
In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und ein junges Paar betrat den Laden.
Das Mädchen schrie wie am Spieß, als sich der Teufel umwandte.
„Nichts wie fort!" brüllte der junge Mann.
Er zog das Mädchen auf die Straße.
Die halbtote Kim Langford blieb bewegungslos auf dem Tisch liegen.
Samuel Altshuler, der sich in einen Teufel verwandelt hatte, folgte dem Paar. Er rannte auf die Third Avenue, zu keinem klaren Gedanken fähig, nur von einem Wunsch getrieben: das Paar zu erwischen. Niemand durfte ihn in seinem veränderten Zustand sehen. Ihm wurde nicht bewußt, wie unsinnig sein Standpunkt war, da ihn jetzt Hunderte von Passanten sehen konnten.
Das Paar war eben dabei, die Straße zu überqueren. Der Teufel folgte ihm.
„Was soll diese blöde Maskerade?" fragte ein breitschultriger Mann und griff nach Altshuler, der die Hand zur Seite stieß und die Straße überquerte.
„Der Kerl hat eine Frau umgebracht!" schrie der junge
Mann
und zeigte auf Altshuler. „Er ist gefährlich! "
Altshuler ließ sich durch nichts beirren. Der schwarzhaarige Mann und das junge blonde Mädchen mußten sterben. Sie hatten gesehen, wie er Kim Langford getötet hatte.
Das Teufelsmonster setzte die Verfolgung fort. Die Passanten wichen ängstlich zurück. Nach fünfzig Metern hatte er das junge Mädchen erreicht, das entsetzt den Kopf umwandte.
„Lauf rascher, Betty!" brüllte der junge Mann.
Betty rannte keuchend weiter. Eine Hand verkrallte sich in ihrem Haar und riß sie zurück. Sie heulte vor Schmerz auf.
„Hilf mir, Peter!" schrie sie.
Der schwarzhaarige Mann drehte sich um, griff in seine Rocktasche und holte ein Taschenmesser hervor. Er ließ die große Klinge aufklappen und ging auf das Satansmonster, das Betty zu Boden geworfen hatte, los. Mit aller Kraft stieß er dem Monster das Messer in den Rücken, zog es heraus und stieß nochmals zu. Blut tropfte aus der Wunde.
Das Satansmonster heulte auf, ließ von Betty ab und wandte sich Peter zu. Es erwischte sein rechtes Bein,
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