Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
117 - Der Zauberspiegel

117 - Der Zauberspiegel

Titel: 117 - Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
umklammerte noch immer Harrys Hals. Die Zunge hing aus seinem Mund, und seine Augen wurden glasig. Ein Zittern durchlief seinen Körper, dann starb er. Das Flammenmonster ließ den Toten zu Boden fallen und blickte sich um. Gwen versuchte den Ort des Grauens unauffällig zu verlassen. Ihr Blick fiel auf Sheila, die sie haßerfüllt anblickte. Langsam änderte sich Sheilas Aussehen. Ihr Kopf wurde katzenartig, ihre Augen leuchteten dunkelgrün. Sheila stand geschmeidig auf.
    „Nicht!" wimmerte Gwen und versuchte zu entkommen.
    Sie rannte auf die Tür zu. Scharfe Krallen zerfetzten ihre Bluse und bohrten sich tief in ihren Rücken.
    Die Farbige stieß einen gellenden Schrei aus und griff nach der Türklinke. Da bekam sie einen heftigen Stoß in den Rücken und taumelte zur Seite. Sie wandte den Kopf um und brüllte wieder entsetzt.
    Sheila stand mit glühenden Augen vor ihr. Die rechte Pranke hatte sie zum Schlag erhoben. Gwen hielt sich beide Hände vor das Gesicht. Die Pranke raste heran, und die scharfen Krallen rissen Gwens Hände blutig. Das katzenartige Monster fauchte wild und schlug nochmals zu. Gwen wehrte den Hieb ab. Da umschlangen kräftige Arme ihre Hüften und rissen sie zu Boden.
    Verzweifelt schlug die Farbige um sich. Der Katzenkopf näherte sich ihrer Kehle. Gwen schloß die Augen, als die spitzen Zähne sich in ihre Kehle bohrten.
    Das Scheusal ließ von der Toten ab und hob den Kopf. Mit der langen Zunge leckte es sich die Schnauze ab. Dann verwandelte sich das Scheusal zurück in Sheila, die neben der Toten hockte und sich im Raum umblickte. Ein glückliches Lächeln umspielte ihre Lippen.

    Niemand schenkte dem schlanken Mann Beachtung, der einen eleganten Maßanzug trug. Er war an die Siebzig. Das Gesicht war hager, das Haar schlohweiß. Der Mann hieß Phillip Spratt und war Multimillionär. Vor zehn Jahren hatte er sich aus dem Geschäftsleben zurückgezogen und seine Firma seinem Sohn übergeben. Seither ließ er es sich gutgehen und lebte nur für seine Hobbies. Spratt ging auf die Rolltreppen zu und ließ sich in den dritten Stock bringen, wo sich die Herrenabteilung des Warenhauses Saks-34th-Street befand. Den Anzügen, Hemden und Schuhen schenkte er keinen Blick. Er interessierte sich nur für Krawatten.
    Spratt war stolz darauf, eine riesige Krawattensammlung zu haben. Täglich besuchte er mindestens ein Herrenbekleidungsgeschäft und sah sich alle vorrätigen Krawatten an. Seine Begeisterung kannte keine Grenzen, wenn er ein besonders kitschiges Stück entdeckte, denn er hatte sich auf das Sammeln von ungewöhnlichen Krawatten spezialisiert; und in den billigen Warenhäusern hatte er die größten Kostbarkeiten entdeckt.
    Die Verkäuferin der Krawattenabteilung war neu. Sie war ein unansehbares Mädchen, das eine riesige Brille trug, die sie wie ein Uhu aussehen ließ.
    Phillip Spratt war enttäuscht, daß die frühere Verkäuferin nicht mehr da war, denn sie hatte ihm immer die scheußlichsten Schlipse zur Seite gelegt.
    „Darf ich Ihnen behilflich sein, Sir?" fragte die Verkäuferin freundlich lächelnd.
    Spratt seufzte und musterte sie mißtrauisch.
    „Hm", brummte er. „Ich suche kitschige Krawatten."
    „Kitschige Krawatten?" fragte das Mädchen überrascht und musterte Spratts eleganten Anzug.
    „Sie wissen schon, was ich meine", versuchte Spratt zu erklären, „Krawatten auf die Palmen und Mädchen gemalt sind. Ich suche Krawatten, die einfach geschmacklos sind."
    Das Mädchen blickte ihn entrüstet an.
    „Solche Krawatten führen wir nicht", sagte sie empört.
    „Gut. Ich sehe mich selbst um", sagte Spratt resigniert und blieb vor einem Ständer stehen. Er drehte ihn rasch herum und ging enttäuscht zum nächsten Ständer, auf dem auch nur ganz normale Krawatten hingen.
    Früher war es viel leichter gewesen, eine Rarität zu entdecken, sinnierte der Millionär. Jetzt hatte sich der Geschmack des breiten Publikums gehoben. Kaum jemand getraute sich so einen echt geschmacklosen Schlips zu tragen.
    Rita Liggat, die Verkäuferin, war erst seit drei Tagen in dieser Abteilung und bisher nur mit normalen Kundenwünschen konfrontiert worden. Interessiert beobachtete sie Spratt, der die Krawatten durchsah. Der Mann hat viel Geld, stellte sie fest und musterte den Anzug, die Schuhe, die teure Uhr und die kostbaren Ringe. Plötzlich erinnerte sie sich daran, daß ihre Vorgängerin von einem Millionär gesprochen hatte, der gelegentlich kam und nach ungewöhnlichen Krawatten suchte.

Weitere Kostenlose Bücher