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117 - Die Pranke der Sphinx

117 - Die Pranke der Sphinx

Titel: 117 - Die Pranke der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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ihn.
Götzenfiguren waren mannshoch in die Wände eingezeichnet. Starke, unverfälschte
Farben, auf die nie ein Sonnenstrahl gefallen war, leuchteten in dem
flackernden Schein.
    Angst erfaßte die junge Italienerin. Sie schluckte. Ihr
Hals und ihre Mundwinkel schmerzten, als wäre da nur rohes Fleisch.
    Die junge Frau stützte beide Hände auf den Boden, um sich
zu erheben. Da fühlte sie mit ihrer Linken etwas Hartes, wie erstarrtes
Fleisch.
    Mit einem Aufschrei riß sie ihre Finger empor, zuckte
zusammen und warf ruckartig den Kopf herum.
    Sie erblickte in dem unruhigen Halblicht eine Hand, die
neben ihr lag.
    An dem schweren Goldring mit der Münze erkannte sie, zu
wem diese Hand gehörte.
    Zu Philip Owl.
    Der Mann hockte neben ihr, lehnte gegen die Mauer und
rührte sich nicht.
    »Philip?« murmelte sie. Ein Mensch! Sie war nicht allein
in dieser schrecklichen Kammer. Ein Hoffnungsschimmer der sich augenblicklich
wieder in Grauen wandelte ...
    Seine kalte, starre Hand! Seine erloschenen Augen, in
denen sich das Fackellicht nicht mehr spiegelte ...
    Der Engländer war tot.
    Das Pochen ihres Herzens wurde stärker. Es hämmerte und
dröhnte in ihr, und sie glaubte zu fühlen, wie ihr ganzer Körper vibrierte.
Dieses Klopfen schien mit einem Male überall zu sein.
    Dumpf und dröhnend, tausendfach verstärkt hörte sie das
Schlagen ihres rasenden Herzens.
    Sie preßte die Hände gegen die Ohren, biß sich auf die
Unterlippe und glaubte, den Verstand zu verlieren.
    Owl tot. Warum? Was war hier geschehen. Die Mumie?
Welchen Stein hatte ihr Vater da ins Rollen gebracht?
    Warum war sie entführt worden?
    Sollte sie — ebenso wie Owl — getötet werden?
    Fragen über Fragen ...
    Erfüllt von Angst und Panik rutschte sie von der Leiche
ab. Sie begann bereits unangenehm zu riechen, aber in dieser, modrigen,
staubigen Luft fiel das zunächst nicht auf.
    Wankend kam Franca Centis auf ihre Beine und tastete sich
an der Wand entlang, um einen Halt zu haben. Sie fühlte sich schwach und elend,
und ihr Herz beruhigte sich nur langsam.
    Die großen Augen der schrecklichen Götzengestalten aus
dem alten Ägypten schienen zu leben und jede ihrer Bewegungen zu verfolgen. Es
waren finstere Gestalten, fratzenhaft, dämonisch. Riesige Augen, breite Mäuler,
weit aufgerissen, als beabsichtigten sie, die Frau zu verschlingen. Das
unruhige, glosende Licht der Fackeln erweckte alles zu gespenstischem Leben.
    Das Grauen saß Franca im Nacken. Das Gefängnis war nicht
groß. Sie konnte es mit vier Schritten durchmessen. Zu ihrer Überraschung
machte sie eine Entdeckung, die sie nie erwartet hätte.
    Einer der Götzen — war nicht massiv. Man konnte
hindurchgehen wie durch ein Tor. Dahinter breitete sich das gleiche glosende
Licht aus, das auch hier herrschte.
    Vorsichtig näherte sich die Italienerin der Stelle voller
Mißtrauen.
    Sie wußte, wer sie hierhergebracht hatte, und sie
rechnete jederzeit wieder mit seinem Auftauchen. Davor hatte sie die meiste
Angst.
    Noch jetzt haftete ihrem Körper der modrige Geruch an,
den die Mumie verströmte, als sollte sie selbst zur Mumie werden.
    Dieser Weg in einen anderen Teil jenes geheimnisvollen
Labyrinths von Gängen, die ihr Vater vermutet hatte, konnte eine Falle — oder
auch ein Ausweg sein.
    Vielleicht war sie früher zu sich gekommen, als ihr
schrecklicher Entführer vermutet hatte.
    Gereichte ihr die Öffnung in den anderen Raum zum
Vorteil?
    Franca Centis war es gewohnt, schnelle Entscheidungen zu
treffen, und sie war bereit, alles in Erfahrung zu bringen und zu versuchen,
aus dieser Situation herauszukommen.
    Sie konnte nur noch gewinnen! Zu verlieren gab es für sie
nichts mehr ... Der Raum hinter dem durchlässigen Götzen war größer. Ein
seltsames Blinken nahm sie wahr, dann einen Glanz von solcher Stärke, daß sie
geblendet die Augen schloß.
    Eine Halluzination! Der Gedanke zuckte in ihr auf.
    Doch als sie die Augen erneut öffnete, war der Eindruck
noch immer erhalten.
    Der Glanz blieb und war von solcher Stärke, daß sie
glaubte in die Sonne sehen zu müssen.
    Dabei herrschte nur schwaches Licht. Die Fackeln waren
von jemand entzündet worden, der wollte, daß sie sah, erkannte und staunte.
    Es ergriff sie wie ein Schock!
    Berge von Gold! Wunderschönes Geschmeide, Ketten,
offenstehende Truhen mit kostbarem Schmuck, seltenen edel geschliffenen
Steinen. Münzen, Geräten und Kelchen, daß sie sich fragte, ob sie wache oder
träume ...
    Benommen wankte die schöne Italienerin

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