117 - Die Pranke der Sphinx
Finsternis verschwinden und riß die Smith & Wesson Laser aus dem
Halfter, wagte jedoch nicht, sie einzusetzen. Selbst wenn er den ausgedörrten
Leib der Mumie damit hätte in Brand setzen können, wäre Franca Centis nicht
viel geholfen gewesen. Wenn das teuflische Wesen stürzte, begrub es Franca
unter sich, oder die Flammen, die über seinen Körper liefen, setzten auch den
der Italienerin in Brand.
Er mußte dem gespenstischen Entführer auf den Fersen
bleiben und durfte ihn nicht aus den Augen verlieren. Das war das einzige, was
in diesem Moment praktisch für ihn durchführbar war. Doch das war einfacher
gedacht als getan.
Die Mumie stürmte kraftvoll in die Dunkelheit und tauchte
unter.
Larry ließ seine Taschenlampe aufflammen und sah sie
gerade noch durch den körperbreiten Spalt in der Wand verschwinden.
X-RAY-3 gab sich noch mal einen ordentlichen Ruck und
warf sich nach vorn, als er erkannte, daß der Spalt sich bereits wieder schloß
und das unheimliche Geschöpf, von gespenstischem Leben beseelt, zu entkommen
versuchte. Offenbar hatte es mit Franca Centis etwas Besonderes im Sinn.
Da schloß sich die Wand!
Larry prallte regelrecht dagegen. Der Weg war ihm
versperrt.
Er klopfte gegen die Wand und versuchte den Spalt zu
finden. Vergebens! Eine einzige glatte Fläche, übersät mit geheimnisvollen
Hieroglyphen, breitete sich vor ihm aus.
Er tastete jede Stelle ab.
Murato und Zagetti tauchten auf. Sie waren ganz außer
Atem.
»War es vielleicht das, was Sie wollten, meine Herren?«
fragte X-RAY-3 finster.
»Was ging dem voraus? Was haben Sie oder Professor Centis
aus Unverstand geweckt? Sie wissen, um was es geht!«
»So einfach ist es leider nicht«, bemerkte Zagetti
kleinlaut. Er fuhr sich mit einer nervösen Geste durch die Haare. »Wir hatten
einen Verdacht. Wir sind noch nicht dazu gekommen, uns über Einzelheiten
klarzuwerden. Die Unterlagen, die wir in Centis' Zelt fanden, geben
möglicherweise über Details Auskunft. Aber es ist ein Berg aus Papier durchzuarbeiten.
Wir sind auf Vermutungen angewiesen, so lange uns der Inhalt jener Papiere
verschlossen ist, die nur Centis kannte. Er wußte mehr als wir alle zusammen.«
Um Larrys Lippen zuckte es. »Das alte Lied«, knurrte er.
»Da geht man an etwas heran, von dem man ahnt, daß es gefährlich sein könnte
aber man riskiert es trotzdem. Es ist allgemein — gerade in Ihren Kreisen —-
bekannt, daß es in der ägyptischen Mythologie Dinge gibt, die uns heute noch
vor gewaltige Rätsel stellen.
Die Kunst der Schwarzen Magie war einigen so vertraut wie
die eigene Hosentasche, um es mal ganz banal auszudrücken. Man riskiert es, die
ägyptischen Pagen auftreten zu lassen, man holt eingemottete Mumien in die
Gegenwart zurück.
Kräfte werden beschworen, die uns alle vernichten können.
Die alten Ägypter haben die Hexerei und Zauberkunst sehr ernst genommen. Es
gibt keinen Grund, weshalb wir sie weniger ernst nehmen sollten.«
Er war richtig böse.
Zagetti schluckte. »Kommen Sie! Ich möchte Ihnen etwas
zeigen.«
Er wandte sich dem Sarkophag zu und klappte kurzerhand
den Deckel zurück.
Larry leuchtete hinein. Steif und leblos lag Professor
Centis vor ihm.
X-RAY-3 betrachtete den Toten. Kein Zeichen von Gewalt...
Keine Verletzungen
... Keine Blutspuren ...
War er vergiftet worden?
Es war ein Gedanke, aber Larry verwarf ihn ebenso schnell
wieder, wie er ihm gekommen war.
Der mehlige Staub, Jahrtausende alt, bedeckte den Boden
und einen Teil der Kleidung des Professors.
Hier hatte die Mumie gelegen und Besitz ergriffen vom
Leben Mario Centis'!
Das wurde Larry klar, und das was Zagetti ihm noch
mitzuteilen hatte, was er aber bereits wüßte, war dazu angetan, seine Meinung
nur noch zu verstärken.
»Wann ist es passiert?« wollte X-RAY-3 wissen.
Darüber bestanden nur Vermutungen. Sie nahmen an, in der
letzten Nacht, doch gefunden hatten sie ihn erst am Morgen, als sie sein Zelt
leer fanden. Den ganzen Tag über hatten sie auch versucht, das Verschwinden
Philip Owls zu klären.
Die Suche nach ihm war ergebnislos verlaufen.
»Es scheint, als ob Owl zuerst einen Verdacht hatte«,
murmelte Larry. »Die Mumie hat ihn verschwinden lassen, wie sie nun Franca
Centis verschwinden ließ.« Er blickte sie der Reihe nach an. »Sie haben den
ganzen Tag gebraucht, sich darüber klar zu werden, über das, was Sie ahnten, zu
schweigen und niemand zu benachrichtigen«, fuhr er unvermittelt fort. »Ihre
Helfer haben die Konsequenzen daraus
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