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117 - Die Pranke der Sphinx

117 - Die Pranke der Sphinx

Titel: 117 - Die Pranke der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Muskeln zitterten und er nachgeben mußte. Sie
berührten die Spitze, welche die Platte durchschlagen hatte. Der kalte
Angstschweiß perlte von seiner Stirn.
    Zagetti kam nicht mehr dazu, den Pickel herauszulösen,
die zersplitterte Platte abzuschütteln und seinen tödlichen Schlag zu
wiederholen.
    Die Erde schien zu beben.
    Der Wind, der seit Tagen das Wetter bestimmte und den
Himmel nicht mehr richtig blau werden ließ, weil er den Sand ständig
aufwirbelte, schien sich plötzlich zu einem Sturm zu entfachen.
    Ein ungeheures Tosen lag in der Luft.
    Der Sand wurde wie aus Röhren geschossen und gegen die
Zeltwände gedrückt. Es pfiff und tobte. Das Zelt, in dem Carlo Zagetti,
geblendet von der Vision eines unvorstellbaren Reichtums, beinahe zum Mörder
geworden wäre, flatterte und wurde wie von einer Riesenhand emporgerissen.
    Sand flog in ihre Augen. Zagetti ließ den Pickel los,
drehte das Gesicht ab, preßte die Augenlider zusammen und öffnete sie wieder.
    Der Boden erzitterte und dröhnte.
    Das Zelt flog in hohem Bogen davon.
    Enio Murato schleuderte den zerschmetterten Tisch von
sich, rollte sich herum und kam gerade noch auf die Beine.
    Es ging Schlag auf Schlag.
    Zagetti brüllte wie am Spieß. Aber er war plötzlich nicht
mehr da. Die Stelle, an der er eben noch gestanden hatte, war leer.
    Hatte der Boden ihn verschluckt — oder...
    Nein, er war nach oben geschleudert worden.
    Zelt und Papiere, Pickel und Tisch und zahlreiche andere
Utensilien flogen durch die Luft. Das ganze Lager wurde von einer Sekunde zur
anderen verwüstet.
    Murato lief geduckt unter dem schwarzen Etwas hinweg, das
den Himmel über ihm verdeckte und das Licht der Sterne schluckte.
    Es war schwer, sich durch den weichen Sand zu kämpfen.
    Gehetzt richtete er den Blick nach oben, als er sich
einige Schritte weit nach vorn gearbeitet hatte.
    Sein Herz setzte aus.
    Eine riesige, steinerne Sphinx türmte sich vor ihm auf
und nahm den freien Platz in der Wüste ein, wo vorhin noch nichts gewesen war —
außer Sand.
    Alles war in Bewegung geraten. Das Laser, die Luft, der
Sand ...
    Der steinerne Koloß wälzte sich wie ein Panzer
schwerfällig und unaufhaltsam heran. Sein riesiger Schädel ruckte wie bei einem
ferngesteuerten Roboter hin und her. Die gewaltigen, mandelförmigen Augen
glosten in einem Höllenfeuer, und aus dem steinernen Maul dröhnte und ächzte
es. Eine Vielfalt von schrecklichen Geräuschen war das, wie sie Murato noch nie
gehört hatte.
    Mit diesem Blick nach oben erfaßte er auch das
Schreckliche.
    Im Maul der Sphinx zappelte es.
    Ein Mensch!
    Festgehalten von riesigen Zähnen, wedelte jemand mit
Armen und Beinen, in der Hoffnung, dem Zugriff zu entkommen.
    Der Unglückliche dort oben war niemand anders als — Carlo
Zagetti!
    Die Geräusche im Maul des zum Leben erwachten Steins
waren viel zu laut, als daß man die wimmernde Stimme des Opfers hätte vernehmen
können.
    Murato ahnte es mehr, als er hörte und ein eiskalter
Schauer lief ihm den Rücken hinab.
    Das Grauen schnürte ihm die Kehle zu. Er hatte den Mund
weit aufgerissen und wollte ebenfalls schreien. Aber es ging nicht. Seine
Stimme versagte ihm den Dienst, und der Sand wehte in seinen Mund, daß es
knirschte, als er die Lippen schloß.
    Wer hätte ihn hier schon gehört!
    Im Umkreis von vielen hundert Kilometern war kein Mensch
und keine Siedlung.
    Was hier geschah, hatten sie sich zum Teil selbst
zuzuschreiben...
    Mit diesen Gedanken stürzte er weiter.
    Nur weg von hier, diesem verdammten Ort, diesem
verfluchten Wesen, das sich aus dem Boden buddelte und größer und stärker
wurde, als würde es sich aufblähen.
    Muratos Sinne waren jedoch schon zu fiebrig, als daß er
noch objektiv hätte entscheiden und einen Bericht geben können.
    Die steinerne Sphinx, durch die Berührung des magischen
Goldes mit blutwarmer Menschenhand zu gespenstischem Leben erwacht, schob sich
aus dem Boden und hatte von Anfang an einen bestimmten Umfang, seine Masse. Der
Berg blähte sich nicht auf. Nur mit jedem Zentimeter, den er aus dem Boden kam,
schien er sich auszudehnen.
    Murato lief einfach drauflos. Er hatte kein Ziel.
    Er betrat die Wüste, in der Hoffnung, diesem Ungetüm zu
entkommen.
    Wie ein lästiges Insekt spie die steinerne Sphinx den
zwischen ihren Zähnen zermalmten Körper des Italieners Zagetti aus.
    Der Tote wirkte klein und verloren zwischen den
hochgewirbelten Zelten, den Sandmassen und dem Eigentum der Archäologen.
    Mehr als dreißig Meter vom Ort

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