117 - Die Pranke der Sphinx
und Geschmeide hier lagen — und daß die Decke über ihnen zwar
zerbrochen und aufgeplatzt war. Der jahrtausendealte Schutt stützte sich selbst
auf geheimnisvolle Weise, als wären die Gesteinsbrocken durch beschwörende
Formeln darauf programmiert, auf keinen Fall tiefer als bis auf eine bestimmte
Höhe zu kommen, um die Goldkammer nicht unter sich zu begraben.
Larry führte den Strahl seiner Taschenlampe an der Decke
entlang. Die führte nach innen trichterförmig zu. Draußen mußte sich demnach
ein Krater befinden, den die Sphinx beim Verlassen dieser riesigen Halle
hinterlassen hatte.
Franca Centis lehnte gegen die Mauer und nahm langsam die
Hände vom Gesicht.
Drei Fackeln brannten in dieser riesigen Halle, zuwenig,
um sie voll auszuleuchten und doch stark genug, daß die Kostbarkeiten
blendeten, daß man meinte, in die Sonne zu blicken.
Aber hinter dem Glitzern und Gleißen herrschten düstere
Ecken.
Larry Brent stand in diesem Moment etwa vier Meter von
Franca entfernt. Er drehte einer dunklen Wand den Rücken zu, als die
Italienerin aufschrie.
»Larry, Vorsicht!« Ihr Schrei gellte durch die
unterirdische Goldgruft.
Mit einem schnellen Schritt war der verrottete,
wiederbeseelte Leib neben X-RAY-3. Der PSA-Agent wirbelte herum und handelte,
ehe er überlegte.
Seine Rechte schoß nach vorn und krachte unter das
bandagierte Kinn der Mumie, daß der Staub rieselte. Larry mußte husten.
Der breitschultrige Körper seines Gegners taumelte kaum
zurück und warf sich sofort nach vorn.
Jetzt kam dieser Kampf auf Leben und Tod und X-RAY-3
wußte, daß die Stunde der Entscheidung für ihn und Franca gekommen war.
Nur einer konnte Sieger sein.
Er — oder die Mumie?
Mit einem Wesen, das nicht aus Fleisch und Blut bestand
und doch lebte, gab es immer besondere Probleme. Davon konnte gerade Larry
Brent zur Genüge berichten.
Er wußte, daß er hier mit reiner Körperkraft nichts
ausrichtete. Dieses mit magischem Leben erfüllte Wesen wäre am ehesten mit
einem zauberkräftigen Amulett abzuweisen gewesen. Er trug ein solches an einem
dünnen Kettchen stets auf seiner Brust. Aber dieses Amulett schützte nicht vor
allem und jedem und es kam ganz darauf an, welche finsteren Geschöpfe hier
beschworen worden waren und nun aktiv wurden.
Trotz bester körperlicher Verfassung würde er den
kürzeren ziehen.
Er hatte die Hände frei, die Taschenlampe einfach fallen
lassen.
Die Chance, an seine Smith & Wesson Laser zu kommen,
hatte er im Moment nicht. Er drehte sich weg; die Mumie stürmte an ihm vorüber
und warf sich wieder herum.
Plötzlich hielt er die Waffe in der Hand und drückte
sofort ab. Der nadelfeine Strahl fraß sich in den nach Moder und Verwesung
stinkenden Leib. Die ausgetrockneten Bandagen fingen sofort Feuer. Knisternd
fraßen sich die Flammenzungen darüber hinweg.
Franca Centis tat ein weiteres. Sie riß eine der
brennenden Fackeln aus der Halterung, lief drei, vier Schritte auf die sich im
Kreis drehende Mumie zu und stieß beherzt die Fackel in den Rücken, wo sie wie
eine Lanze stecken blieb.
Die Mumie tobte und schlug um sich. Ihre langen Arme
wirbelten wie Dreschflegel durch die Luft. Das Feuer aber verursachte keine
Schmerzen, blieb auch an der Oberfläche und vernichtete den Körper nicht,
sondern hüllte ihn lediglich in ein Flammenmeer.
Furcht fraß sich in die Herzen der beiden Menschen.
Auch Feuer vermochte das Unheil nicht zu bannen.
Sie waren verloren!
Die züngelnden Flammen, die den Unheimlichen einhüllten,
schienen seine Angriffslust nur noch anzustacheln.
Wie eine Raubkatze sprang er auf Larry Brent zu. Der
Amerikaner konnte nicht mehr ausweichen. Der Weg war ihm versperrt. Hinter ihm
türmte sich ein Berg aus goldenen Vasen, Statuen und Geschmeide.
Da hinein flog er. Die Mumie stürzte sich auf ihn.
Durch die Wucht des Aufpralls geriet der goldene Berg in
Bewegung.
Vasen und schwere Ketten legten sich auf Brents Arme und
schränkten seine Bewegungsfreiheit ein. Wie selbständige Lebewesen handelten
sie und hielten ihn fest. X-RAY-3 erhielt von der Mumie einen Schlag mitten ins
Gesicht, daß ihm der Kopf zurückflog und die Vase, gegen die er knallte, wie
ein Tempelgong dröhnte.
Das dunkle Echo hallte durch die modrige Luft.
Larrys Schädel dröhnte wie der Gong. Instinktiv drückte
er noch mal seine Waffe ab. Der Laserstrahl bohrte sich in die Brust des
morschen Gespinstes und trat hinten zwischen den Schulterblättern wieder aus.
Die Mumie fiel nicht.
Vor
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