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1170 - Baphomets Beute

1170 - Baphomets Beute

Titel: 1170 - Baphomets Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Reddy.
    »Okay.«
    Verschlossen war die Tür zwar, aber nicht abgeschlossen. Jane musste sich schon bemühen, um sie aufzuziehen. Sie schleifte zudem über den Boden hinweg. Diese Geräusche empfand sie einfach als widerlich. Sie kratzten in ihren Ohren. Jane hatte das Gefühl, eine akustische Folter zu erleben.
    Möglicherweise war sie auch zu stark sensibilisiert. Da konnte einiges zusammenkommen.
    »Und jetzt…?«
    »Geh weiter!«
    Vor Jane lag ein dunkles und noch feuchteres Verlies. Die Nässe klammerte sich zwischen den Wänden fest. Das Wasser hing überall, und sie hörte das leise Pitschen der Tropfen, wenn sie von der Decke gefallen und unten auf dem Boden aufgeschlagen waren.
    »Weiter, weiter!«
    Jane spürte den harten Stoß im Rücken. Er stammte von der Mündung, und sie stolperte über die Schwelle in die Dunkelheit hinein, wobei sie automatisch die Arme vorstreckte, um nicht in der Dunkelheit gegen ein Hindernis zu laufen, an dem sie sich womöglich ihr Gesicht gestoßen hätte.
    Nach einigen Schritten hatte sie sich gefangen und blieb stehen. In den folgenden Sekunden geschah nichts. Sie stand einfach nur auf dem Fleck ohne sich zu bewegen. Den Kopf hatte sie leicht zurückgedrückt. Die Decke war kaum zu erkennen; das meiste davon wurde von der Dunkelheit aufgesaugt.
    Sie wartete.
    Zeit verrann…
    Es waren nur Sekunden, aber sie kamen ihr sehr lang vor. Kälte strömte durch ihre Glieder, die nicht unbedingt vom Boden her stammte. Es war einfach das Gefühl der Hilflosigkeit, das sie schwächte.
    Vom Gang her fiel zwar Licht in das Verlies, erreichte jedoch nicht einmal die andere Seite. Es versickerte unterwegs, als wäre es von den dunklen Steinen aufgesaugt worden.
    Reddy stand noch immer hinter ihr. Sie hatte sich nicht bewegt. Kein Wort verließ ihren Mund, nur ein paar heftige Atemzüge wehten in das Verlies hinein.
    Jane wartete darauf, dass Reddy ebenfalls in den Raum hineinkommen würde. Den Gefallen tat sie ihr nicht. Sie blieb in einer gewissen Entfernung stehen, was der Detektivin gar nicht gefiel. Für sie verwandelte sich dieser Raum in eine verdammte Hinrichtungsstätte.
    Ein Schuss, der Treffer, der Tod!
    Jane hielt unwillkürlich den Atem an. Ihr Gefühl sagte ihr, dass ihre Uhr ablief. Reddy war keine, die eine Zeugin am Leben ließ.
    »Dreh dich um!«
    Irgendwie war Jane Collins froh, diesen Befehl gehört zu haben. Sie gehorchte prompt, aber sie bewegte sich nur sehr langsam. Sie wollte Reddy keine Gelegenheit geben, schon jetzt zu schießen.
    Alles musste so sein, dass es ihr gefiel und sie keinen Verdacht schöpfte.
    Reddy stand nicht mehr auf der Türschwelle. Sie war einen kleinen Schritt nach vorn gegangen. Die Beretta hielt sie noch immer mit beiden Händen fest. Die Mündung zeigte auf Janes Körpermitte, und der Finger lag am Abzug.
    Ihr Haar hatte sie nicht zu färben brauchen. Es war naturrot. Sie war größer als die meisten Frauen.
    Dabei knochig. Das Gesicht zeigte wenig Weibliches, bei ihr überwogen die harten Züge.
    Beide Frauen schauten sich wieder an.
    Jane senkte den Blick nicht. Klar, sie hatte Angst. Jeder Mensch musste in einer derartigen Lage Furcht empfinden, doch die Detektivin zeigte sie nicht. Sie wich dem Blick nicht aus, und Reddy konnte sich vorkommen, als sollte sie dadurch hypnotisiert werden.
    »Ich habe einen gewissen Ehrenkodex!«, erklärte Reddy. »Es ist wie damals im Wilden Westen. Ich schieße nur ungern einem Menschen in den Rücken, wenn es sich vermeiden lässt. In diesem Fall ist es so.«
    »Wie tröstlich.«
    »Toll, du hast ja noch Humor. Ist aber wohl mehr Galgenhumor.«
    »Was bringt es Ihnen denn, wenn sie mich erschießen?«
    Reddy zuckte mit den Schultern. »Wir sind es gewohnt, Störfaktoren aus dem Weg zu schaffen. Erst recht kurz vor dem großen Ziel, das bestimmt schon erreicht worden ist…«
    Wie auf Kommando und wie abgesprochen hörten beide Frauen die fürchterlichen Schreie. Sie waren nicht in ihrer Nähe aufgeklungen, sondern weiter entfernt und sicherlich auch durch das dicke Mauerwerk gedämpft.
    Die Schreie hörten sich grauenvoll an. Jane hatte den Eindruck, nie zuvor im Leben derartige Laute gehört zu haben. Sie schienen von einem Tier zu stammen, was auch nicht stimmte, denn bei genauerem Hinhören fand Jane heraus, dass eine Frau schrie.
    Irgendwo in dieser unterirdischen Welt steckte sie und musste schreckliche Qualen erleiden.
    Auch Reddy hatte die Schreie gehört. Für sie aber waren sie wie die perfekte

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