1170 - Baphomets Beute
und schaute dann nach vorn.
Er sah, wie Baphomet seine Beute schluckte. Auch wir schauten zu, denn wir konnten Teile des Wegs verfolgen. Die Beute rutschte durch seinen Hals, und durch den inneren Druck bewegten sich auch die fast fingerdicken und blutdunklen Stränge am Hals des Geschöpfes.
»Baphomet!«, flüsterte mir Suko zu. »Und seine Beute…«
Wir konnten das Wesen nicht mehr retten. Das Maul bewegte sich noch. Die Beute wurde zerkaut, und wir hörten die entsprechenden Geräusche.
Jane bewegte sich von uns weg. Sie ging zu Julia und fasste sie an. »Neiiinnn!«, brüllte die Frau, »lass mich! Lass mich in Ruhe. Ich habe es ihm gegeben. So hat es der Teufel verlangt. Er will Baphomet noch stärker machen. Mein und sein Blut werden dafür sorgen. Er schluckt es, es ist Nahrung. Er wird der neue Götze.«
Noch passierte nichts, das uns hätte gefährlich werden können. So fragte ich Suko: »Hast du eine Erklärung?«
»Kaum. Da soll wohl eine Allianz zwischen dem Teufel und Baphomet geschaffen werden. Ich habe mal ein Bild von Goya gesehen. Da schluckt ein Monster Kinder. Hier ist es ähnlich. Aber das ist kein normales Kind. Das ist eine Ausgeburt der Hölle!«
Ich nickte nur. Einen Kommentar verkniff ich mir. Wir schauten zu, was mit der Gestalt passierte.
Sie stand noch auf dem kleinen Podest, aber sie ruckte jetzt ihren Körper leicht in die Höhe, öffnete ihr Maul und schickte uns eine schwarze Wolke entgegen, die wie Fäulnis aus einer alten Tonne roch, sodass wir zurückwichen.
Dann ging es einen Schritt vor!
Wir hatten damit gerechnet, aber nicht, dass es so schnell gehen würde.
Ich drückte in einem Reflex ab!
Die Kugel jagte in die Brust hinein. Geweihtes Silber ist für viele Schwarzblütler tödlich, aber auch für eine Figur, die dem mächtigen Dämon Baphomet ähnlich war.
Sie brach nicht zusammen. Ein kurzes Zögern, das war alles. Suko war ebenfalls nicht untätig geblieben. Er hatte seine Peitsche hervorgeholt und einmal den Kreis geschlagen. Drei Riemen rutschten hervor. Wir kannten beide die Macht der Dämonenpeitsche, und ich tat nichts, als Suko ausholte.
War alles so einfach?
Ein Schrei. Ein irrer Ruf. Aus dem monströsen Maul war er gedrungen, und zugleich warf sich die mächtige Gestalt nach vorn. Sie ruderte mit den Armen, sie fegte zur Seite, was ihr im Weg stand.
Ich kam nicht schnell genug weg. Eine Kralle erwischte mich an der Schulter und schleuderte mich zur Seite.
Ich prallte gegen die Wand. Ich sah, wie sich das Monstrum auf Suko stürzte. Das Maul stand wieder offen. Damit konnte es meinem Freund den Kopf zerbeißen.
Jane feuerte von der Seite her.
Zwei Kugeln jagte sie in den Schädel, ohne dass er auseinanderflog. Aber das Monstrum war abgelenkt worden.
Suko konnte wegtauchen und sich drehen. Plötzlich stand er hinter dem Rücken der Gestalt.
Und dort schlug er zu.
Diesmal trafen die drei Riemen. Wir hörten das Klatschen, als sie gegen den Körper prallten. Die Baphomet-Gestalt reagierte, als hätte sie einen Tritt in den Rücken bekommen. Sie stolperte nach vorn auf die Tür zu. In ihrem Rücken waren noch keine Wunden oder Risse zu sehen, und so gelang ihr die Flucht in den Flur.
Ich war am nächsten dran. Und diesmal nahm ich das Kreuz. Das fürchtete der Teufel ebenso wie Baphomet. Beide hassten meinen Talisman, und die Gestalt musste die Gefahr in ihrem Rücken gespürt haben, denn sie drehte sich.
Nicht mehr so schnell. Die Kraft der Peitsche hatte bei ihr schon Spuren hinterlassen.
Ich hielt ihr das Kreuz entgegen. Ich spürte die Wärme des Silbers. Das Zeichen konnte einfach nicht von diesem verfluchten Monstrum ignoriert werden.
Ich brauchte nichts mehr zu tun. Sein sanftes Strahlen erreichte die hässliche Gestalt. Es legte sich wie eine Aura um den Körper, und plötzlich waren die Schatten da. Sie stiegen aus dieser Gestalt hervor. Die verließen sie zugleich an bestimmten Stellen, und was da durch die Luft wehte und sich im Flur verteilte, das sah aus wie Ruß. Kleine Flocken, die aus dem Maul drangen, der Nase und aus den Rissen, die Sukos Peitsche hinterlassen hatte.
Der Baphomet-Götze hatte seine Beute bekommen, aber er konnte nichts mehr damit anfangen.
Wir schauten zu, wie er sich auflöste. Die feste Materie verschwand. Lautlos bröselte er auseinander. Alles Dämonische in ihm wurde ihm entrissen und flog davon.
Zurück blieb ein Haufen Ruß, der sich auf dem Boden verteilte und einen kleinen Hügel gebildet hatte.
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