1172 - Triumph der Kosmokratin
zurück, aber die Menschen standen den gefüllten Lücken mit zweifelndem Staunen gegenüber. War das wirklich ihre eigene Vergangenheit?
Vishna verfolgte die Auswirkungen. Nach weniger als einer Stunde hatten die Menschen die Erscheinung vergessen, war alles wie zuvor. Aber der Grundstein war gelegt.
Sie sandte die ersten Ergebnisse an das Virenimperium und ließ sie auswerten. Der Großcomputer bestätigte die Daten, die ihr Schiffsspeicher besaß, und stellte wieder einmal die Unfehlbarkeit des ganzen Unternehmens unter Beweis.
Nichts konnte schief gehen, solange sich Terra und Luna im Grauen Korridor befanden.
Niemand konnte bis hierher vordringen.
Flüchtig dachte Vishna an den anderen, ihren ärgsten Feind. Sie glaubte nicht, daß er ihre Spur aufnehmen konnte. Er war zu weit weg und zu unkonzentriert, um sich ihr widmen zu können.
Erinnerungen überschwemmten die abtrünnige Kosmokratin. Sie waren angenehmer und unangenehmer Natur. Wieder gewannen die Rachegefühle in ihr die Oberhand, und für eine kurze Zeit schweiften die Gestaltungsgedanken in ihrem Bewußtsein ab. Die Meta-Agenten begannen andere Dinge zu tun, als sie sie eigentlich wollte. Als sie es bemerkte, war es zu spät. Es spielte jedoch keine Rolle, und so fügte sie die fehlerhaften Gruppierungen in ihr Gesamtwerk ein.
Vielleicht entstand dadurch ein etwas flacher Eindruck ihrer eigentlichen Schaffensphantasie, aber das war im Augenblick nicht so wichtig. Terrania veränderte sich grundlegend. Das Hauptquartier der Hanse wuchs sich zu einem finsteren Bauwerk aus und war doch erst zu einem geringen Teil fertiggestellt. Die von den Meta-Agenten durchgeführten Prozesse waren von einer Intensität, die nicht zu übertreffen war.
Eine leichte, kaum wahrnehmbare Schwingung störte Vishna. Sie kam von außerhalb Terranias, wahrscheinlich sogar von einem anderen Kontinent. Sie näherte sich ihrem Standort, doch tat sie es behutsam, so als müßte sie ihr Ziel erst suchen.
„Chthon!" knirschte sie. „Kein anderer als er kann es sein. Er hat die Kopfjäger abgehängt!"
Im gleichen Moment erkannte sie die Unlogik ihrer Aussage. Wenn Chthon auf dem Mond gewesen war, dann hatte er nicht die Flucht ergriffen, solange NATHANS Existenz bedroht war.
Vishnas telepathisches Lachen hallte über der Stadt. Was konnte der Schatten denn ausrichten? Er war nicht in der Lage, sich voll zu verstofflichen, während sie den Kopfjägern für ihre Aufgabe die absolute und ursprüngliche Körperlichkeit zurückgegeben hatte.
Nein, es war nicht Chthon. Wer aber dann?
Die Schwingung verschwand und ließ Vishna unzufrieden zurück. Sie überlegte, ob sie sich auf die Suche machen sollte. Die Arbeit in Terrania war wichtiger, und in ihrem Schiff und inmitten der Meta-Agenten war sie unangreifbar.
Das glaubte sie aus voller Überzeugung.
Langsam setzte sie das Spezialboot in Bewegung. Dicht über den höchsten Gebäuden der Stadt ließ sie es dahintreiben. Überall, wo sie hinsah, waren die blättrigen und radförmigen Meta-Agenten an der Arbeit. Sie gruppierten um und programmierten um, und sie taten es für die Ewigkeit, denn Vishna würde den Planeten nicht wieder hergeben.
Er war dazu bestimmt, für immer die Residenz der Kosmokratin zu sein. Von ihm aus wollte sie ihre Macht ausdehnen und die Kosmokraten aus diesem Universum hinausjagen.
Das war ihre Genugtuung. Die Menschheit war nicht mehr als ein Mittel in ihrer Hand, das gut funktionierte.
Vishna sandte den zweiten Mentalschock über die Minierden. Diesmal hielt die Wirkung etwas länger an, und die abtrünnige Kosmokratin überschlug kurz, wie oft sie den Vorgang wiederholen mußte, damit die eigentliche Vernetzung reibungslos vor sich ging.
Was sie jetzt tat, war die Vorbereitung, das langsame, stufenweise Anpassen der Menschen, ohne das es nicht ging.
Terrania und das HQ-Hanse veränderten sich in dieser kurzen Zeit weiter. Das Zentrum des Hauptquartiers war fast nicht mehr zu erkennen. Der Umwandlungsprozeß ging weiter, und Vishna schickte weitere Anweisungen an die Meta-Agenten. Sie beschäftigte sich jetzt mit den Details der Veränderungen, mit den Spielereien am Rand. Die Parks um das Hauptquartier waren fast völlig verschwunden und machten rätselhaften Gebilden Platz. Zwischen den hügelähnlichen Streben und Wänden, die wie Ruinen nach einem Atomkrieg aufragten, stieg erster Nebel auf. Grau und schleimig legte er sich über den Boden und nahm Vishna teilweise die Sicht auf die
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