1173 - Der irre Doc
zwar nicht, was Suko auch verstehen konnte, aber er stieg trotzdem in den Wagen ein, den Suko nicht mitten auf der Straße stehen lassen wollte.
Auf dem Sitz beugte sich Eric Lamont nach vorn und schüttelte den Kopf. »Mein Gott, wo soll das noch alles enden?«, flüsterte er…
***
Es war die rechte Hand eines Menschen, die auf der dritten Stufe lag und die sich genau im kalten Zentrum meines Lampenkegels befand. Ich konnte mir einen zweiten Blick ersparen, denn ich wusste genau, wem die Hand gehörte.
Der Schänder hatte sich an Vernon Walters gerächt. Sein Tod allein reichte ihm nicht aus, er hatte den Mann tatsächlich noch auf so schlimme Art und Weise gezeichnet.
Ich spürte in mir einen rasenden Zorn hochsteigen. Das Blut machte mein Gesicht heiß, und der Strahl der Lampe zitterte, als sich auch meine Hand so bewegte. Der Schweiß war mir aus allen Poren geschossen, und auch mein Herz klopfte schneller als gewöhnlich.
Am schlimmsten aber war für mich, dass man mich in den letzten Stunden an der Nase herumgeführt hatte, denn bisher hatte ich von der verdammten Bestie noch nichts gesehen.
Die Hand lag nicht nur auf der Stufe. Um sie herum hatte sich eine Blutlache verteilt, deren Oberfläche schon eine dünne Haut bekommen hatte. Irgendwie fehlte mir plötzlich die Luft zum Atmen.
Die Umgebung kam mir so stickig vor, als hätte man mich in eine verdammte Kiste eingesperrt.
Nachgeben oder nachlassen würde ich nicht. Der Schänder stellte es verdammt schlau an. Er hinterließ seine Spuren, die ich einfach nicht übersehen konnte. Dass die Hand auf der Treppe lag, war das Zeichen, um sie hoch zu gehen.
Noch mal leuchtete ich durch den Raum.
Er war leer.
Aber am Ende der Treppe sah ich einen Gang, der nach links wegknickte. Dort ging es weiter.
Wenn ich mich nicht zu stark irrte, dann befand sich dieser Gang in Höhe der Kosmetik-Räume. Ich hatte drei gesehen. Zu ihnen führten die normalen Türen. Das hieß aber nicht, dass es nicht noch weitere Zugänge zu ihnen gab. In einem Komplex wie diesem rechnete ich mit allem.
Ich stieg die Treppe hinauf. Auf der vierten Stufe blieb ich stehen und lauschte in die Höhe, während ich zugleich auch hinleuchtete. Die Helligkeit glitt über den nackten Stein hinweg. In den Fugen haftete der jahrealte Dreck. Es war kaum vorstellbar, dass hier unten mal Menschen gearbeitet hatten. Möglicherweise hatten sie auch Versuche an Menschen durchgeführt, ohne selbst richtige Menschen zu sein. War der Schänder etwa ein übrig gebliebenes grausames Relikt aus der Vergangenheit?
Alles war möglich, und bei diesem Gedanken bewegte ich mich weitere Stufen hoch.
Das Geräusch erwischte mich so plötzlich, dass ich mitten in der Bewegung einhielt.
Es war wieder dieses widerliche, schrille Lachen gewesen. Diesmal hatte es nicht so weit entfernt geklungen. Wie eine Säge zerrte es in meinen Gehörgängen.
Ich rührte mich nicht von der Stelle. Etwa auf der Hälfte der Treppe war ich stehen geblieben.
Rechts von mir befand sich ein zur Seite geknickter Teil eines Geländers.
Der Strahl war in die Höhe gerichtet, nur konnte ich mit ihm leider nicht um die Ecke leuchten. Ich war überzeugt, dass sich dort der Schänder aufhielt.
Sein Lachen wiederholte sich vorerst nicht. Da auch ich abwartete, belauerten wir uns gegenseitig.
Die Lampe lag jetzt in meiner linken Hand. Ich hatte sie entsprechend gedreht, um möglichst viel erkennen zu können.
Auf dem Boden malte sich der helle Kreis ab. Nicht so konturenscharf an den Rändern, sondern etwas faserig. Meiner Ansicht nach war er größer geworden, und er veränderte sich auch genau in dem Moment, als ich mich wieder in Bewegung setzen wollte und schon meine Hand auf den Griff der Beretta gelegt hatte.
Von der rechten Seite her glitt etwas in ihn hinein, das aus dem Gang gekommen war. Ich erkannte den Schatten einer Hand. Und diese Hand hielt ein Messer fest, das auf den Namen Skalpell hörte.
Für mich war es wie ein stummes Schauspiel, an dem man mich teilhaben lassen wollte. Der Arm erschien ebenfalls, und beides durchdrang den hellen Kreis.
Ich schaute nicht mehr auf den Schatten, denn über ihm sah ich ihn in der Wirklichkeit. Ein Skalpell, dessen Hälfte blutbeschmiert war. Es hatte sich an der Spitze gesammelt und musste dort der Erdanziehung Tribut zollen.
Tropfen für Tropfen fiel das Blut nach unten und landete auf dem Boden.
Das also war der Schänder.
Warum er sich zeigte, wusste ich nicht.
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