1175 - Der Zombie-Doc
unbekannt, und davor fürchtete er sich.
Zunächst befand er sich in einem Flur. Zu beiden Seiten grüßten die verdammten Betonwände.
Er sah keine weiteren Türen oder nahm sie beim Weiterschleifen nicht zur Kenntnis. An einer Treppe stoppten sie nicht, sondern stießen ihn vor und ließen ihn zugleich los.
Er stolperte die ersten Stufen hoch, erhielt einen Schlag in den Rücken und war froh, dass er nicht fiel. Er hatte den letzten Rest an Sicherheit verloren und vermisste plötzlich sein erstes Gefängnis.
Er hatte das Gefühl, ein Delinquent zu sein, der kurz vor einer Hinrichtung stand. Die Treppe war lang. Sie führte sehr steil in die Höhe, und hinter seinem Rücken hörte er die Schritte der beiden Bewacher. Manchmal streifte auch deren Atem seinen Nacken.
Endlich hatte er die Treppe überwunden. Auf einem kleinen Podest konnte er sich für wenige Sekunden ausruhen und schaute dabei auf eine schmale Tür.
Einer seiner Bewacher schob sich an ihm vorbei. Er öffnete die Tür, indem er den Knauf zweimal drehte. Danach war der Weg für Luke Donovan frei.
Er wunderte sich. Er hatte damit gerechnet, ebenfalls in einen Gang oder Flur hineinzugehen, aber das traf nicht zu. Seine Augen weiteten sich, als er die Halle sah, in der er sich befand. Es war eine normale Arbeitswelt, jedoch für seinen Beruf wiederum unnormal, weil er kein Techniker war. Vor ihm aber verteilten sich die technischen Apparate und Laborgeräte auf verschieden großen, aber immer gleich hohen Tischen.
Luke nahm alles wie im Traum wahr. Er bekam einen Schlag in den Rücken und taumelte weiter.
Das Licht war nicht so grell, als dass es ihn geblendet hätte. Die Lampen unter der kahlen Decke zeigten eine Verschalung, die nur einen Teil des Lichtes hindurchließ.
Gesprochen wurde nichts. Sie änderten auch nicht die Richtung, sondern gingen weiter an der Wand entlang. Das Labor selbst ließen sie praktisch links liegen.
Vor einer weiteren Tür blieben sie stehen. Sie bestand aus Glas, aber Luke blieb der Blick trotzdem verwehrt, weil ein Rollo die Scheibe verdeckte.
Einer der Männer legte ihm eine Hand auf die rechte Schulter. Luke empfand sie so schwer wie Blei und musste sich zusammenreißen, um nicht zu stöhnen.
»Geh hinein.«
»Aber ich…«
»Geh!«
Ein Wort nur, das bei ihm einen Schauer erzeugte. Er fürchtete sich vor der gesamten Wahrheit, aber er hatte auch keine Wahl. Er musste es einfach tun.
Die Tür ließ sich ziemlich schwer nach innen drücken, obwohl sie so schwer nicht gewirkt hatte. Ihn erwischte eine klamme Kälte, und er führte seine Schritte auch in die Düsternis hinein. Es war weder hell noch dunkel. Innerhalb des gesamten Raumes, dessen Ausmaße er nicht überblickte, herrschte ein ungewöhnliches Zwielicht.
Luke blieb stehen, was den beiden nicht gefiel. Ein Schlag gegen die Schulterblätter brachte ihn wieder nach vorn, und Luke hatte sich kaum gefangen, da erwischte ihn das kalte Gelächter, das von allen Seiten auf ihn einströmte und aus mehreren Lautsprechern zu stammen schien.
Er hatte noch nie bei einem Lachen gefroren, doch das war jetzt der Fall.
Er spürte den Frost, der über seinen Körper kroch, und hinter ihm wurde die Tür wieder geschlossen.
Ein zweites Gefängnis!, schoss es ihm durch den Kopf. Verdammt, ich stecke in einem zweiten Knast!
Plötzlich verstummte das Gelächter. Schlagartig wurde es still. Und diese Stille zerrte an Lukes Nerven. Er empfand sie noch schlimmer als das Lachen. Sie beinhaltete etwas Lauerndes und zugleich eine große Gefahr für Leib und Leben.
Luke wusste, dass er nicht allein war. Irgendwo vor ihm wartete etwas oder jemand. Er erinnerte sich wieder an den grauen Killer, der in Carols Wohnung eingedrungen war. Er konnte sich gut vorstellen, dass er hier irgendwo auf ihn wartete.
Das Lachen war irgendwo aus dem Zwielicht gekommen. Luke wusste auch nicht, wie groß sich der Raum vor ihm aufbaute. Das Licht gab ihm keine Auskunft. Es war seltsam klar, zugleich aber hatte es den Anschein, als wäre über die normale Helligkeit eine Decke gebreitet worden, die das meiste verschluckte.
Die beiden Männer waren verschwunden. Sie hatten ihn mit dem Lacher allein gelassen, der sich noch immer nicht zeigte. Wahrscheinlich hatte er es besser und beobachtete aus einem sicheren Hintergrund hervor. So musste er sehen, wie Luke über seine Stirn wischte und verzweifelt versuchte, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Es ärgerte ihn, dass er seine Angst so
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