Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1176 - Der unheimliche Leichenwagen

1176 - Der unheimliche Leichenwagen

Titel: 1176 - Der unheimliche Leichenwagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
überdeutlich. Wir wurden in dieser Wohnung mit der Vergangenheit konfrontiert. Sie holte die Gegenwart zurück und drang gleichzeitig in sie ein. Hätte Rio statt seiner Poster und Bilder von Elvis Uhren aufgehängt, so wären die Zeiger ebenfalls mit einer irren Geschwindigkeit zurückgerast. Bis in das Jahr X hinein, wo dann in der Vergangenheit ein wichtiger Punkt erreicht war, an dem ein bestimmtes Ereignis stattfand.
    Wenn ich mich bewegen wollte, dann hatte ich das Gefühl, unter einer gewaltigen Last zu stehen.
    Sie drückte nicht nur von den Seiten her gegen mich, sie brachte den Druck auch von oben und sogar von unten her. Die Luft hatte sich verdichtet. Der klare Blick war uns genommen worden. Ich sah Carina, die sie an der Spüle stand, doch jetzt wirkte sie meilenweit entfernt.
    Plötzlich stand die Uhr still.
    Kein Zeiger bewegte sich mehr, und mein Arm sank wie von selbst nach unten.
    Nichts passierte. Mich umgab ein dumpfes Schweigen. Mein Gehör hatte gelitten. Im Kopf war der Druck stark, aber er bereitete mir keine Schmerzen.
    Ich strengte mich an, weil ich den rechten Fuß anheben wollte. Es bereitete mir eine wahnsinnige Mühe, denn die Sohle schien am Boden zu kleben. Mein Fuß bestand nicht mehr aus Fleisch, Haut und Knochen, sondern aus Eisen und Blei.
    Das Fenster, die Küchenzeile, die Poster, alles war noch vorhanden, aber es sah aus wie verschoben.
    Irgendwelche Kräfte hatten sich hier austoben können, und die Wände besaßen auch nicht mehr die Glätte und geometrische Form wie ich sie kennen gelernt hatte. Sie waren anders, leicht nach innen gebogen, wie ein gekrümmter Raum, der irgendwann in einem Tunnel verschwand. Vielleicht sogar in einem Zeittunnel, denn mit der Vergangenheit hatte ich hier zu tun.
    Dann passierte etwas!
    Bisher waren wir allein gewesen, doch nun erlebten wir eine Veränderung, denn wir erhielten Besuch, Sie waren nicht zu hören, aber sie kamen. Sie tauchten aus dem Nichts auf, und ich sah seltsame Menschen. Das heißt, sie waren seltsam gekleidet.
    Einen Mann konnte ich erkennen, auch eine Frau, dann Kinder. Ich sah eine Einrichtung, wie sie vor hundert Jahren modern gewesen war. Der Ofen hatte ein großes Rohr, das sich gegen die Decke streckte und nach einem Knick in der Wand verschwand.
    Ein schlichter Tisch, Stühle, ein schmaler Schrank. Eine kleine Puppenstube stand in der Ecke, und auf dem mit Bohlen bedeckten Boden saß ein etwa zehnjähriger Junge und hielt ein Auto in der Hand.
    Er drehte sich mir zu, damit ich den Wagen erkennen konnte. Wie schon erwähnt, mein Gehirn arbeitete noch flüssig, und ich erkannte in dem Modell die Form des von Carina beschriebenen Leichenwagens. Der Junge war stolz darauf. Er hielt sein Spielzeug hoch und stand dann auf.
    Er kam auf mich zu. Er zeigte mir den Wagen. Er hätte jetzt stoppen müssen, weil er sonst gegen mich geprallt wäre, aber er ging einfach weiter und durch mich hindurch. Seine Mutter schaute ihm mit lächelndem Gesicht nach.
    Der Mann bewegte sich ebenfalls. Er trug die Kleidung der Fischer, ich sah, dass er hinkte. Er ging zu seiner Frau, sagte etwas zu ihr, und sie fing an zu weinen.
    Dann drehte sie sich herum, weil sie ihrem Mann mit den Blicken folgte. Er ging zu dem schmalen Schrank und holte etwas hervor, das ich nicht sah. Erst als er in die Mitte des Zimmers kam, konnte ich den Revolver erkennen.
    Seine Frau schrie!
    Ich sah es, ich hörte es nicht. Ich erlebte nur die Verzweiflung in ihrem Gesicht, und einen Moment später legte der Mann auf seine Frau an.
    Dann schoss er!
    Zwei Kugeln jagte er in den Körper seiner Frau. Eine erwischte sie im Kopf, die andere in der linken Brustseite. Neben dem Herd brach sie tot zusammen.
    Ihr Mörder prüfte nicht nach, ob sie wirklich gestorben war. Mit schussbereiter Waffe drehte er sich herum und legte auf das Mädchen an, das noch immer die Puppe in der Hand hielt.
    Ich wollte schreien, wollte loslaufen, mich auf den Mörder stürzen, doch es blieb beim Vorsatz, denn ich kam nicht vom Fleck weg, weil ich in Gefangener der Zeiten war.
    Die erste Kugel traf zunächst die Puppe. Sie zerfetzte ihren Kopf.
    Das Material hielt sie nicht auf und lenkte sie auch nicht ab, sodass sie ihren Weg fand und in die Brust des Mädchens schlug. Tot fiel das Kind auf den Rücken, und sein Mörder drehte sich wieder um die eigene Achse.
    Er suchte den Jungen.
    Der aber war weg!
    Der Mann schrie vor Wut. Er stampfte durch das Zimmer. Er riss Türen auf, er schaute und

Weitere Kostenlose Bücher