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1176 - Der unheimliche Leichenwagen

1176 - Der unheimliche Leichenwagen

Titel: 1176 - Der unheimliche Leichenwagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wirkte wie von einem mächtigen Oval an beiden Seiten eingeschlossen.
    Und auch die Luft war nicht mehr die gleiche geblieben. Zwar konnten wir sie atmen, aber die hatte eine andere Dichte erhalten. Sie kam uns schwer und bleiern vor.
    Ich sah, wie sich Suko drehte und dabei nach seiner Beretta oder Dämonenpeitsche greifen wollte.
    Es klappte nicht so recht. Jede Bewegung des Arms wirkte schwerfällig, als wäre er bis in die Hand hinein mit Metall gefüllt.
    Ich rührte mich nicht und half ihm auch nicht. Mein Blick verlor sich noch immer in dieser anderen Zeit oder zumindest auf der Grenze zwischen den Zeitzonen. Ob er weit entfernt war oder schon recht nah, das war nicht feststellbar. Jedenfalls sah ich den Leichenwagen, wie er heranrollte. Vielleicht schwebte er auch. So genau war das nicht festzustellen, da ich weder das Geräusch des Motors noch das Rollen der Reifen hörte. Er kam über die Straße, er kam aus der anderen Zeit, und er war auf einmal da.
    Der Stopp!
    Direkt neben uns. Suko hatte seine Bemühungen wieder eingestellt. Er hielt keine Waffe in der Hand. Auch ich hatte mich dazu entschlossen, die Beretta stecken zu lassen.
    Der Leichenwagen war nicht von allein gefahren. Es gab eine Person, die ihn lenkte. Zum ersten Mal wurden Suko und ich mit diesem geheimnisvollen Mönch Valentin konfrontiert. Wir hatten ihn als Junge mit dem Spielzeugauto gesehen. Jetzt stellte ich fest, dass dieser große Wagen dem Spielzeugauto aufs Haar glich. Früher hatte er mit dem Modell gespielt, jetzt fuhr er den Leichenwagen selbst.
    Der Mönch saß hinter dem Lenkrad. Es war tatsächlich eine Gestalt ohne Gesicht. Unter dem vorderen Rand der Kapuze malte sich nur eine flache Masse ab. Nicht mal Augen konnte ich sehen. Aber die Masse bewegte sich. Sie zirkulierte dabei in ihrem Inneren. Möglicherweise öffneten sich hin und wieder auch Schlitze, so dass sich die Gestalt ihre Umgebung anschauen konnte.
    Sie war nicht allein.
    Jemand saß neben ihr. Ich stand zu weit weg, um es erkennen zu können. Bis sich der Mönch bewegte und mit einer Hand zugriff.
    Einen Moment später sah ich, wen die unheimliche Gestalt da in die Höhe zog. Es war ein Mensch, und es war jemand, der den gleichen Nachnamen trug wie Valentin.
    Victor Rossiter wurde in die Höhe gezerrt und einfach aus dem Leichenwagen geworfen. Er landete in unserer Nähe, und wir hatten Mühe, ihn überhaupt zu erkennen, denn der größte Teil seiner Gestalt war verbrannt.
    Victor Rossiter blieb auf dem Rücken liegen. Sein Körper war geschrumpft. Er bot einen schrecklichen Anblick, und ich musste unwillkürlich schlucken. Den Grund, warum dieser Mensch umgebracht worden war, erfuhr ich wenig später. Da wurden Suko und ich von der Gestalt angesprochen.
    Seine Stimme klang menschlich und zugleich auch künstlich. Weit entfernt und doch nah. Als wäre sie aus einem Gerät gedrungen und zudem leicht verfremdet worden.
    »Er hat nichts anderes verdient. Er hat den Respekt vor dem Tod verloren. Er hat Leichen verkauft. Er hätte es nicht tun sollen, denn ich habe ihn gewarnt. Aber er konnte und wollte nicht auf mich hören. Jetzt habe ich ihn mir geholt.«
    »Was passierte mit ihm?«, fragte ich.
    »Das Höllenfeuer hat ihn geholt.«
    Da ich Valentin schon mal so weit hatte, dass er redete, wollte ich mir die Chance einer Unterhaltung auch nicht entgehen lassen. »Dann bist du mit ihm in die Hölle gefahren?«
    »In meine Hölle.«
    »Es gibt sie so nicht«, erklärte ich. »Die Hölle ist anders. Sie besteht nicht nur aus Feuer oder einem riesigen Topf mit kochendem Wasser, in dem sie Menschen…«
    »Es gibt sie!«, unterbrach er mich. »Es gibt nicht nur eine Hölle. Es gibt so viele. Für jeden ist sie anders, das weiß ich genau. Und in meiner Hölle werden meine Feinde getötet. Ich habe sie entdeckt, und es hat mich viel Zeit gekostet.«
    »Schon im Kloster?«
    »Ja.«
    »Weißt du auch, was man sich über einen gewissen Valentin erzählt?«
    »Das habe ich gehört.«
    »Aber du tötest nicht alle Menschen. Du hast Rio Redcliff wieder freigelassen.«
    »Ich habe ihn gebraucht!«, drang es mir aus der grauen Masse entgegen. »Er ist sehr wichtig für mich gewesen. Er hat etwas an meinem Leichenwagen wieder in Ordnung gebracht. Er versteht sich auf Autos. Ich habe ihn gebraucht. Er hat gesehen, aber er war nicht stark genug, um den Blick in die Hölle zu verkraften. Er verlor den Verstand, auch deshalb, weil er mit ansehen musste, wie Victor verbrannte. Das

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