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1177 - Der Weg in die Unterwelt

1177 - Der Weg in die Unterwelt

Titel: 1177 - Der Weg in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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können.
    Zwischen den Booten war eine recht breite Lücke entstanden. Wer mich auf die Barke schaffen wollte, musste mich werfen. Bill befand sich schon dort.
    Er bewegte sich nicht. Wie zu Stein erstarrt stand er zwischen den beiden Knöchernen, umtanzt von der Helligkeit und den Schattenstreifen des Lichts, das seinem Gesicht den Ausdruck eines Magenkranken gab.
    Lange konnte ich die Szene auf dem anderen Boot nicht betrachten, denn man wollte mich auch dort haben und stieß mich vor. Ein Knochenknie drückte gegen meinen Rücken. Ich taumelte nach vorn, wurde dabei nicht losgelassen, und zwei Ruderer auf der Totenbarke sorgten dafür, dass sich die Boote wieder näherten.
    Kaum stießen sie zusammen, als ich durch beide Skelette nach vorn geschleudert wurde. Sie ließen mich los, als ich den rechten Fuß anhob und einen großen Schritt machen musste.
    Fast wäre ich ausgerutscht und stieß auch mit dem Kopf noch gegen die schaukelnde Laterne, aber eine klamme, kalte Totenhand fing mich ab.
    »Willkommen an Bord«, sagte Bill Conolly.
    ***
    Das erste wilde Schaukeln nach dem Betreten des Bootes hatte sich gelegt. Ich hätte mich eigentlich auf die Umgebung konzentrieren müssen, aber das war mir momentan nicht möglich, da ich noch an den Schrei des Skeletts dachte, als es mit mir zusammengeprallt war. Wieso konnte ein Skelett schreien? Was steckte dahinter? Gab es doch noch mehr Menschliches in ihm?
    Ich wusste es nicht. Zudem nahmen die Ruderer ihre Plätze ein. Alles passierte lautlos. Es gab keine Stimme, die befahl oder eine, die flüsterte. Diese Gestalten reagierten wie Schauspieler, die ihre Rolle perfekt gelernt hatten.
    Das Skelett mit der Laterne war ebenfalls an seinem Platz geblieben. Es hielt die alte Laterne hoch, auf die sich das Schwanken des Bootes übertrug. Der Schein tanzte über die Kuttenträger hinweg.
    Er huschte gegen die bleichen Knochengesichter, aber auch über das meines Freundes Bill Conolly, der sehr verbissen und wütend schaute. Man hielt ihn fest, ebenso wie mich. Bei mir waren es keine sehr harten Griffe. Die Skelette schienen sich ihrer Macht über uns sehr wohl bewusst zu sein.
    Nach Waffen waren wir nicht durchsucht worden. Ein großer Vorteil. Möglicherweise hatten sie es auch nicht nötig. Das aber würde sich noch herausstellen.
    Wieder tauchten die Ruderblätter mit den typischen Geräuschen in das dunkle Wasser. Sie wurden durchgebogen, das Boot erhielt noch einen kurzen Schlag, dann setzte es sich schaukelnd in Bewegung. Der Bug drückte sich in das Wasser hinein, und es sah aus, als wollte sich der Kahn gegen die Bewegung wehren, weil er schwer beladen war.
    Das Ziel war der Nebel!
    Bill und ich standen so, dass wir auf ihn schauen konnten. Zwischen uns hielt sich der Fährmann mit seiner Laterne auf. Ich dachte wieder an Sharon, die Gestalt aus der griechischen Sage. Aber er hatte die Toten abgeholt, Bill und ich aber lebten. Das Ziel jedoch war irgendwie gleich. Hinter dem Nebel, davon gingen wir aus, lag eine andere Welt. Eine unheimliche und auch eine menschenfeindliche. Eben die geheimnisvolle Unterwelt.
    Bill schaute und sprach mich an. Ich hörte sein krächzendes Lachen und sah, wie er nickte. »Hast du dir das vorgestellt, Alter?«
    »Nein.«
    »Willst du es nicht noch versuchen? Wir könnten in den See hechten und erst mal davonschwimmen.«
    Ich deutete ein Kopfschütteln an. »Damit wäre uns möglicherweise geholfen, aber nicht den Turners.«
    »Ja - leider.« Der Reporter schloss die Lippen und hielt den Mund.
    Ich konnte ihn ja verstehen, denn auch ich hatte mit dem Gedanken an Flucht gespielt. Aber wir trugen auch eine gewisse Verantwortung. Die konnte uns keiner abnehmen.
    Es war nur das Klatschen des Wassers zu hören. Wellen, die gegen das Boot schlugen und es schaukelten. Mal wiegte es sich nach Steuerbord hin, mal nach Backbord, aber es bekam auch immer mehr Fahrt, und so rückte die Nebelwand näher.
    Für mich war sie eine Wand, die lebte. Und das auf ihre Art und Weise. Sie rollte, sie stand nicht still, aber sie veränderte sich auch nicht. Das Wasser musste ein Magnet sein, an dem sie festhing.
    Ich ließ sie nicht aus dem Blick und fragte mich, was sich darin verbarg.
    Möglicherweise musste ich die Frage auch anders stellen. Nicht, was verbarg sich darin, sondern was lauerte dahinter? Nach meinen Erfahrungswerten ging ich davon aus, dass sie der Zugang zu einer anderen Dimension war. Nichts anderes als ein aus Nebel bestehendes

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