1178 - Lisas Totenruf
Hügel.«
»Ja.«
»Wie kommen wir auf dem schnellsten Weg dorthin?«
»Dann müssen wir quer über die Gräberlaufen.«
Auch wenn es mir gegen den Strich ging und ethisch nicht einwandfrei war, aber es gab Ausnahmen. Wir standen hier unter Druck, und möglicherweise ging es sogar um Menschenleben.
Ich wollte mich drehen, als ich Sukos Hand auf meiner Schulter spürte. Er zog mich herum, und mit der anderen Hand wies er nach vorn, wobei mir sein Blick verriet, dass jetzt niemand sprechen sollte.
Wir hörten, was er meinte.
Schritte. Schnell und trampelnd. Dazu passte auch das Keuchen eines Menschen. Wir brauchten nicht lange nach vorn zu schauen, um die Gestalt zu sehen, die vom Hügel her mit langen Schritten quer über die Gräber rannte, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her.
Leider war es nicht Lisa. Da wehten keine blonden Haare. Es war ein Mann, der sich mit viel Glück und auch durch Zufälle noch auf den Beinen hatte halten können.
Dann hatte er Pech.
Eine Wegkante übersah er. Mit einem seiner Füße stieß er dagegen und lag plötzlich für einen Moment waagerecht in der Luft. Im nächsten Moment hörten wir den Aufprall und einen hellen Schrei, der sehr schnell erstickt wurde.
Suko war am schnellsten. Bevor wir reagierten, hatte er uns bereits verlassen. Wir hörten keuchende Laute, sahen Schatten über den Boden tanzen, standen dann neben ihm und sahen den Flüchtling, der stöhnend am Boden lag und von Suko festgehalten wurde. Er hatte den rechten Arm des Mannes angehoben und ihn so gedreht, dass er sich nicht bewegen konnte.
»Und?«, fragte ich.
Suko, der gebückt stand, schielte zu mir hoch. »Ich weiß noch nichts. Der Typ ist völlig von der Rolle. Dem sitzt die Angst im Genick.«
»Hat er auch geschossen?«, fragte Goldman.
»Keine Ahnung.«
Ich beugte mich tiefer. Der Mann mit den dunklen Haaren drehte sein Gesicht zur Seite, sodass ich ihn anschauen konnte. Er war unglücklich gefallen und mit dem Gesicht auf der feuchten Erde gelandet. Dementsprechend schmutzig sah es aus. Hinzu kam, dass er es zu einer Grimasse verzerrt hatte.
»Was ist geschehen? Reden Sie?«
»Der Teufel, das muss der Teufel gewesen sein. Er hat die Blonde unterstützt.«
»Lisa?«
»Ja.«
»Was ist mit ihr?«
»Ich weiß es nicht.«
»Aber Sie haben nicht geschossen?«
»Nein.«
»Wer dann?«
»Mario.«
»Und wie heißen Sie?«
»Cesare.«
Mit beiden Namen konnten wir nichts anfangen. Ich wollte auch nicht voreingenommen sein, aber irgendwie klangen sie mir nach Mafia. Zudem war auch dieser Cesare bewaffnet gewesen. Sein Revolver lag dicht neben ihm. Ich hob ihn auf und steckte ihn ein.
»Lass ihn hochkommen, Suko.«
Mein Freund zerrte den Kerl auf die Beine. Jetzt blickte ihn auch Burt Goldman an. »Sorry«, sagte er mit leiser Stimme. »Aber den habe ich noch nie gesehen.«
»Um so interessanter ist es, wenn er uns verrät, was er und sein Kollege hier auf dem Friedhof gesucht haben. Zum Spaß haben sie sich bestimmt nicht hier herumgetrieben.«
»Verstanden?«, fragte Suko.
Cesare nickte. »Wer seid ihr?«
Ich winkte ab. »Das spielt keine Rolle. Wir lieben es, Friedhöfe zu besuchen.«
»Das glaube ich euch nicht.«
»Ist auch Nicht nötig. Wichtig, dass Sie uns erzählen, was Sie und Ihr Kumpan hier getrieben haben.«
Meine Forderung stieß ihm sauer auf, und er schüttelte heftig den Kopf. »Nein, das… das… kann ich nicht sagen. Verdammt noch mal, das geht nicht.«
»Warum nicht?«
»Privatsache.«
»Die man mit Waffengewalt abwickelt.« Ich lachte. »Wie dämlich sind Sie eigentlich? Glauben Sie, dass Ihr Kumpan noch am Leben ist? Glauben Sie das wirklich?«
»Keine Ahnung.«
»Sie haben es doch gesehen.«
Er schwieg.
»Okay«, sagte Suko, »dann gehen wir hin.«
»Nein, nein!« Plötzlich konnte Cesare wieder reden. »Auf keinen Fall. Ich bringe das nicht.«
»Einverstanden. Dann werden Sie uns jetzt sagen, was da abgelaufen ist.«
Plötzlich brach es aus ihm hervor, als wären seine Sätze ein Wasserfall, der lange Zeit gestaut gewesen war. Wir erfuhren die ganze Geschichte, die nicht erst heute, sondern vor einigen Wochen begonnen hatte. Dass er sich selbst belastete, war ihm egal. Für ihn zählte nur, diesem Monster zu entkommen, das seinen Kumpan angegriffen hatte. Er gab auch Lisa einen Teil der Schuld, denn er hatte gesehen, wie sie zugeschlagen hatte.
»Und was ist Ihnen noch aufgefallen?«
»Nichts, nichts Ich bin dann gerannt.«
Das glaubten wir
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