1179 - Der Killerzwerg
durchgedreht an, aber ich begreife auch nicht, wie sie von einem Zwerg sprechen kann. Das will mir nicht in den Kopf, Inspektor.«
»Kann ich mir denken.«
»Und was sagen Sie?«
»Hat Ihre Schwester Ihnen eine Beschreibung dieses Zwergs gegeben, Mr. Nolan?«
»Nicht so direkt oder genau. Sie hat nur davon gesprochen, dass er widerlich ausgesehen hat, glaube ich. Und dass sie eine wahnsinnige Angst vor ihm hatte.«
»Sie kannte ihn nicht?«
»Nein.«
»Was hat sie in diese relativ einsame Gegend getrieben? Und das um diese späte Zeit?«
»Kunden.«
In der nächsten Zeit erfuhren wir mehr über den Job der Gina Nolin. Sie arbeitete für eine Versicherung und war deshalb auch öfter am Abend unterwegs.
»Mehr kann ich Ihnen wirklich nicht sagen, Inspektor. Ich hätte Sie auch nicht belästigt, wenn ich nicht gewusst hätte, wo Sie arbeiten und dass Sie sich mit gewissen Fällen beschäftigen, die etwas… ich weiß auch nicht, was ich sagen soll.«
»Sie meinen außer der Reihe sind.«
»Ja. Und vielleicht gehören Zwerge ja auch dazu.«
»Stimmt.«
Nolans Stimme klang bei der nächsten Frage hoffnungsvoller. »Dann habe ich Sie nicht umsonst angerufen? Kann ich davon ausgehen, dass Sie sich um den Fall kümmern?«
»Ja, das können Sie.«
Beide hörten wir sein erleichtertes Aufatmen. Er musste große Qualen gelitten haben und konnte jetzt froh sein, dass sich jemand um den Fall kümmerte.
»Bitte, Sie müssen uns nur noch sagen, wo das genau mit ihrer Schwester passiert ist.«
»Natürlich, Inspektor. Es ist eine recht einsame Gegend gewesen, obwohl sie noch zu London gehört. Aber am Stadtrand. In einem Waldstück. Ich bin noch nie dort gewesen…«
Suko unterbrach ihn. »Bitte, Mr. Nolin, halten Sie sich nur an die Fakten.«
Das tat er. Wir würden die Straße in Richtung Hackney finden. Zu London gehörte der Ort nicht mehr, aber es war auch zwischen den beiden unterschiedlich großen Städten passiert. Zudem war die Metropole an der Themse dabei, sich immer weiter auszudehnen. Man musste bezahlbares Land für Baugrundstücke finden. Das war in London selbst zwar nicht unmöglich, aber mit hohen Kosten verbunden.
Suko hatte aufgelegt und schaute mich über den Schreibtisch hinweg an. »Was sagst du?«
»Dass ein blindes Huhn auch mal ein Korn findet, das sage ich. Zufall.«
»Schicksal.«
»Auch«, gab ich zu. »Und du bist der Ansicht, dass der Zwerg mit dem aus Ginas Tagebuch identisch ist?«
»Darauf wette ich. So schlecht kann das Schicksal gar nicht sein, dass es uns an der Nase herumführt.«
»Wir werden sehen.« Diesmal griff ich zum Telefon, um Freund Tanner anzurufen.
Ich hörte, dass er sein Büro soeben betreten hatte, und sein Morgengruß klang recht brummig.
»Hi, Tanner, auch da?«
»Ich hätte ja eigentlich Nachtschicht gehabt, aber was tut man nicht alles für euch. Ich bin auch gleich wieder weg, denn es hat keinen Sinn, John.«
»Warum nicht?«
»Unsere Leute haben nichts gefunden. Da ist kein Liliputaner vermisst worden. Tut mir leid, John, die Spur müssen wir uns abschminken. Ich könnte noch mal genauer nachforschen lassen, aber…«
»Ist nicht nötig.«
»He, das hört sich an, als wüsstest du mehr?«
»Kann sein.« Ich berichtete Tanner, was wir erfahren hatten, und er war angetan.
»Mann, das ist ein Zufall! Immer wieder bei euch. Ich gehe…«
»He, he, he, sei nicht unfair. Wie oft quälen wir uns herum. Aber du hast Recht. Diesmal hat es das Schicksal wirklich gut mit uns gemeint. Jedenfalls bleiben wir dran.«
»Was habt ihr genau vor?«
»Wir sehen uns die Stelle an, wo es passiert ist.«
»Hm. Und wie sieht das mit dem oder den Kunden aus, die diese Frau besucht hat? Kann es nicht sein, dass es da einen Zusammenhang gibt? Ich will euch beileibe nichts einreden, aber ich würde das auch nicht aus den Augen lassen.«
»Stimmt. Wir werden uns zu gegebener Zeit bei Ihrem Arbeitgeber erkundigen, zu wen sie wollte. Falls sie überhaupt eine Nachricht hinterlassen hat.«
»Okay, dann fahre ich wieder nach Hause.«
»Gute Nacht.«
»Haha.«
Ich stand auf und nickte Suko zu. »War doch gut, dass wir den Rover genommen haben.«
»Sollte das unser Glückstag sein?«
»Keine Ahnung, Alter. Das wird sich alles noch herausstellen. Auf in den Kampf…«
»Gern, Señor Torero!«
***
Sie schwang. Sie kippte. Ihr war schlecht. Bei jeder Bewegung pendelte sie auf und ab und stieß mit dem Gesicht immer wieder gegen etwas Hartes, das auf der einen
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