1179 - Der Killerzwerg
sich und steckte sie ein. Er hatte sich nicht mal groß beeilt, denn Suko konnte gut die Lage einschätzen.
Er trat einen Schritt zurück und baute sich so auf, dass er alles im Blick hatte, auch die Grant.
Die Zeit war um.
»Jetzt ist es dein Spiel, John!«
***
Auch ich war aus der Starre erwacht und hatte als erstes Sukos Stimme gehört.
Ja, es war mein Spiel. Wie so oft. Ich gegen den Teufel, der Teufel gegen mich und auch gegen das Kreuz, das schon einmal das Böse besiegt hatte.
Aber ich war nicht fit. Ich hatte Schwierigkeiten. Das verdammte Gift war noch immer in meiner Blutbahn. Ich merkte, wie mir der Schweiß aus den Poren drang, denn allein die Konzentration auf den Teufel und den Zwerg brachte mir diesen Stress.
Aber ich ging. Auch wenn es nur kleine Schritte waren und ich mich zusammenreißen musste, um mich auf den Beinen zu halten. Es war still geworden, und so hörte ich Sukos Stimme fast überdeutlich.
»Keine Bewegung, Mrs. Grant. Sie würden es nicht überleben, das schwöre ich Ihnen.«
»Du verdammter Bastard! Noch hast du nicht gewonnen!«
»Aber ich werde gewinnen.«
Die Worte huschten an mir vorbei, denn meine Konzentration galt dem Zwerg.
Auch er war geschockt und hatte einen großen Teil seiner Sicherheit verloren. Er wusste nicht, was er tun sollte. Auf den Teufel konnte er sich nicht verlassen, und so irrte sein Blick zwischen dem Spiegel und mir hin und her.
Meine Zunge war schwer, das Sprechen strengte mich an, trotzdem konnte ich meine Worte nicht zurückhalten. »Du hast den Bogen überspannt, Killer. Du schaffst es nicht, auch nicht mit der Hilfe des Teufels. Du hättest einen anderen Weg einschlagen sollen, dieser hier war falsch.«
Er glotzte auf mein Kreuz. Geifer rann aus seinem Mund. Er atmete hektisch. Er sah, dass ich näher an ihn herankam, und er sah auch, das sich die Form meines Kreuzes mit einem ungewöhnlichen Glanz überzogen hatte.
In seinen Augen glühte der Hass. Ich hatte das Gefühl, als wären sie mit den Augen des Teufels identisch geworden. Die Pusteln in seinem Gesicht schimmerten noch feuchter als sonst, und als er mein Lächeln sah, schrie er auf.
»Nein, nein! Der Teufel ist stark! Er ist mein Beschützer! Ich will ihn…«
»Er will dich nicht!« Meine Worte wurden verstärkt durch das Strahlen auf meinem Talisman.
Der Zwerg holte Atem.
Sharon Grant schrie: »Tu was, verdammt!«
Nein, Lippy tat nichts. Der Teufel übernahm die Regie und bewies, wie grausam er mit Verlierern umging.
»Du Versager!«, brüllte er aus dem Spiegel hervor. »Du kleiner, mieser, dreckiger Versager…«
»Aber ich…«
Der Zwerg war nicht in der Lage, seinen Satz zu vollenden, denn der Teufel bewies ihm, was er mit Versagern machte. Sein Bild im Spiegel löste sich auf. Urplötzlich veränderte sich auch die Fläche.
Sie wurde zu einem Flammenmeer, und dann ging alles sehr schnell.
Mit einer urwelthaften Gewalt strömte aus der Spiegelfläche der gewaltige Feuersturm. Es waren keine direkten Flammen. Es war einfach das Glühen und Sprühen, wie von brennenden kleinen Kohlestücken ausgehend, die alle nur ein Ziel kannten.
Lippys Gesicht!
Schreie, die sich kaum noch menschlich anhörten, hallten durch die Höhle. Lippy ließ den Spiegel fallen. Es war viel zu spät, denn da hatte das Höllenfeuer sein Gesicht bereits zu einer dunklen, breiigen Fläche verbrannt.
Er torkelte zurück. Er schlug mit den Händen um sich, stolperte, fiel dann zu Boden. Mit Armen und Beinen drosch er um sich wie ein Epileptiker.
Nur der Kopf lag still.
Und er glühte aus.
Das Feuer des Teufels fraß alles. Nichts blieb mehr heil. Keine Haut, kein Fleisch, keine Sehne, kein Zahn, und die langen, grauen Haare waren zu einem glühenden Vorgang geworden, der nur ganz allmählich auskühlte, wobei er eine schmierige schwarze Masse hinterließ.
Das Gesicht sah nicht anders aus. Nur der Körper war normal geblieben, aber das spielte überhaupt keine Rolle mehr. Lippy hatte letztendlich versagt und den Preis dafür zahlen müssen…
***
Ich war froh, dass der Tisch dort stand und dass ich mich an ihm abstützen konnte, als ich mich zu den anderen hin umdrehte. Für die Frauen war wohl eine Welt zusammengebrochen. Erst recht für Sharon Grant, die nicht mehr in der Lage war, sich auf den eigenen Beinen zu halten. Sie war in die Knie gesunken und hatte die Hände vors Gesicht geschlagen.
Suko war trotzdem vorsichtig und zielte mit der Beretta auf sie. Die zweite Waffe warf er mir
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