1179 - Der Killerzwerg
Fast so gut wie deine Haut.«
»Ab ins Büro.«
»Nicht ohne meinen Kaffee.«
Ich goss mir eine Tasse voll. Suko ging bereits vor, und Glenda folgte ihm. Ich hörte, wie er ihr von dem Leichenfund am gestrigen Abend berichtete. Glenda wurde etwas blass um die Nase und schüttelte sich.
»Dem möchte ich auch nicht begegnen. Seid ihr sicher, dass der Killer ein Zwerg gewesen ist?«
»Zumindest deutete die Spur aus dem Tagebuch darauf hin«, sagte Suko.
Ich hatte mich an Glenda vorbeigeschoben und hinter meinem Schreibtisch Platz genommen.
»Es ist die einzige Spur, die wir haben. Ich bin gespannt, was Tanner herausgefunden hat. Er wollte Zirkusse und Jahrmärkte überprüfen, falls welche in London und Umgebung vorhanden sind.« Ich setzte die Tasse ab. »Angerufen hat er nicht - oder?«
»Nein.« Glenda deutete auf Suko. »Aber für dich habe ich einen Anruf entgegengenommen.«
»Persönlich?«
»Ja.«
»War es Shao?«
Glenda schüttelte den Kopf. »Es war ein Mann. Er hieß Nick Nolin und meinte, dass es sehr dringend ist.«
Suko erwiderte nichts. Nach einer Weile meinte er und dabei schaute er mich an: »Der Name sagt mir nichts. Dir denn?«
»Auch nicht.«
Wieder wurde Glenda gefragt. »Hat er keinen Grund genannt?«
»Nein, er hinterließ nur seine Telefonnummer, und die habe ich dir dort auf den Zettel geschrieben. Er liegt fast vor deiner Nase.«
»Ah - der, ja, danke.« Suko las die Nummer und schüttelte den Kopf, während er zugleich lächelte.
»Wenn mich nicht alles täuscht, ist das eine Telefonnummer, die zu meinem BMW-Händler gehört, der zugleich eine Werkstatt hat.«
»Ist was mit deinem Wagen?«
»Nein, John, der ist okay.«
»Dann ruf mal an.«
Da ließ sich Suko nicht zweimal bitten. Glenda verschwand locker winkend im Vorzimmer, und ich widmete mich wieder meinem Kaffee, wobei ich über den vergangenen Abend nachdachte und hoffte, dass Tanner eine brauchbare Spur gefunden hatte, die uns einen Schritt weiterbrachte.
Ein Zirkus und ein Jahrmarkt. Das waren die Arbeitsstätten, die auch kleinwüchsige Menschen oder Liliputaner beschäftigten. Alles soweit im grünen Bereich, keine Probleme, wenn es dann tatsächlich auch zutraf.
Da hatte ich meine Zweifel. Ein aus dem Zirkus geflohener Liliputaner der mordete? Es war möglich, aber es war einfach auch zu auffällig. Trotzdem glaubte ich an diesen Zwerg. Maja King hatte sich in ihrem Tagebuch sicherlich nicht verschrieben.
Suko telefonierte noch immer. Er hatte dabei eine ziemlich gespannte Haltung eingenommen, was mich wunderte. Einige Sekunden später schaltete er den Lautsprecher ein, damit ich das Gespräch mithören konnte.
Die Stimme des fremden Mannes klang aufgeregt. »Sie müssen es mir glauben, Inspektor. Meine Schwester ist verschwunden. Die Polizei hat ihren Wagen gefunden. Leer.«
»Aber die Kollegen haben nicht direkt von einem Verbrechen gesprochen, nicht wahr?«
»Nein, das ist es ja. Aber ich weiß es besser.«
Ich fing Sukos Blick auf und nickte.
Ein Zeichen, dass ich auch weiterhin mithören wollte.
»Die Kollegen, die Kollegen«, hörten wir die gequälte Stimme des Mannes. »Ich weiß auch nicht, warum sie nicht gesucht haben. Nur in der nahen Umgebung. Das ist alles gewesen. Als sie nichts fanden, war die Sache dann für sie erledigt. Sie schienen nicht eben begeistert gewesen zu sein, aber ich sage Ihnen, dass meine Schwester einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Sonst hätte sie mich nicht in dieser wahnsinnigen Angst angerufen. Das war schon schlimm, und mir ist es dabei eiskalt den Rücken hinabgelaufen.«
»Gut, Mr. Nolin, ich werde Ihnen mal glauben. Aber was genau hat Ihre Schwester zu Ihnen gesagt?«
»Dass sie sich bedroht fühlte.«
»Sie sagten es schon. Bitte, denken Sie genau nach. Dämpfen Sie Ihre Nervosität. Von wem genau fühlte sich Ihre Schwester bedroht?«
»Von diesem Zwerg!«
Genau das war es!
Beide saßen wir wie erstarrt da. Schon wieder war von einem Zwerg die Rede. Für uns konnte das kein Zufall sein. Da fasste ein Rädchen ins andere. So viele Zwerge gab es nicht. Uns hatte wirklich das Schicksal einen Hinweis gegeben.
Weil dieser Nolin nichts von Suko hörte, fragte er: »Sind Sie noch da?«
»Ja, natürlich.«
»Und Sie haben mich auch verstanden?«
»Darauf können Sie sich verlassen.«
»Das ist gut, das ist gut. Dann sagen Sie mir bitte auch, was Sie davon halten. Ich habe wirklich keine Ahnung. Ich sehe meine Schwester nicht als verrückt oder
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