1179 - Der Killerzwerg
Nähe das letzte Keuchen des Zwerges, das wieder in diesem hässlichen Kichern mündete. Danach vernahm sie tappende Schritte, und dann entfernte sich die Gestalt. Die Schritte wurden leiser. Der Zwerg erreichte eine Tür. Es erklang wieder das Kratzen, und wenig später wurde sie hörbar geschlossen.
Allein blieb Gina Nolin zurück!
Sie lag auf dem Rücken. Sie fühlte sich so verdammt elend und auch beschmutzt. Es dauerte eine Weile, bis sie in der Lage war, ihre Kleidung zu ordnen, aber besser ging es ihr trotzdem nicht.
Irgendwann kehrte wieder Leben in sie zurück. Mit beiden Händen tastete sie sich ab. Das Handy steckte in der Tasche. Gina wusste nicht, ob es funktionierte, aber sie war zu schwach, um jetzt noch einen Versuch zu starten.
Der Körper schien überall zu brennen, was an den widerlichen Fingern dieser schrecklichen Person lag. Er hatte keine Stelle ausgelassen, seine verdammten Hände waren so schnell gewesen, und sie überkam ein Weinkrampf, als sie daran dachte.
Irgendwann war auch der vorbei. Aber die Finsternis war geblieben, ebenso wie die kalte, feuchte Luft, die sich in ihrer Umgebung ausgebreitet hatte. So kam ihr in den Sinn, dass sie in keinem Zimmer lag, sondern tief unter der Erde in einem Verlies. Gina erinnerte sich daran, dass sie über eine Treppe gegangen waren, bevor man sie hier auf die Matratze gelegt hatte.
Eklig war sie. Sie klebte. Sie war durchgelegen. Einfach widerlich. Diese Dinge lenkten die Frau zunächst noch ab, aber die Angst war trotzdem geblieben, auch wenn sie durch die äußeren Ereignisse zurückgedrängt worden war.
Erst jetzt richtete sich Gina auf.
Selbst die einfache Bewegung fiel ihr schwer, und sie durfte nicht zu schnell sein, denn die Nachwirkungen des Schlages gegen den Kopf waren noch immer vorhanden.
Auf der Matratze blieb sie mit angezogenen Knien sitzen und konnte nur in die Dunkelheit schauen.
Sie zitterte. Innerlich und äußerlich fühlte sich Gina völlig überfordert. Sie war durch den Überfall aus dem Leben herausgerissen und in eine extreme Lage hineingedrängt worden, aus der sie auch kein Entkommen sah.
Die Tränen kamen automatisch. Gina schlug die Hände vor ihr Gesicht und weinte. Ein Schluchzen in Wellen, die den Körper regelrecht durchschüttelten, und es dauerte lange, bis sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte.
Sie wollte nicht nur nachdenken, sie musste es auch tun. Es war ihr zwar nicht möglich, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen, aber es musste ihr gelingen, für sie bessere Bedingungen zu schaffen, denn sich einfach ergeben, das wollte sie auch nicht. Schließlich wusste sie nicht, was am Ende stand.
Der Tod?
Mehr bestimmend als fragend. Warum schleppte man einen Menschen in ein derartiges Verlies?
Man hatte doch etwas mit ihm vor. Man wollte ihn bestimmt nicht nur verhungern lassen. Das traute sie selbst einem Menschen wie diesem Zwerg nicht zu.
Menschen?
Zweifel drangen in ihr hoch!
Nicht jeder Mensch sah gleich aus. Nicht jeder Mensch war gleich. Es gab die unterschiedlichsten Typen mit den unterschiedlichsten Gestalten und mit dem unterschiedlichsten Aussehen. Das alles hatte sie akzeptiert, denn in ihrem Job traf sie auf zahlreiche Menschen, die so verschieden waren.
Einen Verwachsenen hatte sie noch nie erlebt. Das war ihr neu. Und er war böse.
Er war jemand, der alles Normale hasste und deshalb meinte, es ausrotten zu müssen.
An diesem Fazit blieb sie hängen. Aber sie dachte auch noch an etwas anderes. Der Gnom hatte vom Teufel gesprochen. Er vertraute auf ihn. Er war es, der vieles möglich machte, und er musste ihn auch verändert haben.
Sie stand auf.
Es klappte nicht so gut wie sonst. Der Kreislauf war nicht in Ordnung. Gina hatte Glück, dass sie nicht zusammenbrach und auf den harten Boden fiel.
Schwankend blieb sie stehen. Die Arme zu den Seiten hinweggestreckt. Sie musste das Gleichgewicht behalten, denn sie wollte durch die Dunkelheit gehen und durch Tasten herausfinden, wie groß ihr Gefängnis war.
Die ersten Schritte ging sie wie ein kleines Kind, das noch dabei ist, das Laufen zu lernen. Dabei stellte sie fest, dass der Boden nicht eben glatt war. Er war mit Steinen bedeckt, die unter ihren Füßen Furchen bildeten oder kleine Erhebungen, über die sie leicht stolpern konnte. Deshalb tappte sie auch mehr als dass sie ging und ließ die Arme ausgestreckt, um irgendwelche Hindernisse so schnell wie möglich zu ertasten.
Noch stieß sie nirgendwo gegen. Ihre Hände
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