Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1179 - Der Killerzwerg

1179 - Der Killerzwerg

Titel: 1179 - Der Killerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ständig im Blick, obwohl sie uns nicht offen anschaute. Wir standen unter ihrer Beobachtung. Ich fragte mich zum wiederholten Mal, aus welchen Gründen sie uns eingeladen hatte. Aus Menschenfreundlichkeit bestimmt nicht. Sicherlich hatte sie noch einen Trumpf in der Hinterhand.
    Ich aß ebenfalls weiter, bis ich das zischende Geräusch hörte. Es erreichte mich quer über den Tisch hinweg und war so ungewöhnlich, dass ich hochschaute.
    Ich sah in Sukos Gesicht, der nicht mehr aß und den Löffel zur Seite gelegt hatte.
    Die Frage formte ich mehr mit den Lippen. »Was ist?«
    »Sei vorsichtig!«, wisperte er.
    Ich blickte mich um. Zu sehen war nichts, was meinen Verdacht erregt hätte. Die Frauen waren damit beschäftigt, ihre Teller zu leeren, und so hob ich die Schultern.
    »Es ist die Suppe, John!«
    »Ja und?«
    »Der Geschmack. Vergiss nicht, wer die Teller aus der Küche geholt hat.«
    Ich stutzte. Meine Lippen zuckten, und das war genau der Augenblick, an dem mir die Suppe auch nicht mehr schmeckte. Mit einer gezielt langsamen Bewegung legte ich den Löffel zur Seite.
    »Und?«, flüsterte ich Suko zu.
    »Der Geschmack ist ein anderer geworden, John. Bitterer. Da hat sich etwas aufgelöst, das wir zuvor nicht gesehen haben. Das Zeug muss ebenso weiß wie der Teller gewesen sein.«
    Das reichte, um mir endgültig den Appetit zu nehmen. Zuzutrauen war diesen Frauen alles. Sie mussten uns als Eindringlinge in ihre Welt betrachten, und wir hatten uns auch nicht von ihnen abweisen lassen.
    Ich schielte an den essenden Frauen vorbei zum Kopfende des Tisches hin, wo Sharon Grant saß.
    Sie versuchte, sich entspannt zu geben und locker zu wirken, doch das glaubte ich ihr nicht. Zu sehr war ihre Aufmerksamkeit auf das Ende des langen Tisches gerichtet, an dem wir unsere Plätze gefunden hatten.
    Natürlich sah sie, dass wir nicht mehr aßen. Für einen Moment presste sie die Lippen aufeinander.
    Dann riss sie sich wieder zusammen und zwang sich ein Lächeln ab. »Was ist los, meine Herren? Sind Sie schon satt? Oder schmeckt es Ihnen nicht?«
    Sie war es, die sprechen durfte, die anderen mussten den Mund halten und konnten nur beobachten und sich ihre Gedanken machen. Aber sie bewegten ihre Augen und schauten in unsere Richtung, um die Reaktion zu erleben.
    »Ich habe keinen Hunger«, sagte Suko.
    »Schade. Und Sie, Mr. Sinclair?«
    »Mir ergeht es ebenso.«
    »Tja, dann eben nicht.« Sie zuckte die Achseln und legte beide Hände flach neben ihren Teller.
    »Unsere Köchin hat sich wirklich Mühe gegeben, nicht wahr?« Die Worte hatten den anderen Frauen gegolten, die pflichtbewusst nickten.
    Wenn Suko behauptete, dass die verdammte Suppe bitter schmeckte, dann glaubte ich ihm das und konnte nur hoffen, dass wir nicht schon zu viel von diesem Gift in unserer Blutbahn hatten. Noch merkte ich bei mir nichts, oder doch?
    Der leichte Schweißausbruch konnte auch etwas mit der heißen Suppe zu tun haben. Die Nässe legte sich auf meine Oberlippe und auch auf die Stirn.
    Ich fixierte Suko genau. Er saß da und überlegte. Ob er ebenfalls schwitzte, war nicht zu erkennen.
    Normal jedenfalls war dieser Schweißausbruch nicht.
    Noch stand nicht fest, ob er Recht hatte. Wenn ja, dann war es besser, dass wir verschwanden und uns nicht noch länger hier in der Höhle des Löwen aufhielten.
    »Lass uns gehen!«, zischelte ich ihm zu.
    »Okay.«
    Neben mir drehte die grauhaarige Frau ihren Kopf und musterte mich genau. Zumindest kam es mir so vor. Sie schien herausfinden zu wollen, wie angeschlagen ich war. Allerdings sprach sie mich nicht an, nur ihr starrer Blick blieb.
    Ich lächelte knapp und stand auf.
    Alles war normal. Ich kam in die Höhe, ich spürte keinen Schwindel und auch keine weichen Knie.
    Es konnte auch sein, dass Suko sich geirrt hatte und dass ich mich von seinen Bemerkungen hatte verrückt machen lassen.
    Auch Suko erhob sich. Erst jetzt rückte Sharon Grant ihren Stuhl zurück und stand ebenfalls auf.
    Als Einzige der Frauen trug sie keine Kutte. Bei allen sollten die sozialen Unterschiede verschwinden, nur bei ihr nicht. Da kehrte sie schon die Chefin raus.
    Mit etwas zögerlichen Schritten kam sie auf uns zu. Ich hatte mich bereits zwischen Bank und Tisch weggedrückt und stand jetzt am anderen Ende.
    »Sie wollen schon gehen?«
    »Wir haben es uns überlegt«, erklärte Suko. »Wir werden wohl woanders suchen müssen.«
    »Das finde ich schade.«
    »Ach ja?«
    »Ich hätte mich an Sie beide gewöhnen

Weitere Kostenlose Bücher