1179 - Der Killerzwerg
Stimmung hier erfasst worden. Sie stand bewegungslos auf dem Fleck, hatte nur Augen für den Zwerg und war völlig in seinen Bann geraten. Die Faszination ließ sie nicht los.
Spiegel haben seit ihrer Erfindung die Menschen schon immer fasziniert. Sie waren nicht nur unbestechlich, sie erlaubten auch den Blick in die Seele - und sie konnten Tore öffnen, die zu anderen Welten führten; Auch das war uns nicht neu.
Bestimmt war dieser Spiegel für Lippy das Sprungbrett zum Teufel, und das nutzte er weidlich aus.
Er lachte leise. Er leckte über seine Lippen. Das entstellte Gesicht zuckte, und es waren Bewegungen der Freude, die wir sahen. Lippy war der Chef hier, und er würde uns beweisen, wozu er in der Lage war.
Ich hoffte, dass es noch lange dauerte, denn ich merkte, dass die Schwäche in meinem Körper allmählich nachließ.
Zum Glück hatte mich Suko gewarnt, sonst hätte ich den Teller mit der verdammten Suppe noch leergelöffelt Lippy ging mit einem tänzerisch anmutenden Schritt zurück. Mit der freien Hand strich er divenhaft durch sein zotteliges Grauhaar, als könnte er es so ordnen, was natürlich nicht klappte. Er interessierte sich nicht mehr für uns. Er war in eine starke Selbstvergessenheit hineingefallen. Er bewegte seine Lippen, sprach auch, aber wir bekamen nicht mit, was er sagte.
Schließlich blieb er stehen und hob seinen rechten Arm an. Er hielt den Spiegel mit der Fläche zu uns hingewandt hoch und sah aus wie der große Sieger.
»Das ist der Weg!«, rief er uns zu. »Das ist der Weg zum Teufel! Das ist der Weg zu ihm. Zu dem großen Herrscher, der durch das Böse lebt und den Menschen Macht und Einfluss verleiht, die an seiner Seite stehen und ihm zu Willen sind. Schaut hinein, schaut alle hinein, es wird in der Zukunft auch euer Weg sein. Es ist meine Belohnung für euch, denn ihr habt euch meiner angenommen!«
Es gab wohl keinen, der sich die Fläche des Spiegels nicht angeschaut hätte. Auch Suko und ich taten es, und es war so gut wie nichts Besonderes darauf zu erkennen. Sie glänzte nicht einmal groß, aber das Licht der Laternen fing sich an seiner Vorderseite und gab ihr einen rätselhaften und auch exotischen Schimmer.
Ich hatte mich weniger auf den Spiegel konzentriert und mehr auf mein Kreuz geachtet.
Es »meldete« sich nicht!
Das Böse blieb verborgen. Zugleich bewies es mir, dass ich es bei dem Zwerg und auch bei Sharon Grant mit normalen Menschen, nicht mit Dämonen zu tun hatte. Bei den anderen war es sowieso der Fall. Diese beiden waren den Weg noch nicht gegangen, aber sie waren nicht mehr weit davon entfernt. Sie würden auch den nächsten Schritt tun. Das stand für mich hundertprozentig fest.
Lippy veränderte seine Haltung vor dem Tisch nicht. Er drehte nur den Spiegel, damit er hineinschauen konnte. Wir sahen nicht, ob sich sein Gesicht darin abmalte. Und als er zu sprechen begann, da meinte er zwar uns, aber zugleich schaute er in den Spiegel hinein und gab seinen Gedanken freien Lauf.
»Ich werde ihn herholen. Ich werde ihn bitten, sich uns zu offenbaren. Ihr werdet den Teufel sehen, und er wird euch nichts tun, bis auf zwei Ausnahmen. Es gibt die beiden verdammten Bullen hier, die mich tatsächlich gejagt haben, um mich hinter Gitter zu bringen. Es gibt sie, und sie geben nicht auf. Sie sind einfach anders. Sie denken, besser zu sein als die Menschen. Sie meinen, dem Teufel keine Ehre erweisen zu müssen, aber sie haben sich geirrt. Alles wird anders sein, denn sie werden die Macht der Hölle erleben, und diese Macht wird sie vor euren Augen zerstören. Erst dann werdet ihr die gesamte Stärke der anderen Seite kennen gelernt haben. Und ihr werdet erkennen, dass ihr bisher falsch gelebt habt.«
Diese Worte hatte ich in ähnlicher Form schon öfter gehört. Sie berührten mich nicht, aber bei den Frauen - Sharon Grant eingeschlossen - war es anders.
Wenn man von einer stummen Freude und Erwartung sprechen konnte, so war das bei ihr der Fall.
Auf ihrem sonst so steinernen Gesicht malten sie jetzt die Gefühle ab. In ihren Augen stand das erwartungsvolle Leuchten. Sie… sie… wollte es. Sie konnte es nicht erwarten, endlich das Tor offen zu sehen, um die Macht der Hölle am eigenen Körper zu verspüren.
Der Killerzwerg machte es spannend. Er schaute noch einmal zu uns hin und fragte: »Seid ihr bereit?«
Die Grant antwortete für alle. »Ja, wir sind bereit. Wir freuen uns auf den Teufel und darauf, wie er mit seinen verdammten Feinden
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