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1179 - Der Killerzwerg

1179 - Der Killerzwerg

Titel: 1179 - Der Killerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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abrechnet.«
    »Dann werde ich ihn holen!«
    Es war der Augenblick des großen Beweises. Lippy musste ihn einfach antreten, sonst wäre er nicht glaubwürdig gewesen. Er sprach nicht mal laut, aber jeder konnte seine Worte verstehen.
    »Spieglein, Spieglein in der Hand, wer ist der Mächtigste im ganzen Land?«
    Ich glaubte, mich verhört zu haben. Er zitierte fast wortgetreu den Spruch aus einem Märchen. So hatte auch die böse Stiefmutter des Schneewittchens gesprochen.
    Lächerlich?
    Nein, das auf keinen Fall. Einer wie er wusste genau, was er tat, und der Teufel würde auch ihm zur Seite stehen.
    Nach seinen Worten stieß er den Atem aus und drehte sich zur Seite, damit auch wir ihn und den Spiegel von der Seite her sehen konnten.
    Ich konzentrierte mich auf die Fläche. Es hing plötzlich eine ungewöhnliche Spannung zwischen den Wänden der Höhle. Jeder spürte, dass es auf die nächsten Sekunden ankam. Die Luft hatte sich aufgeladen. Man konnte es schon mit einer elektrischen Spannung vergleichen, die sich immer mehr verdichtete.
    Der Teufel ließ sich Zeit.
    Auf der Spiegelfläche veränderte sich nichts. Vielleicht sah sie wolkiger aus. Als wäre aus der Tiefe etwas nach vorn gedrungen und hätte sich wie Dunst darüber gelegt.
    »Bitte!«, flüsterte Sharon Grant…
    »Er lässt sich Zeit.«
    »Versuche es noch mal.«
    Der Zwerg nickte. Er hatte die Hand mit dem Spiegel angehoben und starrte wie ein Hypnotiseur gegen die Fläche, als wollte er dem Teufel einen Befehl mit seinen Augen geben.
    »Spieglein, Spieglein in der Hand, wer ist der Mächtigste im ganzen Land?«
    Diesmal hatte er noch mehr Wirkung hinter seine Worte gelegt. Fast bittend und auch geschrieen.
    Zugleich demütig und flehend. Als hinge sein gesamtes Schicksal davon ab.
    Und der Teufel zeigte sich.
    »Jaaaa…!«, brüllte der Zwerg, wobei sich sein Gesicht verzerrte. »Jaaaa - du bist es…«
    Er sah es besser als wir, und sein Gesicht bekam plötzlich einen Ausdruck, der sich aus ungläubigem Staunen und immenser Ehrfurcht zusammensetzte. Er betete den Teufel an. Für ihn war er das einzig Wahre in seiner Welt.
    Und er zeigte sich tatsächlich.
    Im Spiegel erschien das Gesicht meines Todfeindes!
    ***
    Zugleich meldete sich das Kreuz!
    Ich war nicht überrascht, als ich den scharfen Schmerz erlebte, der sich auf meiner Brust ausbreitete.
    Irgendwo war ich auch erleichtert und schöpfte wieder Hoffnung, obwohl der Teufel erschienen war.
    Noch hatte Lippy den Spiegel nicht gedreht. Er genoss den Anblick des Höllenherrschers allein. Er freute sich darüber. Er leckte hektisch über seine Lippen, und aus seinem breiten Mund strömten Laute, die auch ein Tier hätte ausstoßen können. Klagend, aber, zugleich voll tiefer Freude.
    Und plötzlich, sodass auch wir überrascht wurden, drehte er den Spiegel herum.
    »Da!«, brüllte er uns zu. »Das ist mein wahrer Herr! Jetzt seht ihr ihn. Das ist der Weg in die Zukunft. In eure Zukunft, denn ihr werdet ihm treue Dienerinnen sein und werdet das Privileg erhalten, zu Hexen gemacht zu werden. Er wird euch die Kräfte geben, von denen ihr immer geträumt habt. Über euch wird der Reichtum ausgekippt werden. Ihr werdet ein völlig neues Leben beginnen und über das andere, zurückliegende lachen. Er wird euch die Hölle als Wunderwerk des Lebens öffnen. Freut euch auf ihn. Seid seine Sklavinnen!«
    Genug geredet.
    Mit einer scharfen Bewegung drehte er den Spiegel herum, sodass alle ihn anschauen konnten.
    Ich eingeschlossen!
    Und ich sah ihn. Es war für mich kaum eine Überraschung, denn oft genug hatte ich ihn gesehen.
    Ich hatte ihm gegenübergestanden. Ich hatte gegen ihn gekämpft. Ich hatte Siege errungen, aber auch Niederlagen, doch vernichten hatte ich ihn nicht können.
    Da war es wieder, dieses verdammte dreieckige Gesicht mit dem spitz zulaufenden Kinn. Die breite Stirn, die dunklen Schatten auf einer glatten, schon fast poliert wirkenden Haut. Der knochige Mund, der halb offen stand und in dem die Zähne wie ein Stahlgebiss zu sehen waren. Ein widerlicher Anblick und zugleich faszinierend, zu dem auch der Ausdruck der Augen mit beitrug.
    Sie waren kalt. Sie schimmerten gelblich, und auch sie sahen wie poliert aus. Wenn man von messerscharfen Blicken sprechen konnte, dann war es bei diesen Augen der Fall, die auch nichts Menschliches beinhalteten. Sie waren einfach nur kalt und grausam, und ihr Blick bohrte sich tief in die Seele eines jeden Menschen.
    Sie sahen alles. Sie sahen jeden,

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