118 - Urzeitdämonen greifen an
Zellmaterial
angereicherte Flüssigkeit muss sich so verheerend auf den fremden Organismus
ausgewirkt haben, dass dieser augenblicklich seinen Dienst beendete. Das ist
eine Vermutung, nichts weiter. Aber eine andere Erklärung haben wir vorerst
nicht. Sieht fast so aus als hätte einer eine neue Waffe und ein neues Mittel
ausprobiert...“
Obwohl man
durch dieses Ergebnis einen Schritt weitergekommen war, blieben das Rätsel des
Todes und seine Hintergründe ungelöst. Je mehr Larry Brent sich in Gedanken
damit befasste, desto mehr verstärkte sich bei ihm der Eindruck, dass ein
großes, unfassbares Geheimnis dahintersteckte. X- RAY-3 konnte es kaum
erwarten, den Besuch bei Akira Komato hinter sich zu bringen und sich dann ins
Leichenschauhaus zu begeben, um den Toten nach seiner Ankunft dort noch mal in
Augenschein zu nehmen.
Tokio war ein
einziges Lichtermeer, als sie durch die belebten Straßen fuhren. Sie kamen nur
langsam voran. Der Verkehr in der Millionenstadt am Ende der Tokio-Bucht war
als neuralgisch bekannt, aber noch so schlaue Maßnahmen hatten an dieser Misere
bisher nichts ändern können. Mita war ein typischer Wohnbezirk, ln den letzten
Jahren waren hier viele neue Gebäude entstanden, die meisten in Betonbauweise
und angeblich erdbebensicher. Keimatse kannte Tokio wie seine eigene
Hosentasche und fand das Gebäude VI I-chome auf Anhieb. Es handelte sich um ein
neunstöckiges Wohnhaus. Für Besucher gab es davor Parkplätze. Die Hausbewohner
selbst hatten ihre Fahrzeuge in einer Tiefgarage stehen. Akira Komatos Name
stand japanisch auf einem Schild an der Haustür. „Er wohnt im sechsten Stock“,
murmelte Keimatse. Die beiden Männer benutzten den Aufzug. Mehrere
Hausbewohner, die spät von der Arbeit gekommen waren, fuhren mit nach oben.
Zwei junge Männer und zwei Mädchen unterhielten sich angeregt, lachten viel und
machten einen fröhlichen Eindruck. Sie vereinbarten ein Treffen für den Abend.
Sie wollten in der Bucht eine Party feiern, an der viele Freunde und Bekannte
teilnehmen sollten. Larry Brent und Eitura Keimatse fuhren noch einen Stock
höher als die anderen Insassen des Aufzuges. Akira Komato, der Mann, auf dessen
Name das Unfallfahrzeug zugelassen war, wohnte im Apartment, das am äußersten
Ende des langen Ganges lag.
Seit ihrer
Abfahrt vom Police-Headquarters wussten Keimatse und
Larry Brent, dass Akira Komato nicht identisch mit dem Mann war, der die erste
wissenschaftliche Expedition auf die Insel Naigasir anführte. Akira Komato war
Musiker und - ein Bruder des spurlos verschwundenen Professor Hiroyuki Komato.
Damit hatte Larrys erste kühne Vermutung eine Einschränkung erfahren, wie
Keimatse meinte. Aber X-RAY-3 sah es anders ...
Dass dieser
Komato mit dem seinerzeit Verschwundenen nicht identisch war, regte seine
Phantasie an. Nie war herausgefunden worden, auf welch rätselhafte Weise
Professor Hiroyuki Komato ums Leben gekommen war, oder ob er und seine
Begleiter vielleicht noch immer auf der verwilderten Vulkaninsel lebten ... Der
dschungelähnliche Charakter bot solche Möglichkeiten, und Larry wusste, dass
Überlegungen dieser Art alles andere als weithergeholt waren. Vor wenigen
Wochen erst war bei militärischen Übungen auf einer kleinen Insel vor der
Südküste Japans ein Mann entdeckt worden, der seit fast vierzig Jahren allein
dort lebte. Es handelte sich um einen Soldat aus dem letzten Weltkrieg. Dieser
Mann - völlig verlaust, heruntergekommen und verwildert - wusste nichts vom
Ende des Zweiten Weltkrieges, nichts von den Atombombenabwürfen auf Nagasaki
und Hiroshima und war der Meinung, dass er noch immer seine Pflicht als Soldat
erfüllen musste. Er hielt die übende Truppe für Feinde und griff sie an. Er
tötete in seiner Verwirrung und seinem Unverständnis zwei junge Japaner, ehe er
eingefangen werden konnte. Selbst da wehrte er sich noch verzweifelt mit einem rostigen
Messer. Bei seiner Vernehmung kam heraus, dass der jahrzehntelang auf der Insel
versteckt lebende Mann der Letzte einer Truppe war, die während heftiger
Kampfhandlungen mit den Amerikanern dorthin flüchtete. Er hatte sich von
Wurzeln, wilden Früchten, sogar von Würmern und Käfern ernährt. Behutsam
brachte man dem Mann bei, dass der Krieg längst zu Ende wäre und die Amerikaner
inzwischen Verbündete Japans waren. Die Tatsache, dass ein einzelner Mensch in
der Wildnis vier Jahrzehnte überstand, machte Larry Brents Überlegung nach
einem eventuellen Überleben Hiroyuki Komatos um
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