118 - Urzeitdämonen greifen an
Ein Beben! Das Glosen verstärkte sich, es zischte und dampfte. Aus einem
Spalt in der Tiefe stieg eine glutrote Feuersäule. Ein Vulkanausbruch! Die
Insel, die so lange schon im Pazifik lag, runde zehn Meilen vor Miyake juma,
war der Wissenschaft nie so ganz geheuer gewesen. Fachleute hatten schon lange
prophezeit, dass Naigasir ebenso dampfend und zischend wieder in den Fluten des
Pazifischen Ozeans verschwinden würde, wie sie aufgetaucht war. Grauen schnürte
ihm die Kehle zu und schien seine Glieder zu lähmen. Vibrationen und Grollen
liefen durch das Wasser, und er wurde zur Seite geworfen, ohne dass er dahin
wollte. Dann spürte er einen furchtbaren Schlag. Taimasu wußte nicht, ob er von
oben, von unten oder von allen Seiten zur gleichen Zeit kam, und ob Rakkat, der
menschenfressende Urzeitdämon, auch noch daran beteiligt war. Yasuza Taimasus
Bewusstsein erlosch wie eine Kerze, die man ausblies.
●
Larry Brent
nahm sich die Zeit, seinen Freund Iwan vom Flughafen abzuholen. Bis zu Keikos
Eintreffen würde noch eine ganze Stunde verstreichen, und danach brauchte die
Agentin mindestens noch mal eine halbe Stunde, um sich zu duschen und für ihren
nächtlichen Job entsprechend zu kleiden. Iwan Kunaritschew, ein Mann wie ein
Bär, überragte die anderen Passagiere, die sich hinter
der Sperre drängten, um zwei Köpfe. Der kräftige Schädel mit dem roten Haar und
der nicht minder wilde, rote Vollbart leuchteten schon von weitem. „Hallo,
Towarischtsch!“ strahlte der Russe, als er seinem Freund gegenüberstand. „Ich
hab gehört, dass ich dir die Einladung nach Tokio zu verdanken habe. Ich nehme
an, dass du mich zu einem Gläschen Reisschnaps einladen willst.“
„Das werden
wir machen, wenn wir das Rätsel gelöst haben. Ich hoffe, du bist über alles
informiert, Brüderchen.“
„Nun, sagen
wir über das, was bisher bekannt ist.“
„Den Rest
müssen wir herausfinden.“
„Aha. Ich hab
gewusst, dass die Sache einen Haken hat. Was hast du vor, Towarischtsch?“
Larry
erklärte es ihm auf dem Weg zum Auto. Iwan warf einen Blick auf seine Uhr. „So
spät willst du noch anfangen, Towarischtsch?“
„Die Zeit, in
der die Asphaltblüten zu blühen beginnen, fangt doch gerade erst an. Ich habe
an folgende Arbeitsteilung gedacht...“
Larry
unterbreitete dem Freund seinen Plan. Danach sollte Iwan in derZeit, während
Larry Keiko Yamada nicht aus den Augen ließ, den Komponisten Akira Komato
aufsuchen und auch Kontakt zu den beiden Wachposten im Leichenschauhaus halten.
Jede Viertelstunde meldeten sich die beiden Beamten über Funk. Es gab noch
immer keine Spur von Yasha, dem Verwalter des Leichenschauhauses, und auch die
Leiche des Mannes, der obduziert werden sollte, war nicht wieder aufgetaucht.
Es gab keine weiteren Neuigkeiten zu vermelden. „Gerade die Ruhe aber irritiert
mich“, ließ Larry Brent seinen Freund wissen. „Sieht gerade so aus, als hätte
jemand etwas vorbereitet und würde jetzt nur noch einen günstigen Zeitpunkt
abwarten.“ X-RAY-3 wollte in dieser Nacht so viele Erkenntnisse wie möglich
sammeln. Ob es noch dazu kam, wusste er nicht. „Vielleicht hat der
geheimnisvolle Gegner inzwischen wie im Fall Maija Yamauchi schon wieder
zugeschlagen, und wir erfahren frühestens morgen davon, wenn Vermisstenanzeige
erstattet wird. Seit drei Wochen ist täglich mindestens eine junge Frau aus
Tokio verschwunden. Und zwar gerade aus den Bezirken, die besonders
verbrechensträchtig sind und wo nicht immer auffallt, wenn jemand untertaucht.
Deshalb ist auch die Ausbeute, die Kommissar Keimatse bisher an den Tag befördert
hat, nicht besonders groß.“
Iwan nickte.
„Die Arbeitsteilung entspricht zwar nicht meinem Geschmack, aber da schon alles
vorbereitet ist, Towarischtsch, möchte ich deine Kreise nicht stören ...“,
sagte er todernst. Aber nur wer ihn so genau und gut kannte wie Larry wusste,
dass Iwan es nicht ernst meinte. „Du stürzt dich ins Vergnügungsviertel,
wanderst durch die Peep-Shows auf der Ginza, und ich sehe mich inzwischen im
Leichenschauhaus um und passe auf, was ein genialer Komponist in der
Zwischenzeit mit seinem Subaru macht, der demjenigen aufs Haar gleicht, der auf
der Autobahn ausgebrannt ist und der - man mag’s nicht glauben - sogar dasselbe
Nummernschild hat.“
„Vielleicht
ist der Subaru wieder mit von der Partie, wenn heute Nacht eine weitere junge
Frau aus Tokio verschwindet. Wer weiß? Gerade das Mysterium, dass es einen
Wagen praktisch
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