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1183 - Zwischen Licht und Finsternis

Titel: 1183 - Zwischen Licht und Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Chain verständigte er sich darüber, der Besatzung bis zum nächsten Mittag Landurlaub zu gewähren: genau 24 Stunden terranischer Zeitrechnung. Zu größeren Zugeständnissen war er nicht zu bewegen. Er mußte bereits weiterdenken. Die Gefahr, die der Galaxis durch den Dekalog der Elemente drohte, konnte jederzeit erneut zuschlagen. Sie wartete nicht.
     
    *
     
    Wie schön das Leben sein konnte, wenn man es nur zu genießen verstand! So oft Lory Nelson daran dachte, wie sie noch gestern auf Gerrits Konversationsversuche reagiert hatte, schalt sie sich selbst eine Närrin. Erst unter dem Einfluß der Pax-Aura war ihr bewußt geworden, daß er so viel kühle Unnahbarkeit, die sie ihm gegenüber zutage förderte, weiß Gott nicht verdiente.
    Gewiß, Gerrit Kloares galt als Draufgänger und Schürzenjäger und hielt sich obendrein für unwiderstehlich. Sicher nicht zu Unrecht: Er verfügte über jene entwaffnende Art männlicherotischer Ausstrahlung, die es ihm leicht machte, Vertreterinnen des anderen Geschlechts für sich einzunehmen.
    Gerüchte wollten wissen, daß es unter den weiblichen Mitgliedern der IRON-MAI-DEN-Besatzung nicht wenige gab, die ohne Bedenken mehr als eine Nacht für ihn geopfert hätten.
    Es war jedoch nicht opportun, ihn deswegen mit Verachtung zu strafen. Schließlich gehörten zu solchen Nächten immer zwei - und solange er keine feste Bindung wünschte und seinen Lebenswandel als angenehm empfand, durfte man ihm keinen Vorwurf daraus machen, wenn er die Möglichkeiten ausnutzte, die sich ihm boten. Lorys konsequente Abneigung, das begriff sie jetzt, rührte vermutlich allein daher, daß sie insgeheim fürchtete, seinem Charme ebenfalls zu erliegen. Das wollte sie nicht.
    Und sie brauchte es auch nicht! Es lag doch allein an ihr, wie weit sie ihn gehen ließ. Sollte sie sich deswegen seiner Persönlichkeit völlig verschließen? Gerrit war ein netter Mensch; intelligent, gebildet und neuerdings mit bestechenden Umgangsformen. Man konnte sich blendend mit ihm unterhalten, ernsthaft oder witzig, und er verstand es ebenso interessant zu erzählen wie aufmerksam zuzuhören.
    So draufgängerisch, wie man ihm nachsagte, war er im übrigen nicht. Seit sie mit ihm ins Gespräch gekommen war, pflegte er vielmehr eine angenehm höfliche Zurückhaltung. In Lorys Sympathiekurve stieg sein Ansehen dadurch gewaltig, wenn sie auch nicht ausschließen wollte, daß die Pax-Aura das Ihre dazu beitrug.
    War die Plauderei mit Gerrit schon am Arbeitsplatz eine erfreuliche Erfahrung, so empfand sie den Landausflug erst recht als belebende Abwechslung. Adoll Crummenauer und die anderen, die als Notbesatzung an Bord bleiben mußten, bedauerte sie aus vollem Herzen. Es tat gut, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren und die natürliche Luft eines Sauerstoffplaneten zu atmen. Gerrit und Lory mieden den Trubel des eilends inszenierten Freundschaftsfests der Hanen und sonderten sich schon bald von der Mehrzahl der Raumfahrer ab.
    Gelöst und zufrieden schlenderten sie durch die Straßen und Parkanlagen der Stadt. Jedesmal, wenn sie einem Blue begegneten, wurden sie freundlich gegrüßt. Mit offenen Sinnen nahm Lory den natürlichen Reiz einer fremden Welt in sich auf, während die Unterhaltung mit Gerrit immer angeregter wurde. Ihre Ausgeglichenheit änderte sich auch nicht, als sie am Rand von Chüllyvor in Bereiche gelangten, in denen Armut und Zerfall regierten, wo ehemals blühende Vororte zu schmutzigen Slums verkamen. Die Pax-Aura wischte diese Eindrücke hinweg. Sie egalisierte das Empfinden auf der Ebene einer künstlichen Glückseligkeit.
    Lory streckte einen Arm aus und blickte an den Flanken des gewaltigen Polgebirges empor, das direkt hinter den staubigen, ungepflegten Straßenzügen begann. Die Vegetation dort war karg und verlor sich bereits nach wenigen hundert Metern, wo sie kahlem Felsgestein wich. Ein Stück weit stieg das Gelände danach noch sanft an, bevor es in zerklüfteten Formationen in schwindelnde Höhen hinaufstrebte. Die Schneegrenze lag in schier unerreichbarer Ferne und war als verwaschenes Flirren auf den Kuppen der mächtigsten Gipfel auszumachen. Das Klima auf Zülüt war auch in den Polregionen wesentlich milder als beispielsweise auf der Erde, obwohl hier bereits ein deutlich kühlerer Wind wehte als im Stadtinnern. „Gehen wir ein Stück hinauf!" schlug Lory vor. „Wir werden einen schönen Ausblick über ganz Chüllyvor haben."
    Gerrit nickte nachdenklich. „Irgendwo

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