1184 - Die Satanszahl
Sekunden ließ er dem Fremden noch. Dann stellte er seine Lampe an.
Der scharfe Strahl schnitt in die Dunkelheit hinein. Suko ging vor. Er sah einen an der Wand befestigten Labortisch, auf dem einige Schalen standen, in denen sich Flüssigkeiten befanden. Er sah einen Hocker, als er den Arm drehte - und er bemerkte plötzlich die Bewegung an der linken Seite.
Suko fuhr herum.
Auch er war nicht perfekt und beging Fehler, so wie in diesem Augenblick. Die Gestalt hatte sich in den Falten des Vorhangs versteckt gehabt. Er sah sie für einen Moment, und er sah auch den hellen Gegenstand, den sie in einer Hand hielt.
Messer? Schere?
So genau sah er es nicht. Dafür hörte er den Schrei, und dann raste das spitze Ding auf ihn zu…
***
Suko wusste selbst nicht, warum er nicht abdrückte. Vielleicht, weil er im buchstäblich letzten Augenblick einen Menschen erkannt hatte, und es hatte schon zu viele Tote gegeben.
Er drehte sich zur Seite und war trotzdem nicht schnell genug, denn das Ding streifte ihn an der Schulter und fuhr danach seinen Rücken hinab.
Der Stich hätte ihn sicherlich härter getroffen, wenn es ihm nicht gelungen wäre, sich im letzten Moment zur Seite zu drehen. Außerdem hatte sich der Mann selbst durch den schweren Vorhang behindert. Der Stoff hatte dem Stoß etwas von seiner Kraft genommen, und so konnte Suko den Angriff verdauen.
Er stolperte zurück. Um zumindest eine Hand frei zu haben, ließ er die Lampe fallen. Der Angreifer löste sich vom Stoff. Er schrie wie ein Tier, holte noch einmal aus und führte mit der Waffe in Kopfhöhe einen Rundschlag.
Suko duckte sich.
Arm und Stichwaffe huschten über ihn hinweg. Dann war es aus mit der Herrlichkeit des anderen.
Aus der hockenden Haltung hervor schoss Suko wieder in die Höhe.
Beide Fäuste rammte er in den Leib!
Der Angreifer schrie nicht mehr, er röchelte nur. Er kippte zurück, drehte sich dabei und fiel in den Vorhang hinein, der seinen Fall etwas stoppte.
Im nächsten Moment war Suko bei ihm. Jetzt sah er auch, dass er mit einer Schere angegriffen worden war. Er griff blitzschnell zu und drehte sie dem Mann aus den Fingern. Er war hart vorgegangen und hörte auch den Schmerzensschrei.
Danach riss Suko den Mann in die Höhe. Er stieß ihn vor und damit in die Helligkeit hinein.
Der Angreifer stolperte über seine eigenen Beine. Er fand keinen Halt mehr und fiel zu Boden.
Auf dem Bauch blieb er stöhnend liegen. Suko sorgte dafür, dass es auch so blieb, denn er drückte ihm seinen rechten Fuß in den Rücken. Er selbst war an der linken Schulter und am Rücken erwischt worden. Die Kleidung hatte einen Riss erhalten, und wahrscheinlich war eine Schramme zurückgeblieben.
Die Schere lag auf dem Boden. Und es war keine, mit der man sich die Finger- oder Fußnägel schnitt. Man konnte sie schon als ein Mordinstrument einstufen.
Er wusste nicht, ob der Angreifer keuchte oder weinte. Wahrscheinlich beides. Suko empfand auch keinen Hass gegen ihn. Der noch junge Mann musste in Panik gewesen sein, als er den Angriff geführt hatte.
»Bitte, nicht töten… bitte, nicht töten…«
»Daran denke ich nicht.«
»Bitte…«
»Wie heißt du?«
»Doring. Jack Doring.«
»Okay, Jack. Ich verspreche dir, dass ich nicht der Killer bin. Glaubst du mir?«
»Weiß nicht.«
»Du musst mir glauben, und du kannst verdammt froh darüber sein.« Suko nahm seinen Fuß vom Rücken des Mannes weg, ließ sich auf die Knie sinken und tastete den Körper mit schnellen Bewegungen nach Waffen ab.
Er fand nichts.
»Okay, du kannst aufstehen.«
Suko musste sich wiederholen, bevor der junge Mann schwerfällig auf die Beine kam. Er stand nicht normal auf, sondern schwankte hin und her.
Suko hatte Zeit, sich ihn anzuschauen. Er war Mitte 20 und hatte ein rundes, blasses Gesicht und kurz geschnittene schwarze Haare, die vom Kopf abstanden. Sein Blick flackerte und spiegelte Angst wider.
Auf der Ledercouch fand Suko eine zusammengefaltete Decke. Er drapierte sie über den Toten, dessen Anblick kaum zu ertragen war. Dann stieß er Jack Doring in den freien Sessel hinein.
Er selbst setzte sich auf den Tisch und schräg vor den jungen Mann, der seine Augen rieb, die Nase hochzog und sich danach umschaute.
»Du kannst mir wirklich vertrauen«, sagte Suko und holte seinen Ausweis hervor.
»Scotland Yard?«
»Ja, stört es dich?«
»Weiß nicht… nein!« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin ja froh. Ich dachte, dass…«
»Okay, das kann ich mir
Weitere Kostenlose Bücher