11.9. - zehn Jahre danach: Der Einsturz eines Lügengebäudes (German Edition)
meldeten sich bei Schulen und Fitnessstudios an. Irgendeinen Wert auf Tarnung und Verbergung ihrer Spuren scheinen sie nicht gelegt zu haben – weder bei ihren Aufenthalten in Bars und Striptease-Clubs noch bei ihren Besuchen in der Glitzerstadt Las Vegas. Auch bei ihren Auslandsreisen ließen sie keine besondere Vorsicht walten. Mohammed Atta konnte sogar ohne irgendein Visum wieder einreisen (→ Kap. 8 ), und Khalid Al-Midhar erhielt noch im Sommer 2001 ein neues Visum, obwohl er seit 1998 auf dem Radar der Geheimdienste war. Wie Al-Midhar hatten auch noch 14 weitere der »Hijacker« ihre Visa auf demselben US-Konsulat erhalten, in Dschiddah, Saudi-Arabien.
Dort war Michael Springmann von 1987 bis 1989 für die Visa-Erteilung zuständig gewesen und von der CIA häufig genötigt worden, Visa für Personen auszustellen, die ziemlich eindeutig einem militanten, terroristischen Hintergrund zuzuordnen waren. Weil Springmann nicht aufhörte, sich über diese dubiosen Praktiken zu beschweren, wurde er von seinem Posten entfernt und konnte es kaum fassen, als kurz nach den Anschlägen bekannt wurde, dass 15 der 19 »Hijacker« ihre Visa in ausgerechnet jenem Konsulat bekommen hatten, in dem er vor Jahren selbst tätig gewesen war und das ihm zufolge nahezu ausschließlich von der CIA betrieben und offensichtlich noch immer als Einschleusungsbüro für befreundete »Freiheitskämpfer« benutzt wird. Doch weder damals noch 2001 drang Springmann mit seinen Protesten bei den Verantwortlichen durch. Nach über 20 Jahren im diplomatischen Dienst gehört er heute zu den »9/11-Lawyers«, die sich für eine Neu-Untersuchung einsetzen.
Auch der Commission Report widmet sich ausführlich den Visa-Anträgen der »Hijacker«, von denen kaum einer vollständig und korrekt ausgefüllt war und die normalerweise hätten zurückgewiesen werden müssen, doch bucht er dies schlicht unter dem bewährten Motto »Pleiten, Pech & Pannen« ab. Wie aber Zufall, Inkompetenz und menschliche Fehler für die Unwahrscheinlichkeit gesorgt haben sollen, dass von den 19 »Hijackern« 15 mit fehlerhaften Visa einreisen konnten, erklärt der Commission Report genauso wenig wie den Umstand, dass das Konsulat in Dschiddah eine dokumentierte Geschichte als CIA-Schleuse für arabische »Freiheitskämpfer« hat. Nicht erst bei ihrem Aufenthalt im Land, sondern schon vor ihrer Einreise standen die »Hijacker« offensichtlich unter »Betreuung«, wobei sich der starke Verdacht einer schützenden Hand nicht nur aus dem suspekten Ort ihrer Visa-Erteilung ableitet, sondern auch aus einer sehr simplen Frage. Wenn es sich bei den späteren »Hijackern« wirklich um professionelle Terroristen handelte, wieso wurde dann bei einer Grundvoraussetzung des gesamten Plans (Visa und Einreise) so völlig dilettantisch und unerklärlich geschlampt? Welcher Teufel hat die Chefplaner der Tat geritten, dass sie den Erfolg der gesamten Großoperation schon im ersten Schritt einem derartigen Risiko der Entdeckung aussetzten? Hier scheint statt des Teufels eher ein Schutzengel im Spiel gewesen zu sein, der sich um derlei logistische Kleinigkeiten kümmerte – und dessen schützende Hand noch 2004 im Commission Report dafür sorgte, dass diese Zusammenhänge nicht offenkundig wurden (→ Kap. 2, 3 ).
Ebenso wenig wie die eklatanten Widersprüche bei der Frage, wann die »Hijacker« überhaupt zum ersten Mal in die Vereinigten Staaten eingereist waren. Für 15 der 19 liegen Hinweise und Zeugenaussagen vor, dass sie sich schon vor dem im Commission Report genannten Einreisedatum in den USA aufgehalten hatten. 1
Diese Ungereimtheiten in Sachen Visa und Einreise fügen sich aufs Schönste zu den zahlreichen und übereinstimmenden Berichten von Washington Post , Newsweek und der Nachrichtenagentur Knight Ridder, dass einige der »Hijacker« in den 90er Jahren an US-Militäreinrichtungen ausgebildet worden sein sollen: Mohammed Atta an der Maxwell Air Force Base in Montgomery, Abdulaziz Al-Omari an der Brooks AFB in Texas und Said Al-Ghamdi am Defense League Institute im kalifornischen Monterey sowie drei weitere »Hijacker« an Militärinstituten in Florida. Im Boston Globe erschien daraufhin ein Dementi des Pentagon: »Einige der vom FBI genannten Verdächtigen hatten ähnlich klingende Namen wie ausländische Absolventen militärischer Lehrgänge in den USA. … Abweichungen in den biografischen Daten … weisen darauf hin, dass es sich wahrscheinlich nicht um dieselben Personen
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