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1191 - Im Schattenreich der Yo

Titel: 1191 - Im Schattenreich der Yo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erfolgreich. Der Kampf hat die Herrscherin geschwächt. Wir müssen uns glücklich schätzen, daß wir ihr Leben erhalten konnten.
    Damit ist für das Volk der Neuerer das Ende gekommen. Es wird keine Nachkommenschaft geben. Wir, die wir jetzt leben, sind die letzte Generation. Was wir haben, was wir sind, wird mit uns sterben. Verstehst du nun, warum wir unser Leben für wertlos halten?" Leo Dürk verstand es. Girinaars Worte hatten ihn ergriffen. Er hätte versuchen können, ihr die Resignation auszureden. Er hätte darauf hinweisen können, daß für die Netzparias nach wie vor die Möglichkeit bestand, mit den Gharwos, die sie „die Dekadenz" nannten, zu fusionieren und auf diese Weise ihre zukünftige Existenz zu sichern. Aber der Zeitpunkt schien ihm für solche Belehrungen schlecht gewählt. Girinaars Verzweiflung war zu tief, als daß sie sich durch gutgemeinte Ratschläge hätte mildern lassen. „Ich bin dir dankbar, daß du uns1 zu Hilfe kommen willst", sagte er statt dessen. „Aber die Gefahr, von der du sprachst, ist beseitigt. Mattsabin trachtete uns in der Tat nach dem Leben. Aber er existiert nicht mehr." Ein Ruck ging durch den Körper der Kriegerin. „Ihr habt ihn getötet?" fragte sie scharf. „Er ist abgestürzt." Girinaar schwieg eine Zeitlang. Als sie wieder zu sprechen begann, war die Verwunderung in ihrer Stimme deutlich zu hören. „Und jetzt, meinst du, gäbe es die Gefahr nicht mehr?"
    „Sagtest du nicht selbst, es sei Mattsabin, der uns nach dem Leben trachtete?"
    „Gewiß. Ich sagte außerdem, er habe die Macht, seine Anliegen gegenüber Arnemar Lenx durchzusetzen. Wißt ihr nicht, wer Mattsabin ist?"
    „Nein."
    „Der einzige Nachkömmling des Anführers, Arnemar Lenx' auserwählter Nachfolger.
    Das ist der Fluch der Dekadenz. Jeder männliche Gharwo besitzt nur ein einziges Mal die Fähigkeit der Befruchtung. Arnemar Lenx wird keine weiteren Nachfahren zeugen. Im Kampf gegen euch ist sein einziger Sproß gestorben."
    Leo Dürk fiel es wie Schleier von den Augen. Daher also kam die Rachsucht des Anführers!
    Daß Mattsabin für sein trauriges Schicksal selbst verantwortlich war, konnte Arnemar Lenx nicht erkennen. Emotionen trübten sein Urteilsvermögen. Er hatte den einzigen Nachkommen und den designierten Nachfolger verloren. Wer wollte ihm übelnehmen, daß sein Denken außerhalb der Bahnen der sachlichen Logik verlief? „Ich verstehe dich", sagte der Waffenmeister dumpf. „Arnemar Lenx macht uns für den Tod seines Nachfolgers verantwortlich. Aus Rachsucht trachtet er uns nach dem Leben."
    „Und er trachtet noch immer", fügte Girinaar hinzu. „In diesem Augenblick denkt er einzig und allein daran, seinen Rachedurst zu befriedigen."
    Das klang bedrohlich. Leo Dürk, reagierte mit Verwunderung. „Wie kann er das? Von unserem Standort aus haben wir ihn und seine Begleiter ständig im Auge."
    „Alle sechs? „zweifelte Girinaar. Leo stutzte. „Nein, nur vier", gab er zu. „Die anderen zwei haben sich unter den Strang verkrochen. Aber auch sie können uns nichts anhaben. Sobald sie sich bewegen ..."
    Noch während er sprach, sah er den logischen Fehler, den Callamon und er begangen hatten.
    Natürlich war es den beiden Gharwos, die sich auf der Unterseite des Stranges verkrochen hatten, möglich, sich unbemerkt von ihrem Standort zu entfernen. Sie brauchten weiter nichts zu tun, als die Dicke des Stranges oder eines der klobigen Verbindungselemente ständig zwischen sich und dem Beobachter zu halten. „Du siehst, wo ihr falsch gedacht habt?" fragte die Paria. „Was haben sie vor?" stieß Leo Dürk hervor. „Die Strangverzweigung zu kappen", antwortete Girinaar. „Sie arbeiten an zwei Stellen. Einer unmittelbar unter dem Gelenk, auf dem dein Freund sitzt, und ein zweiter weit hinter uns, in Richtung des Höhlenbodens. Das Stück Strang, auf dem wir uns in diesem Augenblick befinden, wird aus der Verzweigung herausgelöst. Es treibt davon, und ehe ihr etwas dagegen unternehmen könntet, wäre es in der Weite des Lichts untergetaucht, und ihr könntet den Rückweg niemals wiederfinden."
    Mit Schrecken dachte Leo Dürk an die schweren Waffen, die Arnemar Lenx' Gharwos mit sich führten. Sie waren wohl in der Lage, das altersschwache Strangstück mitsamt seinem Verbindungselement in kürzester Zeit zu durchtrennen. Und mit den Rückstoßrohren vermochten sie, das losgelöste Stück derart zu beschleunigen, daß es weit von allen Orientierungspunkten entfernt war, bevor er

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