Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1191 - Im Schattenreich der Yo

Titel: 1191 - Im Schattenreich der Yo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
an Callamon ab - um sich zu vergewissern, daß die Verbindung funktionierte, versuchte er, seine Handlungsweise zu rechtfertigen. In Wirklichkeit erging es ihm nicht anders als einem Kind, das in der Dunkelheit des Kellers laut vor sich hin pfeift, um die Angst zu vertreiben. „Ich höre dich", antwortete der Admiral. „Aber die Verbindung wird schwächer. Ich an deiner Stelle kehrte um."
    „Quatsch", brummte Leo Dürk.
    Eine halbe Minute später hatte er den Gharwo eingeholt. Er packte ihn an dem Gürtel, der die Taille umschloß. Durch Zuruf steuerte er das Gravo-Pak. Er ging nicht eben sanft mit seinem Gefangenen um. Ruckartig drosselte er die Fahrt, brachte sie in wenigen Sekunden auf Null, weil er Angst hatte, den Kontakt mit Callamon zu verlieren. „Ich hab' ihn", keuchte er. Er sprach auf einer der Gharwo-Frequenzen, aber die Worte waren Interkosmo. „Schick mir irgendein Peilzeichen."
    Clif ton Callamons Stimme war ein heiseres Krächzen. Er verstand kaum ein Wort. Aber Sekunden später hörte er das helle, durchdringende Piepert des Peilsignals. Er machte die üblichen Tests und legte die Richtung fest, in der die Antenne den besten Empfang lieferte.
    Die Steuereinheit notierte die Koordinaten automatisch. Leo Dürk ging auf Abwärtsfahrt.
    Erst jetzt hatte er Zeit, sich um den Gharwo zu kümmern. Er näherte den Helm einer der sechs Sichtluken und versuchte, durch das stark reflektierende Material zu spähen. Ein glitzerndes Auge starrte ihm entgegen. „Du hattest kein Recht, mich zurückzuholen", sagte Arnemar Lenx mit matter Stimme. „Der Tod war mein einziger Ausweg. Ich habe versagt. Das Volk der Gharwos wird mich mit Schimpf und Schande davonjagen."
    „Blödsinn", knurrte Leo Dürk. „Wer hilflos mitansehen muß, wie sein einziger Sprößling zu Tode stürzt, dem kann man einen Fehler nachsehen."
    „Auch das ... weißt du?" staunte der Gharwo. „Das, und noch viel mehr", behauptete der Waffenmeister. „Halte dich fest, wir beschleunigen."
     
    *
     
    Sie zogen weiter. Eine weitere Ruhepause hatte es nicht gegeben. Bohrende Ungeduld hatte sich des Waffenmeisters bemächtigt. Er wollte diese verfahrene Sache zum Abschluß bringen - so oder so. Den Gharwos hatte er eine Strafpredigt gehalten, die sie ihr Leben lang nicht vergessen würden. Wenn die Arachniden die Mentalität der Terraner zuvor schon kaum verstanden hatten, so mochte sie ihnen vollends absurd erscheinen. Denn Leo Dürk hatte Arnemar Lenx tatsächlich in Schutz genommen - ausgerechnet den unter ihnen, der zusammen mit seinem Sproß den Fremdlingen von allem Anfang an nach dem Leben getrachtet hatte. Es waren Worte gefallen wie Schmerz, Schock, Verständnis und Mitgefühl. Der Waffenmeister hatte ihnen klar zu verstehen gegeben, daß er Arnemar Lenx nach wie vor als den Anführer der Gharwos betrachtete. „Und da ab sofort mein Freund und ich die einzigen sind, deren Meinung etwas gilt", hatte er sie angefahren, „bleibt euch nichts anderes übrig, als euch damit abzufinden."
    Er hatte sie gezwungen, die Waffen niederzulegen. Sie blieben auf dem klobigen Verbindungselement zurück, auf dem Leo Dürk seine langverdiente Ruhepause hatte verbringen wollen. Es bestand wenig Hoffnung, daß die Gharwos ihre kostbare Ausrüstung jemals wiedersehen würden. Bis sie auf dem Rückweg an dieser Stelle vorbeikamen, hatten sich die Netzparias die schweren Strahler und desintegratorähnlichen Geräte längst angeeignet. Nur eine einzige Waffe wurde mitgenommen: der Blaster, den Leo Dürk von Arnemar Lenx erbeutet hatte. Clifton Callamon nahm ihn an sich und schwor in blutrünstigem Ton, er werde ihn beim geringsten Anzeichen einer neuerlichen Hinterlist unverzüglich anwenden.
    Dann waren sie aufgebrochen - in der früheren Marschordnung: voran die Gharwos, hinter ihnen die Terraner. Es gab keine Ungewißheit bezüglich der Frage, welcher der sieben dünneren Stränge zum Planetarium des Heernx führte. Arnemar Lenx wies auf ein besonders ausgedehntes, grotesk geformtes Korrosionsmuster auf einem der Stränge und erklärte, das Muster sei in der Überlieferung eindeutig beschrieben und kennzeichne den Weg, an dessen Ende das Planetarium liege.
    Seitdem waren fünf Stunden vergangen. Der Marsch vollzog sich schweigend; auch die Gharwos sprachen nicht miteinander. Arnemar Lenx gegenüber verhielten sie sich zurückhaltend. Leo Dürk sorgte sich um das zukünftige Schicksal des Anführers. Solange er in seiner Nähe war, konnte er ihn

Weitere Kostenlose Bücher