1191 - Monsterblut
gesehen.
Er hatte plötzlich Angst bekommen, weil er sich den Vorgang nicht erklären konnte. In dieser Zelle war plötzlich alles anders. Unheimliche Dinge gingen hier vor, und wieder bewegte sich das in der Wand eingeschlossene Ding.
Es schlug mit den komischen Höckern um sich, und der Aufseher konnte erkennen, dass es sich dabei um Flügel oder Schwingen handelte, die sich gelöst hatten.
»Was ist das?«
»Dein Tod!«
Daniels hatte keine Zeit, sich über die Antwort zu wundern, denn jetzt ging alles blitzschnell. Der Schatten schlug wieder um sich, als wollte er seine Kräfte sammeln.
Dann war er weg!
Daniels wich zurück. Er wollte die Tür erreichen. Auch wenn er den Schatten nicht mehr sah, war er keinesfalls beruhigt. Was er hier sah, war grauenhaft und unerklärlich. Und plötzlich war der Schatten wieder da!
Aber nicht mehr als Schatten.
Das Ding war echt!
Daniels merkte nicht, dass er mit dem Rücken gegen die Tür prallte. Er nahm überhaupt nicht wahr, was um ihn herum passierte. Für ihn gab es nur das fliegende Wesen, das kein Schatten mehr war, sondern eine feste Gestalt.
Er sah ein riesiges Maul, in dem mörderische Zähne schimmerten. Auf den übrigen Teil des Körpers konnte er sich nicht konzentrieren, denn das Maul und die Schwingen nahmen sein gesamtes Gesichtsfeld ein.
Aus dem Hintergrund hörte er Brians Lachen in dem Augenblick, als er seine Arme hochriss.
Der ehemalige Schatten griff ihn an. Er war zu einem Monster geworden. Er besaß jetzt eine feste Gestalt. Daniels hörte noch einen böse klingenden Laut, dann erwischten ihn die ersten Schläge. Da er die Hände gekreuzt und schützend vor sein Gesicht hielt, sah er nicht, womit der Schatten zuschlug. Es mussten die Schwingen sein, deren harte Schläge seine Arme trafen.
Der Wucht hatte er nichts entgegenzusetzen. Seine Arme wurden nach unten gedrückt. In seiner Angst taumelte er von der Tür weg und stolperte dabei über die Toilette. Er hielt sich noch auf den Beinen, musste aber die Arme nach vorn drücken, um sich abstützen zu können. So legte er seinen Kopf und auch den Hals frei.
Für das Wesen war es die Chance!
Es biss zu!
Der Hals des Aufsehers brannte. Ein Flammenring musste sich um ihn herum gelegt haben. Es war alles so schrecklich. Er merkte nicht, dass er nach vorn taumelte. Die verdammten Schmerzen hatten sein gesamtes Bewusstsein zerstört. Er spürte, dass er blutete, sogar stark blutete, und plötzlich konnte er nichts mehr sehen. Er rutschte aus, fiel hin, hörte das heftige Schlagen der Schwingen und wurde abermals erwischt.
Die Zähne rissen die Haut in seinem Nacken auf. Dann bissen sie sich fest.
Daniels lag auf dem Boden. Er wollte schreien, flehen, aber aus seinem Mund strömte nur ein Gegurgel. Er sah den Boden der Zelle dicht vor sich, und die Schmerzen in seinem Kopf waren unbeschreiblich.
Die Zähne zerrten an ihm. Er wusste plötzlich, dass der Tod bereits die Hand nach ihm ausstreckte, aber zugleich mobilisierte er seinen Lebenswillen.
Er riss den Oberkörper noch mal hoch. Es war ein verzweifelter Versuch, auf die Beine zu kommen, aber es war zugleich auch ein vergeblicher.
Durch seine Bewegung hatte er dem unheimlichen Killer freie Bahn verschafft.
Er biss von vorn!
Für einen Augenblick tauchte die hässliche Fratze dicht vor seinem Gesicht auf. Dann erwischte ihn der Biss mit gnadenloser Schärfe.
Das kleine Ungeheuer hatte sein Maul weit geöffnet. Es erwischte Daniels Nase, den Mund und auch das Kinn. Zugleich auch einen großen Teil des Halses.
Auf dem Bett saß Brian Mills. Er hielt den Mund halb offen und schaute interessiert und fasziniert zu. Keinen Finger rührte er für den Aufseher. Er sah das viele Blut, das auf dem Boden eine Lache gebildet hatte. Teile davon klebten an den Wänden. Fast wäre es bis zur Decke gespritzt.
Vorbei - aus!
Mills nickte. Er hörte schreckliche Geräusche. Die Schwingen des kleinen Monstrums bewegten sich auf und nie der. Allerdings nicht mehr mit dieser Hektik.
Alles ging glatt. Keine Gegenwehr.
Der Mann auf dem Boden hauchte auch seinen letzten Atemzug aus.
Trotzdem wurde es nicht ruhig in der Zelle. Brian hörte das Schlürfen, das entstand, als das kleine Monstrum das Blut des Mannes trank. Es ließ sich Zeit dabei. Fast eine halbe Minute verging in einer quälenden Langsamkeit. Erst dann ließ das Wesen ab.
Er schleuderte seinen hässlichen Schädel herum, schüttelte sich, und einige rote Tropfen flogen noch durch die
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