1191 - Monsterblut
Zelle.
Danach breitete es seine Flügel aus und stieg in die Höhe. Es flog genau auf die Wand zu. Für Mills sah es so aus, als müsste es dagegen prallen, aber das passierte nicht. Die Wand schien sich zu öffnen, und einen Lidschlag später war der Schatten verschwunden. Einfach in die feste Masse getaucht.
Brian Mills hob seinen rechten Arm. Er lächelte plötzlich und winkte dem bösen kleinen Killer nach.
»Mach's gut, Schwesterherz«, sagte er, lehnte sich zurück und lachte schallend…
***
Es tanzten keine Schneeflocken aus dem trüben Himmel, obwohl die entsprechende Temperatur mittlerweile erreicht worden war. Ich hatte den Rover aufgeschlossen, um Purdy Prentiss einsteigen zu lassen. Sie trug jetzt eine braune Jacke aus Wildleder. Innen war sie gefüttert. Ich nahm an, dass sie die Jacke abstreifen würde, aber sie ließ sie an.
Als sie schließlich links neben mir saß und ich ihr einen Blick zuwarf, bevor ich startete, da wischte sie mit beiden Händen durch ihr Gesicht und schüttelte den Kopf.
»Hast du Probleme, Purdy?«
»Nicht direkt, aber eigentlich schon, John.«
»Und?«
Sie hatte die Hände sinken lassen.
»Ich weiß nicht, ob wir uns richtig verhalten haben.«
»Aha. Höre ich etwa daraus hervor, dass du dich meinem Vorschlag doch anschließen willst?«
»Nein!«
»Warum dann deine Vorwürfe?«
»Ja, warum?« murmelte sie. »Warum mache ich mir diese verdammten Vorwürfe? Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. Es ist ein Gefühl, und es sitzt irgendwie tief in mir. Ich kann es dir nicht erklären und denke mir, dass du es selbst kennst.«
»Irgendwie schon. Wahrscheinlich denkst du, dass wir etwas falsch gemacht haben.«
Sie nickte gegen die Scheibe. »Wir hätten uns anders verhalten sollen. Nur weiß ich nicht, wie.«
»Soll ich wieder auf meinen Vorschlag zurückkommen?«
»Nein, das kann ich nicht. Ich riskiere meinen Job, wenn ich das tun würde.«
»Dann gehen wir eben ganz normal vor, um diese…«, ich stutzte für einen Moment, »… Schwester zu finden.«
»Ja, eine Schwester, die ein Schatten und auch zugleich ein Monster ist.« Sie wartete, bis ich angefahren war. Erst dann sprach sie weiter. »Alles wie gehabt. Richtige Polizeiarbeit. Wir werden herausfinden, wo sich das Kloster befindet und haben hoffentlich Glück, dass man es noch nicht aufgelöst hat. Alles der Reihe nach. Man wird uns hoffentlich mehr über Mills sagen können…«
»Was ich nicht glaube«, warf ich ein. »Warum nicht?«
»Wenn das alles stimmt, was wir wissen, haben die Nonnen das Baby so schnell wie möglich in fremde Hände gegeben. Die werden auch nicht viel wissen.«
Purdy schob die Unterlippe vor. »Aber ich werde sie fragen, ob sie uns ein zweites Kind, die Schwester, verheimlicht haben. Das ist wichtig.«
»Und du gehst davon aus, dass man dir auch eine Antwort gibt. Oder wie?«
»Ja. Wenn auch keine direkte, aber eine Antwort werden wir erhalten.«
»Dann erhalte dir mal deinen Optimismus.«
»Bist du nicht zu destruktiv, John?«
Ich musste lachen. »Nein, auf keinen Fall. Ich stufe mich eher als einen Realisten ein. Destruktiv bin ich auf keinen Fall. Das hat mich meine Dienstzeit schon gelehrt.«
»Wir werden sehen.«
Unsere Fahrt führte weg von den grauen Mauern der Haftanstalt. Auch wenn man sie hell angestrichen hätte, mir wären sie immer noch grau vorgekommen. Ich mochte diese Gefängnisse und Zuchthäuser einfach nicht. Wer hier endete, dessen Leben war irgendwie verwirkt, auch wenn er wieder entlassen wurde.
Eine Mondlandschaft gab es hier zwar nicht, aber auch kein Wohngebiet. Es war alles sehr öde. Es gab keine Häuser, dafür hatten Firmen ihre Niederlassungen aufgebaut. Unterschiedlich große Hallen. Manche mit Rampen versehen, andere standen offen, sodass wir hineinschauen konnten.
Purdy hielt ihr Handy in der Hand. Sie fragte mich: »Kennst du den Namen des Klosters?«
»Leider nicht.«
»Verdammt!«
»Ist aber so.«
Purdy ließ den kleinen Apparat wieder sinken. Sie überlegte angestrengt. »Wo könnten wir denn herausfinden, wohin wir fahren müssen?«
»Bei den Parkers.«
»Die sind tot, John.«
»Ja, das schon. Aber sie könnten Unterlagen in ihrer Wohnung aufbewahrt haben. Ich meine, dass wir dort genau nachschauen. Kann sein, dass wir Glück haben.«
»Gut gedacht.«
»Siehst du eine bessere Chance?«
»Im Moment nicht.« Sie stieß mich leicht an, weil ich vor der Einfahrt in eine breite Straße gestoppt hatte. Hier konnten wir
Weitere Kostenlose Bücher