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1193 - Gestern ist heute

Titel: 1193 - Gestern ist heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sind, wurden nicht durch eine Schaltung ausgelöst."
    In mir schlug eine Glocke an. Etwas Ähnliches war mir ebenfalls bereits im Kopf herumgespukt, aber ich hatte noch keine Gelegenheit gefunden, den Gedanken zu vertiefen. Statt dessen war der Oxtorner, während er vor sich hin grübelte, den Dingen offenbar auf den Grund gegangen.
    „Das Verhalten der Posbis ist abhängig von zwei Komponenten - der positronischen und der biologischen. Beide ergänzen sich in gewisser Weise; sie sind in sogenannten Bioponblöcken miteinander verbunden. Diese Blöcke beinhalten Transformationsleitungen, die den Befehlsaustausch bewerkstelligen. Man spricht dabei von einer hypertoyktischen Verzahnung."
    Ich nickte.
    „Nach dem gleichen Prinzip sind auch die heutigen modernen Biopositroniken konstruiert. Es wurde seinerzeit von den Terranern übernommen, nicht wahr?"
    „Ganz recht. NATHAN beispielsweise entstand nach diesem Schema, ebenso SENECA, der Bordrechner der SOL."
    „Und?" zirpte der Gataser dazwischen. Er trat ungeduldig von einem Bein auf das andere. „Worauf willst du hinaus?"
    Der Oxtorner wirkte jetzt wieder lebhafter. Er hatte die Beine angezogen, den Oberkörper nach vorn gebeugt und stützte sich mit den Unterarmen auf den Knien ab.
    „Normalerweise ist es wohl so, daß der positronische Teil die letzte Entscheidungsbefugnis innerhalb eines Posbis besitzt." Während er das sagte, machte er mit den Händen eine abwehrende Geste.
    „Nagelt mich damit nicht fest, Freunde, meine Kenntnis über die genauen Abläufe ist ebenso lückenhaft wie eure. Ich bin kein Robotiker."
    G'irp wippte energisch mit dem Kopf.
    „Die Kreatur des seichten Geschwätzes soll dich holen, wenn du nicht bald zur Sache kommst!" schimpfte er. „Was bezweckst du mit deinen Ausführungen, wenn du offenbar gar nicht genau weißt, wovon du überhaupt redest?"
    „Du bist unhöflich", raunte ich ihm zu. „Auch die Jugend verdient Respekt."
    In seine katzenhaften Augen trat ein seltsamer Schimmer.
    Anscheinend war ihm unklar, ob ich das ernst oder ironisch meinte.
    „Eines sage ich dir, Würmerfresser", tönte Stalion Dove gereizt und deutete mit schräg nach oben weisendem Zeigefinger auf den Blue. „Wenn ich etwas zum Besten gebe, dann hat es Hand und Fuß!
    Dein Ultraschall-Geplapper dagegen trägt nichts zur Klarstellung der Verhältnisse bei - nicht so viel!"
    Er schnippte mit den Fingern, während G'irp sich seiner vornehmen Herkunft besann und würdevoll schwieg. Insgeheim dankte ich es ihm. Ein Streit war das letzte, was wir jetzt gebrauchen konnten. Glücklicherweise beruhigte sich auch der Oxtorner schnell wieder und verzichtete auf weitere Beleidigungen.
    „Selbstverständlich habe ich mich informiert, bevor ich zur Hundertsonnenwelt kam", fuhr er fort, „wenn auch nicht durch Hypnoschulung. Ich weiß genug, um mitreden zu können, aber zu wenig, um wissenschaftliche Vorträge zu halten."
    Er legte eine Kunstpause ein und fixierte den Gataser mit einem prüfenden Blick. Der winkte ab.
    „Ist gut, ich hab's begriffen. Sprich weiter!"
    „Ich wollte auf die Vorfälle in der Vergangenheit hinaus, die den Terranern damals so schwer zu schaffen machten. Es geht mir um die Haßschaltung, die den Posbis die Frage nach dem wahren Leben einimpfte und sie veranlaßte, die Galaxis mit Tod und Vernichtung zu überziehen. Ich habe es nachgelesen. Diese Haßschaltung war ein mechanischer Komplex im Innern der zentralen Hyperinpotronik.
    Mit anderen Worten: Die positronische Komponente zwang die organische zur Feindschaft gegen jede Art von Leben. Wichtig ist, daß der Haß nicht im Plasma selbst entstand, sondern ihm über die hypertoyktische Verzahnung von der Positronik aufgepfropft wurde.
    Das ist der wesentliche Unterschied zu den Verhältnissen, wie sie uns heute begegnen."
    Allmählich wurde mir klar, welche Schlußfolgerungen der Oxtorner aus dem Studium von Geschichtslektüre zog. Es deckte sich mit dem, was ich selbst andeutungsweise vermutet, jedoch nicht tiefer durchdacht hatte. Gewiß waren dies keine weltbewegenden Erkenntnisse, schon gar keine, die ein neues Licht auf das Geschehen geworfen hätten. Aber sie stellten zumindest einen Aspekt im Gesamtkomplex dar.
    Unser gatasischer Freund allerdings schlug sich immer noch mit Verständnisschwierigkeiten herum.
    „Haß bleibt Haß", warf er trocken ein. „Wo siehst du dabei einen Unterschied?"
    „Ich sagte es bereits zu Beginn. Es ist falsch, von einer Haßschaltung zu reden. Die

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