1194 - Lady Sarahs Horror-Trip
über das Gesicht hinweg bis zu den Lippen. Die Flüssigkeit drang ihm auch in den Mund. Sie sonderte einen leicht metallischen Geschmack ab, beinahe wie Blut.
Oft knirschte es unter ihm verdächtig, doch die Leiter hielt. Suko sah die nasse Hausfassade vor sich. Es gab keine weitere Plattform zwischen dem Erdboden und der Tür hoch an der Rückseite, und Suko atmete auf, als er den letzten Schritt hinter sich gebracht hatte und auf der nassen Plattform vor der Tür einen sicheren Halt fand.
Er atmete tief durch und wischte das Wasser aus seinem Gesicht. Es war noch nicht dunkel geworden, aber das Wetter ließ keinen normal hellen Tag zu. Die Welt verschwamm in einem grauen Zwielicht. Es würde nicht mehr lange dauern, dann schob sich die Dämmerung heran.
Suko nahm an, dass er bisher noch nicht gesehen worden war. Es gab keine Fenster an der Rückseite. Nur eben diese eine Tür, um die er sich kümmern musste.
Sie bestand aus Metall. Das Schloss sah recht schlicht aus und würde ihm beim Offnen nicht allzu große Schwierigkeiten machen. Die Metallklinke zeigte einen leichten Schwung nach unten, als hinge sie lose in der Fassung.
Suko spürte wieder den Regen im Nacken, den ein Windstoß hingeschleudert hatte. Er drückte die Klinke. Sie gab nach, war einfach locker, und er hätte beinahe aufgelacht, als er feststellte, dass die Tür nicht verschlossen war. Zwar klemmte sie, aber nach einem leichten Druck ließ sie sich nach innen schieben.
Vor ihm lag das Innere des fensterlosen Anbaus. Er schaute in die graue Dunkelheit, in der nichts zu erkennen war. Aber er ahnte den Gang vor ihm. Zunächst tat er nichts. Kein Hineinleuchten, nur ein Lauschen nach irgendwelchen verdächtigen Geräuschen.
Die kamen Suko nicht zu Ohren. Er schob sich in den Gang hinein und zog die Tür so leise wie möglich zu. Sie fiel nicht ganz ins Schloss und wurde nur angelehnt.
Er blieb in der Dunkelheit stehen und wartete. Stille umgab ihn. Das Tropfen des Regens war so gut wie kaum zu hören, und auch menschliche Stimmen drangen nicht an seine Ohren. Dieser Anbau musste von dem normalen Haus abgekoppelt sein. Aber was verbarg sich hier?
Suko holte seine Lampe hervor. Der kalte, helle Strahl schnitt eine Schneise in die Dunkelheit, sodass Suko erkannte, dass dieser Flur nicht so lang war wie er es sich vorgestellt hatte. Er endete nach nicht ganz drei Metern an einer Kreuzung. Von zwei Seiten liefen hier ebenfalls Flure zusammen. Der Boden sah ungepflegt aus. Estrich, keine Bohlen, auch keine Fliesen. Hier hatte man nicht viel Wert auf Äußerlichkeiten gelegt. Die Wände waren grau, die Decke ebenfalls. Dort malten sich zwar Lampenschalen ab, aber Suko hütete sich davor, das Licht einzuschalten. Er kümmerte sich nicht um die dunklen, altmodischen Lichtschalter.
Rechts und links waren die Flure ebenfalls kurz, aber sie wiesen eine Besonderheit auf. Es gab mehrere Türen, also mussten hier auch Zimmer zu finden sein.
Der Anbau kam Suko suspekt vor.
Wenn er näher darüber nachdachte, erinnerte er ihn an ein zusätzlich angebrachtes Versteck, von dem die normalen Heimbewohner sicherlich nichts ahnten. Wenn das stimmte, was sollte hier vor den Augen der anderen versteckt werden?
Es war für Suko gar nicht so schwer, eine Lösung zu finden. Wenn der Geheimdienst sein eigenes Süppchen kochte und das auf einem Gebiet, von dem nichts in die Öffentlichkeit dringen sollte, waren das Heim und der Anbau nahezu ideal. Hier konnten gewisse Leute in aller Ruhe arbeiten.
Die Offiziellen wussten angeblich von nichts, und wenn die Sache mal aufflog, konnte jeder seine Hände in Unschuld waschen.
Nur - was wurde hier durchgezogen? Was hatte man zu verbergen? Suko dachte an Abel Morley.
Für ihn spielte dieser Mann eine Schlüsselrolle. Nur gefunden hatte er ihn noch nicht.
Er fragte sich, wie es John Sinclair und Lady Sarah gehen mochte. Ob man sie abgewiesen hatte oder ob der Bluff klappte. Wahrscheinlich würde man ihnen das Haus zeigen und natürlich nicht auf den Anbau hinweisen, der war für die normalen Senioren tabu.
Vor der ersten Tür blieb Suko stehen. Sie war nicht extra noch stabilisiert worden, und wieder versuchte er es mit einem leichten Klinkendruck.
Die Tür schwang auf…
Na bitte, dachte er, als er auf der Schwelle stehen blieb und in den Raum leuchtete.
Er war fast enttäuscht, als er sah, wie normal dieses Zimmer war. Es gab ein schmales Bett, einen ebenfalls schmalen Schrank, einen Schreibtisch und einen Stuhl.
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