1195 - Krisenherd Andro-Beta
der Sprache der Maahks.
„Ich freue mich, dich zu sehen, und ich hoffe, du weißt, was ich damit meine."
„Das ist sicher. Du willst betonen, daß du Gefühle empfinden kannst. Das unterscheidet uns voneinander, schließt aber eine Verständigung nicht aus. Wir haben euch wissen lassen, daß Andro-Beta für euch gesperrt ist. Ihr solltet das respektieren."
„Aber das tun wir doch, Grek 1. Wir möchten nur den Grund erfahren."
„Dann geht weiter. Ihr braucht eure Schutzanzüge nicht zu schließen. Auch im Nebenraum könnt ihr atmen."
Ein Schott öffnete sich zu einem weiteren Raum. Bully ging hindurch. Er fragte sich, was Grek 1 ihnen wohl zeigen wollte. Es mußte einen schwerwiegenden Grund für die Maahks geben, daß sie Andro-Beta sperrten, aber die Phantasie des Terraners reichte nicht aus, sich vorzustellen, was das sein könnte.
Der Nebenraum war nur klein. Er bot gerade soviel Platz, daß Vishna, die Kommandantin und die beiden Männer darin stehen konnten. Durch eine Glasscheibe blickten sie in einen weiteren Raum, in dem auf einem Tisch eine menschliche Gestalt lag.
Reginald Bull erkannte sofort, um wen es sich handelte.
„Wir haben diese Frau aus einem fast völlig zerstörten tefrodischen Raumschiff geborgen", hallte die Stimme des Maahk-Kommandanten aus den Lautsprechern über ihren Köpfen. „Das Schiff war auf dem Weg von Andro-Beta nach Andromeda und wurde das Opfer eines durchgehenden Bordfusionsmeilers.
Bully war wie erstarrt. Er brachte keinen Laut über die Lippen.
Die tote Frau auf dem Tisch war Mirona Thetin.
Bull hatte keinen Zweifel daran, daß es sich um einen Duplo handelte. Ebenso wenig zweifelte er daran, daß der Dekalog dahintersteckte. Irgendwie dürfte der Dekalog in den Besitz einer Atomschablone von Faktor Isowie eines Multiduplikators geraten sein, und es war zu befürchten, daß auch andere Duplikate der Meister der Insel auftauchten.
*
Ich wich bis in den äußersten Winkel meines Gefängnisses zurück.
Grek 3 schäumte vor Wut. Noch nie hatte ich einen Maahk in einer solchen Verfassung gesehen.
„Nun hört sich alles auf", sagte ich verzweifelt. „Habt ihr den Verstand verloren? Ich bin vollkommen wehrlos. Und ich habe nicht das geringste damit zu tun, daß ihr diese Frau gefunden habt. Außerdem - es ist doch geradezu lächerlich, daß ihr vor einer Toten Angst habt."
„Diese Frau sollte seit mehr als tausend Jahren tot sein", erwiderte Grek 1. Seine Stimme wurde lauter und schriller. Sie verriet mir, daß sein Nervenkostüm vollkommen durcheinander war. „Wir haben sie untersucht. Sie ist erst seit ein paar Wochen tot."
„Mirona Thetin", erwiderte ich und stellte erleichtert fest, daß Grek 3 sich ein wenig beruhigt hatte. „Ob seit tausend Jahren tot oder seit einigen Wochen - sie kann euch nicht mehr schaden."
„Wenn Faktor Inoch vor wenigen Wochen gelebt hat, dann besteht die Gefahr, daß auch die anderen Faktoren noch existieren."
„Die Macht der Meister der Insel ist gebrochen. Seit tausend Jahren schon", versuchte ich abzuwiegeln.
„Glaubt ihr wirklich, Mirona Thetin wäre über eine so lange Zeitspanne hinweg untätig geblieben, wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, aktiv zu werden? Fallt doch nicht auf einen solchen Schwindel herein. Bei dieser Frau handelt es sich wahrscheinlich um einen Duplo."
Ich bemerkte, daß Grek 3 zitterte.
Das kann doch nicht wahr sein! dachte ich. Diese Riesen, die angeblich keine Gefühle, sondern nur eiskalte Logik kennen, haben Angst. Sie reagieren paranoid. Sie leiden unter Verfolgungswahn. Ursache dafür kann nicht nur sein, daß sie die Leiche von Mirona Thetin gefunden haben. Da muß noch mehr im Spiel sein.
„Du wirst deinen Lebensraum jetzt verlassen", dröhnte die Stimme von Grek 1 aus den Lautsprechern. „Sofort!"
„Wie du willst."
Ich tat, als sei mir diese Anweisung höchst gleichgültig. Tatsächlich hätte ich aufschreien können vor Freude, denn nun endlich hatte ich die Möglichkeit, aus den Augen von Grek 3 zu verschwinden und damit der Gefahr zu entgehen, aus Versehen oder aus purer Nervosität erschossen zu werden.
Eine Schleuse öffnete sich, und ich trat auf einen Gang hinaus, in dem ebenfalls eine Sauerstoffatmosphäre herrschte. Da Grek 1 mir keine weiteren Befehle gab, ging ich einfach weiter. Eine weitere Schleuse öffnete sich vor mir, und dann blieb ich wie angewurzelt stehen. Eben noch hatte ich es eilig gehabt, aus der Nähe von Grek 3 zu verschwinden, jetzt war
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