1198 - Traumzeit
„Ich kann nichts sehen, nicht einen Hauch von Plasma", erklärte er mit zuckenden Schnurrhaaren.
Der Silberne stöhnte innerlich über die Begriffsstutzigkeit des Zulinen. Dabei lag des Rätsels Lösung doch auf der Hand. Das Ordoban-Element hatte sich nicht an die Versorgungssysteme anschließen lassen.
Deshalb war es nicht gewachsen und deshalb war es nicht über alle Integrationskammern verbreitet.
Vielleicht hatte es den Wachstumsprozess aber auch nur unterbrochen, als ihm die Kontrollelemente seines Gebiets die Annäherung des Raumschiffs gemeldet hatten. Dann war es irgendwo versteckt. „Uns bleibt nichts weiter übrig, als die gesamte Schaltstelle zu durchsuchen!" stellte er fest und begriff im selben Moment, wie gering die Aussichten von zweihundert Robotern und hundertdreißig Zulinen waren, eine Plasmamasse vom Volumen eines kleinen Raumschiffs in einer Anlage zu finden, die das Volumen von achtzig durchschnittlichen Planeten besaß. Dennoch hatte er keine Wahl.
„Fangt an!" befahl er.
Das verschwundene Ordoban-Element war nicht die einzige Sorge Halmsews.
Er hatte gleich nach seiner Ankunft in der Schaltstelle über Helmfunk versucht, die drei durch den Transmitter gegangenen Armadaschmiede zu erreichen - vergeblich. Es stellte sich auch bei wiederholten Versuchen kein Erfolg ein.
Den Zulinen gegenüber verschwieg er es. Er kannte das Maß ihrer Loyalität gegenüber ihren Besitzern nicht und wollte nicht riskieren, dass sie widerspenstig wurden, wenn sie annehmen mussten, dass er Sakonew und seine Begleiter in den Tod geschickt hatte.
Nicht, dass er so schwarz sah. Er hoffte, dass sie irgendwo rematerialisiert waren, wo sie über Helmfunk nicht zu erreichen waren, und dass sie irgendwann doch noch Kontakt zu ihm aufnehmen würden. Tief in seinem Innern aber wusste er, dass er auch mit dem Schlimmsten rechnen musste, damit, dass sie entstofflicht im Hyperraum gestrandet und dort verweht waren. Er würde sich jedenfalls hüten, einen Transmitter des Armadaherzens zu benutzen, solange es nicht voll und ganz unter der Kontrolle der Armadaschmiede stand.
Noch schienen die Zulinen sich nicht darüber zu wundern, wo ihre Besitzer geblieben waren. Bei der riesigen Ausdehnung der Schaltstelle war das begreiflich - und von seinen Kontaktversuchen wussten sie nichts. Er hatte dazu eine Frequenz benutzt, die der Hilfstruppe mit ihren primitiveren Helmfunkgeräten verschlossen war. Früher oder später würden sie aber Fragen stellen. Deshalb zerbrach sich Halmsew den Kopf, welche Antworten er ihnen darauf geben sollte.
Doch die Suche nach dem verschwundenen Ordoban-Element hatte absoluten Vorrang. Halmsew beorderte auch die beim Schiff wartende Hundertschaft Roboter in die Schaltstelle, damit sie sich an der Suche beteiligte. Die anderen zwei Hundertschaften hatten sich inzwischen über zahlreiche Korridore und Schächte verteilt und schwärmten ständig weiter aus. Auch die Zulinen suchten fieberhaft.
Halmsew ließ sich immer wieder den Bauplan der Schaltstelle durch den Kopf gehen und zerbrach sich den Kopf darüber, welche Teile von ihr sich als Verstecke anboten. Er fand keine Antwort darauf. Die Schaltstelle war durch und durch einfach und übersichtlich gebaut. Es gab außer den Integrationskammern nur Korridore und Schächte. Natürlich waren auch Kraftstationen vorhanden, doch in ihnen herrschte tödliche Strahlung. Die Nahrungs-Synthesizer eigneten sich ebenfalls nicht als Verstecke.
Es gab in der ganzen Schaltstelle nicht ein Versteck. Oder doch?
Die Schächte der Lüftungs- und Klimaanlage fielen dem Silbernen ein. In ihnen konnte sich ein amorphes Plasmawesen durchaus verbergen. Sofort erteilte er den Robotern und den Zulinen den Befehl, alle Schächte zu durchsuchen.
Er selbst bewegte sich mit Hilfe seines Flugaggregats Schacht um Schacht hinauf. Es ging ihm dabei nicht darum, das Ordoban-Element aufzuspüren. Zu deutlich waren noch seine Erinnerungen an das Wüten des frisch gebildeten Kollektivwesens an Bord der ICCUBATH.
Nein, Halmsew verspürte kein Verlangen danach, persönlich mit dem Ordoban-Element konfrontiert zu werden. Dazu waren die Roboter da und die Zulinen. Er wollte lediglich erkunden, ob das Plasmawesen eine Möglichkeit besaß, in einen der T-Träger einzudringen. Der Bauplan sagte darüber nichts aus.
Nach mehreren Stunden schnellen Fluges merkte er plötzlich, dass er abgebremst wurde. Er erhöhte die Leistung seines Gravo-Paks. Für kurze Zeit erreichte er wieder
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