1199 - In den Klauen des Ghouls
ich etwas, was ich sonst selten im Büro tat.
Ich schloss die Augen…
***
Mit dieser Begrüßung hatte Glenda nicht gerechnet, und sie fragte sich, ob die Frau vielleicht eine Hellseherin war. Kann sein, dass auch ich mich verdächtig gemacht habe, dachte Glenda, obwohl sie sich da nichts vorwerfen konnte.
Glenda rang sich ein Lächeln ab. Sie ärgerte sich zudem, weil sie einen roten Kopf bekommen hatte.
Wie jemand, der ein schlechtes Gewissen hatte, und sie wusste auch nicht, was sie auf die Schnelle antworten sollte, obwohl sie sonst wahrlich nicht auf den Mund gefallen war. Aber dieser Empfang hier hatte sie schon überrascht.
»Kommen Sie - kommen Sie einfach ins Haus…«
Betty Brown hatte bittend und beschwörend gesprochen. Es passte Glenda nicht, dass sie dem Blick der farblosen Augen nicht ausweichen konnte. Die Augen der Frau schienen überall zu sein, ebenso wie die leichte Alkoholfahne vor ihrem Mund. Wäre Glenda nicht von allein gegangen, hätte Betty sie sicherlich gezogen.
Die Ausmaße des Türlochs waren eng und niedrig. Unwillkürlich zog Glenda den Kopf ein, als sie die Schwelle überschritt. Es wäre nicht nötig gewesen. Auch bei aufrechtem Gang wäre sie nicht mit den Haaren am Balken entlanggeschrammt.
Betty ließ sie vorbeigehen. Sie lächelte noch immer. Ein falsches Lächeln, beinahe schon hungrig.
Als Glenda die Frau passiert hatte, stieß diese die Tür wieder zu. Dass sie dabei mit einer geschickten Drehung mit dem innen steckenden Schlüssel abschloss und den Schlüssel danach einsteckte, fiel ihr nicht auf, denn die Atmosphäre dieses seltsamen Hauses hielt sie irgendwie gefangen.
Okay, es war ein Haus, doch Glenda kam es mehr vor wie eine Höhle. Es gab keine hohe Decke, keine breiten Räume zwischen den Wänden. Die Enge konnte man schon als ungewöhnlich betrachten. Ebenso die nach oben führende Treppe, deren Stufen abgewetzt waren. Um tiefer in das Haus zu gelangen, musste Glenda links an der Treppe vorbeigehen. Das getraute sie sich nicht. Sie wartete darauf, dass sich Betty bewegte.
»Schön, dass Sie gekommen sind. Dann bin ich nicht so allein. Ich habe übrigens Kaffee gekocht. Man kann ja nicht nur von Gin und Bier leben.« Sie lachte laut auf.
»Nein, das kann man nicht.«
»Warten Sie, ich gehe vor.«
Betty Brown drängte sich an Glenda vorbei. Wieder schrak die Besucherin zusammen, als sie den Geruch wahrnahm. Er konnte nicht wegdiskutiert werden. Es gab ihn. Diese Person roch nach Moder, wenn auch nicht so stark wie die Hose.
Es ging in ein Zimmer, in dem vieles zusammenkam. Man konnte dort kochen, sich aber auch auf ein Sofa setzen und fernsehen. Glenda war davon überzeugt, dass aus zwei Zimmern eines gemacht worden war. Da hatte man nur eine Wand herausreißen müssen.
Glendas Blick glitt über die Möbelstücke. Was hier stand, hätte auch Platz bei einem Trödler gehabt. Alles wirkte zusammengewürfelt. Da passte nichts zusammen, doch es gab Menschen, die gerade so etwas gemütlich fanden.
»Aber setzen Sie sich doch, meine Liebe.« Glenda wurde angefasst und zur Couch geschoben, die mit einem graubraunen Stoff bezogen war. »Sie können sich wie zu Hause fühlen. Ich heiße übrigens Betty Brown.«
»Glenda Perkins.«
»Nett. Darf ich Glenda sagen?«
»Wenn Sie wollen.«
»Klar, ich bin Betty.«
Glenda ließ sich auf die Couch fallen, deren Sitze sehr weich waren. Sie glaubte, darin einsinken zu müssen und hätte sich nicht gewundert, wenn sie plötzlich den Boden berührt hätte. Die Kissen neben ihr kamen ihr plötzlich sehr groß vor.
»Ich hole den Kaffee. Machen Sie es sich gemütlich. Wenn Sie rauchen wollen, auf dem Tisch vor Ihnen steht ein Aschenbecher.«
»Nein, danke.«
Betty lächelte kurz und drehte Glenda den Rücken zu. Sie ging dorthin, wo ein Herd, ein Küchenschrank und einige Kochgeräte standen.
Es war eine alte Bude mit kleinen Fenstern, zu denen schmutzige Scheiben gehörten. Man musste sich schon Mühe geben, um draußen etwas zu erkennen. In der Nähe gab es Menschen, die arbeiteten. Da pulsierte das Leben, doch Glenda kam sich in diesem Haus wie eingeschlossen vor. In die Fremde verschleppt. Sie schaute sich um. Die Tapete sah feucht aus. Der alte Teppich auf dem Boden verdiente nur den Namen Filz, und die Einrichtungsgegenstände konnte sie ebenfalls vergessen.
Hätte nur noch gefehlt, wenn das Wasser von der Decke getropft wäre. Dieser Bau war reif für den Abbruch und als Wohnstatt ungeeignet. Zumindest für
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