12 – Das Raetsel von Chail
dokumentieren, deren Raumschiff sie zum Absturz gebracht hatten, oder steckte eine andere Absicht dahinter?
Mit unruhigen Schritten durchmaß der Aktivatorträger das kleine, nur mit einer Liege, einem Tisch, zwei Stühlen und einer rustikalen Truhe möblierte Zimmer.
Was war mit der SOL? Befand sie sich überhaupt noch im Chail-System? Atlan hätte es Chart Deccon nicht einmal verdenken können, wenn dieser den Startbefehl gegeben hätte. Möglicherweise war der Absturz der Space-Jet an Bord beobachtet worden, und da sowohl der Funkkontakt als auch die telepathische Verbindung abgerissen waren, konnte davon ausgegangen werden, dass die Besatzung der CAMELOT umgekommen war.
Mit den Gefährten mochte der Arkonide über derartige Dinge nicht diskutieren. Allein die Aussicht, dass die SOL, ihre Heimat, einfach verschwand und sie zurückließ – egal, ob freiwillig oder unter dem Druck der Roxharen – musste für Breiskoll und Kolsch unerträglich sein und sie aus dem seelischen Gleichgewicht bringen.
Atlan konnte sich nicht vorstellen, dass es den Chailiden möglich war, mentale Schwingungen und Radiowellen abzublocken oder zu neutralisieren; dahinter mussten die technisch versierten Roxharen stecken. Taten sie es in der Absicht, dass die Führung der SOL glauben sollte, dass das ausgeschleuste Team tot war? Immerhin ergab das einen Sinn: Das Riesenschiff würde das System verlassen, und die Roxharen konnten die drei ungestört an Bord eines ihrer Raumer nehmen. Hatten sie deshalb noch nichts unternommen, weil sie noch auf diesen Moment warteten? Hieß das, dass sich die SOL noch im Orbit befand?
Fragen über Fragen, auf die er keine Antwort wusste. Atlan unterbrach seine unruhige Wanderung und ging zum Fenster. Nachdenklich blickte er auf das Gewimmel der Hauptstraße. Vielleicht lenkte es ihn ein wenig ab, wenn er einen Spaziergang durch die Stadt machte.
Mittlerweile kannte er sich in Syrgan einigermaßen aus und war mit Elgin, Onka und Charyk sogar schon auf den Feldern gewesen. Der Tuchmacher zog dort Pflanzen, die die Fasern lieferten, die er zum Weben benötigte.
Auch Snowar selbst hatte er einmal begleitet, als dieser aufgebrochen war, um die Materialien zu sammeln, aus denen er seine berühmten Farben herstellte. Verwundert hatte der Unsterbliche festgestellt, dass er den Laden während dieser Zeit einfach unbeaufsichtigt ließ; kriminelle Elemente wie Räuber, Diebe und Betrüger schien es auch in der Stadt nicht zu geben.
Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass fremde Raumfahrer beim Tuchmacher Quartier bezogen hatten. So kam es, dass in dem Geschäft mehr Andrang herrschte als sonst, da viele nur kamen, um die Besucher von den Sternen zu sehen. Die drei von der SOL hatten nichts dagegen, gewissermaßen zur Schau gestellt zu werden, ergab es sich so doch nahezu zwangsläufig, dass sie Kontakt zur Bevölkerung erhielten und so manches in Erfahrung bringen konnten.
Snowar war ungeheuer stolz, dass er die Attraktion Syrgans unter seinem Dach beherbergen durfte, doch das Wohl seiner Gäste hatte stets Vorrang. So schritt er energisch ein, wenn einige Planetarier gar zu aufdringlich wurden oder er den Eindruck hatte, dass die Raumfahrer der Ruhe bedurften.
In den wenigen Tagen ihres Hierseins hatten sich zwischen den drei Männern und dem Tuchmacher fast so etwas wie eine Freundschaft entwickelt. Zwar wirkte der Chailide manchmal ein bisschen cholerisch, doch in Wahrheit war er ein herzensguter Mann, der hart arbeitete, um für die junge Frau, seine beiden Ziehkinder und Ystag zu sorgen.
All das ging dem Arkoniden durch den Kopf, als er sein Zimmer verließ und bei Wajsto Kolsch anklopfte. Der Magnide öffnete und legte einen Zeigefinger auf den Mund. Atlan verstand. Geräuschlos trat er ein.
Bjo Breiskoll lag mit geschlossenen Augen auf dem einfachen Bett; er wirkte sehr konzentriert. Atlan vermutete, dass er erneut versuchte, mit jemand auf der SOL in geistigen Kontakt zu treten. Die beiden Männer verhielten sich so still, dass man die berühmte Stecknadel hätte fallen hören können.
Nach einer Weile öffnete der Katzer die Augen und richtete sich auf. Als er die fragenden Blicke seiner Begleiter bemerkte, schüttelte er resignierend den Kopf. Es war ihm also nicht gelungen, die SOL zu erreichen.
»Ich glaube, ein wenig Ablenkung täte uns gut«, sagte der Arkonide betont forsch, um eine Krisenstimmung gar nicht erst aufkommen zu lassen. »Was haltet ihr von einem kleinen Bummel durch die
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