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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atlan
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schneller voranzukommen, bediente er sich eines anderen Vierbeiners als Reittier und führte das Packtier mit sich. In scharfer Gangart trieb der Jäger die gehörnten Huftiere auf Syrgan zu. Schon sah er die Silhouette der Stadt, und nun gab es auch so etwas wie einen Weg.
    Wer immer nach Syrgan wollte, benutzte diesen Pfad. Unzählige Füße und Hufe hatten ihn ausgetreten und festgestampft, die bodendeckende Vegetation war vernichtet worden; nur noch vereinzelte Exemplare der zähesten Pflanzenvertreter fristeten auf der wie zementiert wirkenden Piste ein kümmerliches Dasein.
    Die links und rechts des Weges stehenden blühenden Sträucher milderten den kargen Eindruck ein bisschen, doch Isun hatte keine Augen dafür. Er hatte es eilig, seinen neuen Umhang in Empfang zu nehmen, und er wollte dem Tuchmacher das Wild abliefern, bevor es verdarb.
    Plötzlich sprang vor ihm ein Mann aus dem Gebüsch und verstellte ihm den Weg. Winkend bedeutete er ihm, anzuhalten. Nur mit Mühe gelang es dem Jäger, seine Tiere zu zügeln; nicht einmal eine Armlänge von dem an der gedeckten Kleidung eindeutig als Städter zu erkennenden Chailiden kamen die Murlen zum Stillstand.
    »Bist du von Sinnen?«, schimpfte Isun. »Fast hätte ich dich niedergeritten.«
    »Das wäre dir übel bekommen«, gab der andere zurück. »Los steig ab!«
    »Was soll ich?«, fragte der Jäger verblüfft.
    »Absteigen, aber schnell!«
    »Du scheinst nicht ganz richtig im Kopf zu sein. Aus dem Weg!«
    Isun presste seine Füße in die Flanken des Murls und machte Anstalten, einfach loszureiten. Der hager wirkende Fremde, der nur wenig älter sein mochte als der Jäger, wich ein wenig zur Seite und winkte. Ringsum in den Büschen wurde es lebendig.
    Acht sehnige Gestalten sprangen auf den Weg, kräftige Hände griffen nach Isun und zogen den völlig überraschten Chailiden von seinem Reittier. Bevor er wusste, was ihm geschah, stand er auf dem Boden, umringt von einigen finster und entschlossen aussehenden Männern.
    »Was soll der Unsinn?«, empörte sich der Reiter.
    »Wir dulden keine Dörfler und Pack wie dich mehr in unserer Stadt«, gab der Chailide zur Antwort, der ihn angehalten hatte. Er wandte sich an seine Begleiter. »Los, verpasst ihm eine Abreibung, damit er auch versteht, wie wir das meinen.«
    Einem tückischen Schwinger konnte Isun gerade noch ausweichen, dann traf ein Fausthieb seine Nase; der Schmerz trieb dem keineswegs wehleidigen Jäger die Tränen in die Augen. Er sah rot.
    Blindwütig schlug er um sich und konnte auch einige Treffer anbringen, hatte aber trotz seiner in der Wildnis geschulten Reflexe keine Chance gegen die Übermacht. Die Hiebe in Gesicht und Magen zeigten Wirkung. Ächzend brach Isun zusammen.
    Obwohl er aus zahlreichen Wunden blutete und sein Körper nur noch aus Schmerzen, kraftlosen Muskeln und Übelkeit zu bestehen schien, verlor er nicht das Bewusstsein. Er fühlte, wie er gepackt und auf sein Murl gelegt wurde. Gequält stöhnte er auf.
    »Sag deinen Freunden, dass es ihnen so ergeht wie dir, wenn sie es wagen sollten, nach Syrgan zu kommen. Hast du das verstanden?«
    Mühsam öffnete Isun die Augen und sah den Sprecher an. »Warum ... habt ... ihr das ... getan?«, brachte der Jäger mühsam hervor. »Warum?«
    »Wir haben unsere Gründe«, war die knappe Antwort. Der Chailide gab dem gehörnten Vierbeiner einen Klaps auf das Hinterteil. »Ab mit dir!«
    Für Isun war jeder Schritt des Hornträgers eine Tortur. Schließlich wurden die Schmerzen so übermächtig, dass er das Bewusstsein verlor.
    Als er wieder zu sich kam und die Augen öffnete, lag er im Gras, und jemand beugte sich über ihn. Allmählich setzte das Erinnerungsvermögen wieder ein, und dann wusste er, wem das Gesicht gehörte – es war Snowar. Isun wollte sich aufrichten, doch der Tuchmacher drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück.
    »Bleib liegen, es ist alles gut. Ich habe deine Murlen angebunden, und das Wild ist auch noch da.« Snowar blickte den Jäger besorgt an. »Soweit ich feststellen konnte, hast du dir nichts gebrochen, aber du siehst ziemlich übel zugerichtet aus. Ich denke, es wäre das Beste, wenn ich dich zu Cendran, dem Heiler bringe. Wie ist das überhaupt passiert? Hat dich das Murl abgeworfen?«
    »Nein, es waren Syrganer«, stammelte der Jäger. Ihm bereitete jedes Wort Schmerzen. »Ich will nicht zu Cendran.«
    Verständnislos sah Snowar den Jäger an.
    »Warum willst du nicht zu Cendran gebracht werden? Er ist ein guter

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