12 - Geheimagent Lennet und das tödliche Signal
suchen.«
»Diese Diebin arbeitet unter falschem Namen in der CEAG.
Wenn Sie verschwunden sind, wird man ihr Ihre Aufgaben übertragen, denn sie ist die einzige Stenotypistin in der Firma.
Eines Tages wird sie sich verraten und dann können wir sie festnehmen.«
»Ich werde gern tun, was Sie von mir verlangen, aber zuvor muß ich Monsieur Schmitsky benachrichtigen.«
»Wollen Sie ihm sagen, daß Sie unter falschem Namen bei ihm gearbeitet haben?«
Auf dem breiten Gesicht Madame Laffons zeichnete sich Verblüffung ab. In Wirklichkeit wußte natürlich Schmitsky genau Bescheid; doch konnte sie dies dem Polizisten sagen, ohne ihren Chef verdächtig zu machen? Seriöse Direktoren pflegen sich ja im allgemeinen nicht mit Sekretärinnen zu umgeben, die unter falschem Namen leben.
»Könnte man ihm nicht wenigstens sagen, was Sie mit mir vorhaben, ohne zu sagen, wie?« fragte sie nach einer Pause.
»Wenn Sie Ihre Stellung behalten wollen, wäre dies wohl nicht zu empfehlen, Madame Landry. Lassen Sie Schmitsky in dem Glauben, daß Sie in einem Krankenhaus sind: Wenn er weiß, daß wir eine Falle stellen, wird er sich nicht mehr unbefangen genug verhalten, und die Trolier wird etwas merken.«
»Und wenn ich mich weigere?«
Bertoldi ließ den Wagen an. »Fahren wir zum Polizeipräsidium", sagte er einfach.
Madame Laffon seufzte. Sie war eine intelligente Frau, aber diese Sache war zu kompliziert für sie.
»Und was ist mit dieser Brosche, die ich anstecken soll?«
»Das hat nichts zu bedeuten. Es ist lediglich ein winziger Sender, der es mir ermöglicht, zu hören, ob Sie Ihre Aufgabe getreulich erfüllen und nicht etwa versuchen, irgend jemandem ein Zeichen zu geben. Versuchen Sie auch nicht, jemandem einen Zettel zuzuschieben. In den Läden sind überall meine Leute, die Sie nicht aus den Augen lassen.«
Das war natürlich gelogen. Aber Madame Laffon konnte das nicht wissen. Der Gedanke, durch ein Mikrofon belauert zu werden, das sie selbst an sich trug, hatte für sie etwas so Erschreckendes, daß die Einzelheiten der Überwachung sie nicht weiter beschäftigten.
»Ich habe vermutlich keine andere Wahl?«
»Madame, Sie haben völlig recht.«
Lennet drückte auf einen Knopf. Die Tür auf der rechten Seite des Wagens ging auf. Mit unsicherem Schritt ging Madame Laffon über den Bürgersteig. Lennet schaltete das Radio ein, um den Ereignissen zu folgen, ohne gesehen zu werden.
Nach fünfzig Schritten betrat die Frau eine Bäckerei. Da sie nun einmal beschlossen hatte, diese Komödie zu spielen, wollte sie es auch so gut wie möglich machen. »Guten Tag, Madame", sagte sie, »ich möchte...«
Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Durch die Aufregung war sie ohnehin so bleich, daß es niemand überraschte, sie plötzlich wanken zu sehen.
Sie wandte sich dem Spiegel zu, der über der Theke hing, um selbst das Schauspiel verfolgen zu können, das sie den Bäckersleuten und den anderen Kunden bot. »Ich möchte...«, wiederholte sie.
Ihr Blick war starr.
»Ich glaube...«, sagte sie mit fahler Stimme, »ich glaube, ich fühle mich nicht wohl.«
»Aber Madame Laffon, was fehlt Ihnen denn?« fragte die Bäckersfrau bemüht.
Zu spät! Madame Laffon brach zusammen. Es gab einen kleinen Laut, als ihr Kopf auf die Fliesen aufschlug.
Man stürzte zu ihr hin. Man versuchte, sie aufzurichten. Man gab ihr leichte Klapse. Aber sie reagierte nicht. Man versuchte, ihr Wasser einzuflößen, dann Cognac, aber sie hatte die Zähne aufeinandergebissen. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Glieder starr.
Die Leute sahen den Arzt des Viertels und hielten ihn an. Er fühlte den Puls. Er war ein wenig schnell, kein Wunder nach der Aufregung. »Rufen Sie das Krankenhaus an", riet der Arzt.
Und Lennet sagte in sein Mikrofon:
»Krankenwagen, sofort vorfahren!«
Mit einer bewundernswerten Geschwindigkeit war der Krankenwagen vor der Tür. Er war natürlich nur zweihundert Meter vom Schauplatz entfernt abgestellt, aber das wußte niemand.
Madame Laffon wurde auf eine Tragbahre gelegt und verschwand im Innern des Wagens. Dann fuhr er mit voller Geschwindigkeit und jaulender Sirene davon.
Als der zweite Wagen kam, fanden die Krankenwärter niemand mehr, den sie hätten mitnehmen können. Sie waren ein wenig erstaunt, aber auch wieder nicht allzusehr. Es gab so viele Krankenhäuser, so viele Krankenwagen. Und bei all den Unfällen, all den Verletzten!
Lennet wartete den Rest übrigens nicht ab. Er wollte seiner Freundin
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