12 - Geheimagent Lennet und das tödliche Signal
Nicole einen kleinen Besuch abstatten.
Er ließ die Brille, die Perücke, die beiden falschen Platinkronen, die Jacke, die Weste und die Krawatte im Wagen.
Nur mit weißem Hemd und dunkler Hose kam er bei Nicole an.
»Guten Abend, Lennet", sagte Nicole, als sie ihm die Tür öffnete. »Ich habe gehofft, daß du noch vorbeikommst. Weißt du überhaupt, daß ich keine Möglichkeit habe, dich zu erreichen?«
»Das tut mir leid, Nicole. Ich bin ein Esel. Ich gebe dir zwei Nummern, die du am besten auswendig lernst: Die meines Hotels und die unserer Verbindungsstelle hier unten. Da ist immer jemand zu erreichen. Aber hast du denn Neuigkeiten?«
»Neuigkeiten ist zuviel gesagt. Aber ich dachte, es interessiert dich vielleicht, daß heute nachmittag ein Mann bei der CEAG
aufgetaucht ist. Du weißt ja, es kommen nicht viele Leute in den Laden. Er sagte, er sei von der Polizei und wollte Schmitsky sprechen. Ich bin ihm absichtlich über den Weg gelaufen, als er ging, um ihn dir beschreiben zu können. Er hatte etwa deine Größe und dunkle Haare. Außerdem trug er eine Brille und zwei Platinkronen auf den vorderen Zähnen. Du siehst, ich habe sogar das bemerkt. Er war sehr gut angezogen. Der Anzug hatte die Farbe der Hose, die du anhast. Er... Was lachst du denn?«
»Du wärst ein hervorragender Detektiv! Komm einmal mit und sieh dir an, was ich in meinem Wagen zurückgelassen habe, ehe ich bei dir anklopfte.«
Die verbotene Tür
An diesem Abend klingelte bei Schmitsky das Telefon.
»Hallo? Könnte ich den Direktor der CEAG sprechen?«
»Wer spricht dort?«
»Doktor Morkus.«
»Hier Schmitsky.«
»Es tut mir sehr leid, aber ich muß Ihnen mitteilen, daß einer Ihrer Angestellten, einer Madame Linette Laffon, vor kurzem ein Unfall zugestoßen ist.«
»Was für ein Unfall?«
»Ihr wurde in einem Laden schlecht, und sie wurde in die Klinik nach Cannes gebracht. Dort wurde sie von Dr. Franchot untersucht. Man hat auch ihre Papiere durchgesehen, und da sie nichts bei sich hatte, was auf Verwandte oder Bekannte schließen ließ, die man bei einem Unfall benachrichtigen könnte, dachte ich, es sei das beste, ihren Arbeitgeber zu benachrichtigen. Glücklicherweise hatte Madame Laffon einen Lohnstreifen in ihrer Handtasche, und so konnten wir Sie finden.
Wären Sie so freundlich, mir zu sagen, ob Madame Laffon verheiratet ist oder ob sie Verwandte hat, die ich erreichen kann?«
»Madame Laffon ist geschieden. Meines Wissens hat sie keine Verwandten. Ich bin nicht nur ihr Arbeitgeber, ich bin auch ein Freund. Wollen Sie mir nicht Einzelheiten über ihren Zustand mitteilen?«
»Ich fürchte, Monsieur, dazu habe ich nicht das Recht. Sie gehören ja nicht zur Familie. Ich kann Ihnen jedoch soviel sagen, daß es sich um eine ganz besondere Art von Gehirnparalyse handelt, die meine Spezialität ist. Deshalb hat Dr. Franchot mich auch sofort angerufen. Und ich habe beschlossen, Madame Laffon in die Klinik bringen zu lassen, die ich leite.«
»Wann kann ich Madame Laffon sehen?«
»Sie können sie frühestens in ein paar Wochen besuchen.
Sonst würde die Behandlung gefährdet sein.«
»Aber Doktor, das glauben Sie doch selber nicht. Ich bin zwar kein Verwandter, aber wahrscheinlich werde ich Ihre Rechnung bezahlen müssen, und folglich...« Schmitsky gluckste aufgeregt.
»Es gibt keine Rechnung, Monsieur. Madame Laffon stellt für mich einen so außerordentlich interessanten Fall dar, daß ich sie umsonst behandeln werde. Meine Sekretärin wird sie über die Fortschritte in der Behandlung auf dem laufenden halten.«
»Geben Sie mir wenigstens Ihre Adresse.«
»Gern. Doktor Morkus, Morkus-Klinik in Grasse. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend!«
Auch bei dieser Gelegenheit reagierte Schmitsky mit dem ihm eigenen Mißtrauen. Er rief zuerst Dr. Franchot im Krankenhaus in Cannes an. Der war jedoch Informant des Geheimdienstes und bestätigte die ganze Geschichte. Außerdem sang er laute Loblieder auf Dr. Morkus und seine Klinik.
»Ich kann die Klinik nicht im Telefonbuch finden", wandte Schmitsky ein.
»Ich gebe Ihnen gern seine Nummer", erwiderte Franchot. Es war eine der Nummern des Geheimdienstes. Und die Vermittlung meldete sich auf dieser Nummer mit »Morkus-Klinik", und zwar so natürlich, daß Schmitsky überzeugt war und auflegte. Trotzdem kam ihm das alles nicht sehr geheuer vor. Diese Hubschrauber, die ihm fast das Dach abrasierten, diese Versicherungs- und Polizeiinspektoren, diese plötzliche
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