12 - Geheimagent Lennet und das tödliche Signal
Briefkasten.
Anschließend stiegen sie wieder in ihren Wagen und fuhren zweihundert Meter weiter.
Einige Minuten später erschien Clapan mit dem Wagen der CEAG. Er hatte eine kleine Tasche bei sich.
Zuerst wandte er sich dem alten Briefkasten zu, las das Schild, hob die Schultern, wandte sich dann dem zweiten zu, steckte die Hand in die Tasche, zögerte, ging einen Schritt zum Wagen zurück, zögerte abermals, ging zurück, zog eine Anzahl von Briefen heraus und steckte sie in den Kasten. Er sah noch einmal nach, ob er auch alle Briefe aus der Tasche genommen hatte. Dann stieg er in seinen Wagen und fuhr davon.
Lennet rannte zu dem Lastwagen hin. »Kommt!«
Der Lastwagen fuhr zur Kreuzung zurück, und die beiden Handwerker brachten alles wieder in den normalen Zustand. In der Zwischenzeit war ein alter Herr vorbeigekommen, der seinen Hund spazierenführte, und hatte einen Brief in den neuen Kasten geworfen. Aber da er als einziger mit der Hand geschrieben war, fanden die beiden Männer ihn leicht heraus und warfen ihn in den normalen Kasten.
Der Lastwagen fuhr an dem 2 CV vorbei. »Hier, Krebs", sagte der Fahrer und reichte Lennet die vierzehn Umschläge. »Danke, Herr Postbeamter!«
Ehe er die Umschläge öffnete, überflog Lennet die Adressen.
Mehrere Namen waren ihm völlig unbekannt, andere waren Besitzer großer Hotels und Kasinos. Einer war an den Herausgeber einer Zeitung gerichtet und einer... an den Premierminister!
Lennet kehrte ins Hotel zurück, ließ sich einen Tee auf sein Zimmer kommen und verschloß die Tür. Dann öffnete er über dem Dampf des heißen Tees den Brief, der an den Zeitungsmann adressiert war.
Beim Lesen flimmerte es ihm vor den Augen, und er mußte den Brief noch zweimal lesen, ehe er glaubte, was da stand!
Die Zeilen verschwammen vor Lennets Augen. So hatte er sich Schmitskys Plan nicht vorgestellt
Der skrupellose Erpresser
13. Mai
Monsieur, dieser Brief, der gleichzeitig an dreizehn weitere Personen abgegangen ist, beabsichtigt nicht, Sie übermäßig zu beunruhigen, sondern enthält lediglich die Bitte, sich mit eben diesen Personen, deren Namen Sie in der Anlage finden, zusammenzutun, um gemeinsam die Summe von 10000000000 F
(zehn Milliarden Francs) aufzubringen. Wie Sie mir diese Summe zukommen lassen, werde ich Ihnen noch mitteilen.
Ob Sie diese Angelegenheit zu einer großen Affäre aufbauschen oder so geheim wie möglich halten, kümmert mich nicht. Allerdings muß ich Sie verpflichten, Ihre Zustimmung zu dem Projekt über den regionalen Rundfunk mitzuteilen.
Folgender Schlüsselsatz muß in den Nachrichten gesendet werden: »Vergessen Sie nicht, daß die Côte d'Azur das Paradies auf Erden ist.« Wenn ich diesen Satz vernommen habe, werde ich mit dem Büro des Premierministers Kontakt aufnehmen.
Sie fragen sich sicherlich, Monsieur, was eigentlich geschehen wird, wenn Sie meiner Forderung nicht nachkommen.
Die Antwort ist ganz einfach: Die Côte d'Azur wird vernichtet.
Ausgelöscht!
Eine Sturmflut mit Wogen von mehr als dreißig Metern Höhe wird sich über eine Dauer von etwa vier Stunden über die Küste ergießen. Die Menschen ertrinken. Häuser und Gebäude werden zerstört. Nach den Berechnungen meiner Wirtschaftsexperten wird es wenigstens drei Jahre dauern, ehe die Küste dreißig Prozent ihres jetzigen Wohlstands wiedererlangt hat. Die Sturmflut beginnt am 15. Juli um 6 Uhr!
Ich lasse Ihnen knapp vierundzwanzig Stunden Zeit, um die Summe aufzubringen. Bei einer größeren Zeitspanne muß ich befürchten, daß Sie die Bevölkerung evakuieren lassen und die
materiellen Schäden auf die Gewinn-und-Verlust-Rechnung setzen. Schließlich sind die meisten von Ihnen versichert. Aber eines ist sicher. Sie können keinesfalls alle Einwohner von Nizza bis Toulon in der kurzen Zeit vom Empfang dieses Briefes bis zum Auslösen der Sturmflut evakuieren. Insbesondere, wenn man die extreme Bevölkerungsdichte in diesem Teil Südfrankreichs in Betracht zieht. Sie werden also um so mehr alles in Ihrer Macht Stehende tun, um meiner Bitte nachzukommen.
Wie ich die Sturmflut auslösen will? Ganz einfach: In dem ich eine Atombombe explodieren lasse, die bereits in einiger Entfernung von der Küste auf dem Meeresboden verankert wurde.
Sie wissen sicher, daß die jüngsten Entdeckungen der Wissenschaft, insbesondere was die Verarbeitung von Plutonium betrifft, zwar nicht jedem einfachen Bürger, aber doch einer Gruppe privater Wissenschaftler die Herstellung einer
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